Ist künftig überhaupt noch der Ausdruck des Kaufwunschs nötig? „Als wir vor 15 Jahren mit Google starteten, war es meine Vision, dass die Menschen nicht mehr suchen müssen, um an Informationen zu kommen, die Informationen sollen zu ihnen kommen“, erklärte Larry Page im Jahr 2013.
Einen großen Schritt bei der Realisierung dieses Plans hat Google mit einem Zukauf aus dem Jahr 2014 gemacht: Der Konzern kaufte den Londoner Big-Data-Spezialisten Rangespan. Bis dahin analysierte das Unternehmen die Anfragen Tausender Lieferanten – etwa für die Supermarktkette Tesco. Für Google sollen die Mitarbeiter des Unternehmens das Verhalten der Kunden bis ins Detail analysieren und die Google-Angebote entsprechend des Verhaltens optimieren.
So will Google künftig ein mögliches Kaufverhalten antizipieren, ohne dass überhaupt eine Suchanfrage gestellt wird. „Schläft beispielsweise ein Paar seit drei Monaten in derselben Wohnung, kann Google das anhand der Ortungsdaten des Smartphones erkennen“, sagt Markus Tandler, Experte für Suchmaschinen.
Wenn nun die Frau nach Hochzeitskleidern sucht und ihr Mann in den letzten Tagen bei einem Juwelier war, ahnt Google: Die Hochzeit steht ins Haus. Entsprechende Angebote könnte das Unternehmen direkt aufs Handy schicken -– etwa für einen Anzug. Google will nicht mehr den Menschen zum Produkt bringen, sondern das Produkt zum Menschen.
So müsste der Nutzer beispielsweise gar nicht mehr die Amazon-Webseite besuchen, um dort zu bestellen. Google wählt selbst aus, welche Angebote es weiterleitet und kassiert eine Provision. „Ab diesem Moment hat Amazon ein Problem“, sagt Tandler. Heute sucht fast jeder, der etwas im Internet kaufen will, direkt bei Amazon -– diese Zeiten könnten dann vorbei sein. „Diese Entwicklung hat das Potenzial, die Werbe- und Verkaufswelt komplett zu revolutionieren“, so Tandler. Bis es soweit ist, braucht Google seiner Einschätzung nach allerdings noch einige Jahre.
Amazons deutsche Logistikzentren
Im hessischen Bad Hersfeld hat Amazon gleich zwei Logistikzentren. Dort wurde 1999 das erste Logistikzentrum innerhalb von Deutschland eröffnet. Zehn Jahre später folgte ein zweites Zentrum.
Das Zentrum in Leipzig gibt es seit 2006 und ist so groß wie elf Fußballfelder. Dort sind 2000 Arbeitskräfte festangestellt.
Der Logistikstandort Werne wurde 2010 eröffnet, ein Jahr später wurde eine weitere Halle eröffnet. Die Gesamtfläche ist so groß wie 19 Fußballfelder. Für 2017 ist ein kompletter Neubau geplant.
In Rheinberg hat Amazon mehr als 1700 Mitarbeiter. In der Weihnachtszeit kommen 1800 Saisonkräfte hinzu. Das Zentrum gibt es seit 2011.
Mit 110.000 Quadratmetern oder 17 Fußballfeldern an Lagerfläche stellt Graben bei Augsburg eines der größten deutschen Logistikzentren von Amazon. Sechs Lagerhallen umfasst das Versandzentrum, das es seit 2011 gibt.
Das Logistikzentrum in Koblenz wurde 2012 eröffnet und umfasst rund 17 Fußballfelder an Lagerfläche. Dort hat Amazon mehr als 1000 Mitarbeiter und stellt jedes Jahr doppelt so viele Saisonkräfte ein.
Das Logistikzentrum in Pforzheim gibt es seit Herbst 2012. Dort hat Amazon 1000 Mitarbeiter. In der Weihnachtszeit werden doppelt so viele Saisonkräfte eingestellt. Das Gelände ist 110.000 Quadratmeter groß.
Brieselang ist der neueste Standort von Amazon in Deutschland. Er wurde im Herbst 2013 eröffnet. Mit einer Größe von umgerechnet 10 Fußballfeldern gehört er zu den kleinsten Standorten.
Amazon hält dagegen. Fragt man Scott Galloway, Marketingprofessor an der New York Universität, wird Amazon eines Tages seine Kunden so gut analysiert haben, dass es proaktiv Waren sendet, die dem Profil des Kunden entsprechen. „Ich denke darauf läuft es hinaus“, sagte er der New York Times. „Ich kriege einmal die Woche eine Box mit all den Dingen, von denen Amazon glaubt, ich brauche sie.“
Ein entsprechendes Patent für antizipatorischen Paketversand hat Amazon vor Jahren angemeldet. Auf den Weg dorthin hilft Amazon ein Gadget, das neben den USA mittlerweile auch in Großbritannien angekommen ist.