Der aktivistische Investor Jonathan Litt macht Druck. Er kontrolliert rund fünf Prozent der HBC-Aktien und hält dessen Management gehörig auf Trab. In einem offenen Brief forderte Litt am vergangenen Montag, HBC solle „Europa verlassen“ und die Immobilien von Kaufhof, das operative Geschäft „oder beides“ schleunigst verkaufen. Die Einnahmen sollten dann unter den Aktionären verteilt werden. Unternehmenschef Storch erklärte zwar, sein „Bekenntnis zum deutschen Markt und zu unseren Investitionen in Europa ist stärker denn je“. Doch allen Treueschwüren zum Trotz halten sich in Handels- und Immobilienkreisen hartnäckig Gerüchte, HBC wolle zumindest einzelne Häuser aus dem Kaufhof-Portfolio losschlagen. Dafür spricht auch, dass die Kaufhof-Liegenschaften gerade unter hohem Zeitdruck neu bewertet wurden.
Ein Sprecher sieht darin einen Routinevorgang, der Markt die Chance auf einen Befreiungsschlag: Der Konzern könnte über Immobiliendeals seine Finanzlage entspannen und ein Friedenssignal an Litt senden.
Ohnehin kommt den Immobilien besondere Bedeutung zu. „HBC ist im Grunde ein Immobilienkonzern mit angeschlossenem Handelsgeschäft“, sagt Handelsprofessor Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein. Das stellten Storch und Baker schon bei ihrem Einstieg in den deutschen Markt vor gut zwei Jahren unter Beweis.
Sie hatten vom Kaufhof-Verkäufer Metro damals neben dem operativen Geschäft auch 59 Warenhausimmobilien übernommen. Um den Kaufpreis von 2,8 Milliarden Euro zu stemmen, fädelte das Duo einen komplexen wie gewagten Deal ein. 41 Standorte wurden sofort an ein Gemeinschaftsunternehmen von HBC und einem US-Immobilienkonzern weiterverkauft. Darunter die Kaufhof-Flaggschiffe auf der Düsseldorfer Königsallee, der Frankfurter Zeil und am Berliner Alexanderplatz. Zudem erhöhten die neuen Hausherren die Mieten kräftig. Das rächt sich nun.
Vor allem die zusätzliche Mietbelastung sei dafür verantwortlich, dass Kaufhof in den ersten fünf Monaten des laufenden Geschäftsjahres Verluste vor Zinsen und Steuern von 47 Millionen Euro schrieb, heißt es intern.
„Die bisherige Strategie bei Kaufhof zielte vor allem darauf, den Immobilienwert der Warenhäuser zu treiben“, sagt Experte Heinemann. Wichtige Handelstrends wurden dabei verpasst, Kaufhofs Onlinegeschäft „fast schon skandalös vernachlässigt“, sagt Heinemann. Um auf Dauer gegen Internetplayer wie Amazon zu bestehen, müsse der Konzern massiv investieren. Wobei die lange Frist im Reich von HBC aktuell nicht oberste Priorität genießt.
3. Alles hat ein Ende
Nicht erst seit dem Euler-Hermes-Flopp wachsen am Kapitalmarkt die Zweifel an der Strategie der Kanadier. Die ist in der Tat erklärungsbedürftig. Einerseits streichen sie im Kernmarkt Nordamerika gerade 2000 Stellen, weil auch die Warenhäuser in Kanada und den USA zunehmend Geld verbrennen. Andererseits will HBC in den kommenden Wochen seine ersten Standorte in den Niederlanden eröffnen und das jüngst in Düsseldorf gestartete Schnäppchenkonzept Saks off 5th deutschlandweit ausrollen.
Investoren wähnen einen finanziellen Kraft- und Balanceakt für den hoch verschuldeten Konzern. Seit Monaten ist die Aktie im Sinkflug. Schon machen in Finanzkreisen Spekulationen die Runde, HBC könne ein mit der Landesbank Baden-Württemberg geschlossenes Immobiliendarlehen nicht mehr bedienen. Ein Unternehmenssprecher verweist derlei Gerüchte ins Reich der Fantasie, HBC komme allen Verpflichtungen nach.
Intern glaubt man, die Quelle der Kredit-Mär zu kennen: Sie sei gezielt aus der „Sphäre“ von Karstadt-Eigentümer und Konkurrent René Benko gestreut worden, um HBC „gravierenden – auch finanziellen – Schaden“ zuzufügen, behauptet ein Anwalt der Kanadier. Der Österreicher soll eine Unterlassungserklärung abgeben, fordert der Anwalt in einem Schreiben, das der WirtschaftsWoche vorliegt. Andernfalls drohten juristische Schritte. Ein Beweis, dass Benko tatsächlich hinter den Gerüchten steckt, fehlt jedoch. Zeugen für die angeblichen Aussagen werden in dem Schreiben nicht genannt. Ein Sprecher von Benkos Holding Signa will den Vorgang nicht kommentieren.
Ohnehin kann der Karstadt-Eigner die Diskussion um den Erzrivalen Kaufhof derzeit gelassen verfolgen. Die frühere Krisenkette scheint sich nach Jahren des Niedergangs zuletzt wieder berappelt zu haben. Benko lernte offenbar schnell dazu.