Amazon Der Onlineriese kämpft mit allen Tricks

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Was will Amazon?

Doch was hat Amazon von der ganzen Sache? Ganz einfach: Der Online-Gigant kommt so an Waren, die er auf anderem Weg nicht bekommen könnte. Denn viele Hersteller verkaufen ihre Produkte bewusst nicht an Amazon. Sie haben einen selektiven Vertrieb über Fachhändler, die entsprechenden Service und Beratung bieten.

„Amazon hat damit einen ganz bewussten Angriff auf die Vertriebspolitik der Hersteller vollzogen“, schimpft Christian Romanowski. Er produziert unter der Marke Chroma hochwertige Messer, die auch in der Gourmetküche verwendet werden. Als er die Änderung der Geschäftsbedingungen bemerkte, hat er sofort alle seine Händler angeschrieben. „Wer Amazon den Kauf des Lagerbestandes genehmigt, wird von mir nicht mehr beliefert“, erklärt der Unternehmer.

Die beliebtesten Händler in Deutschland

Romanowski hat mit Amazon eine ganz spezielle Geschichte, die er auf www.jeff-das-messer.de aufgeschrieben hat. Jahrelang hat er sich, auch vor Gericht, dagegen gewehrt, dass der E-Commerce-Konzern seine Produkte direkt vertreibt. Nur seine autorisierten Fachhändler durften die Messer über den Amazon-Marktplatz verkaufen. Doch obwohl sich Romanowski weigerte, Amazon zu beliefern, tauchten seine Messer immer wieder auf der Verkaufsplattform auf. Um zu ermitteln, wie Amazon an die Messer kam, griff er zu einer List: Er kennzeichnete die Messer heimlich mit einer UV-Markierung.

Das überraschende Ergebnis: Testkäufe belegten, dass zumindest ein Teil der angebotenen Messer aus dem Bestand eines Fachhändlers stammten, der die Messer in einem Amazon-Lager gelagert hatte. Amazon hatte dort Messer als „verloren“ deklariert und dem Fachhändler den Verlust ersetzt. Andere Messer stammten aus der Bestellung eines Werbemittelhändlers, der sie angeblich für den Prämienkatalog der Sparkasse haben wollte.

Kochmesser.de hat Amazon abgemahnt und sich dann in zweiter Instanz außergerichtlich geeinigt.

Mit dem automatischen Kauf des Lagerbestandes umgeht Amazon all diese Probleme. Der Fachhändler hat schließlich zugestimmt – wenn auch häufig unwissentlich. „Viele Hersteller erkennen die Gefahr nicht“, sagt Romanowski. „Wenn sie anfangen, Amazon zu beliefern, haben sie irgendwann nur noch einen Händler, nämlich Amazon.“ Und der schreibe ihnen dann die Konditionen vor.

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