Neuer Markenauftritt und zeitgemäßes Vertriebskonzept gehören zusammen, wenn sich Vorwerk als „Dachmarke für technisch und qualitativ überlegene Haushaltsgeräte“ etablieren will, wie Marketingchef Berger sagt. Doch auch manche Länderchefs stehen zumindest einem Teil der Pläne der Wuppertaler Vorturner skeptisch gegenüber. Italien-Lenker Patrizio Barsotti etwa soll sich mit Kobold-Sparten-Chef Jörg Körfer eine lautstarke Auseinandersetzung darum geliefert haben, in welchem Maß in Italien Vertriebsreformen notwendig sind. Tatsächlich erreicht Barsotti glänzende Ergebnisse mit seinem Folletto – mit der Haustür-Methode, von der sich die Deutschen gerade verabschieden. Also gibt es in Italien keinen Internet-Auftritt, obwohl Chef Muyres Interesse an der Handelsform hat. Internet und Shop zusammen erwirtschaften jetzt auch bei Vorwerk schon 15 Prozent des Sauger-Umsatzes.
„Zu 70 Prozent ist der Umbau des deutschen Kobold-Vertriebs und der Marke Vorwerk geschafft“, sagt Muyres und verkündet Positives: Erstmals seit 2008 werde die deutsche Staubsaugersparte 2012 wieder schwarze Zahlen schreiben, der Umsatz liege rund zehn Prozent über Vorjahr. In den kommenden Monaten wird in Wuppertal sogar eine neue Produktionsstraße für Thermomix-Messer eingerichtet, weil der Verkauf der Geräte weiter boomt.
Ist die Krise überwunden?
Auch alle anderen Sparten seien profitabel. Dazu gehören die akf-Bank, die Ratenzahlungen für Staubsauger und Thermomix-Geräte finanziert und exklusiver Finanzierungspartner der Automarken Aston Martin und McLaren in Deutschland ist. Geld verdienen auch die Vorwerk Teppichwerke mit einem Marktanteil von mehr als 20 Prozent im deutschen Markt. Sie liefern alle Teppiche für die ICE-Züge.
Alles also wieder im Vorwerk-grünen Bereich? Nein, bald dürften sich in Wuppertal weitere Fragen und Sorgen breitmachen. Patriarch „Dr. Jörg“ läutet jetzt mit 76 Jahren seinen Rückzug von der Beiratsspitze ein, ohne dass die Familie einen Nachfolger aus ihren Reihen benennen kann. Und ein hartes Stück Reformweg steht noch bevor: Im Oktober legen die McKinsey-Berater, die seit einem Vierteljahr im Haus sind, die Karten auf den Tisch. „Wir müssen effizienter werden“, erklärt Gesellschafter Strecker den McKinsey-Auftrag. Zudem gehe es darum, „die Organisation auf neue, strategische Herausforderungen vorzubereiten“. Kündigungen drohen.
Am Ende der Party in Unterbilk war Helens Stimmung auch schon mal besser. Ein prickelndes Sorbet, Rohkostsalat mit Brokkoli, pikante Dips, Reis und dampfgegartes Gemüse hat die Runde mit dem raspelnden und röhrenden Thermomix fabriziert und verspeist. Aber was nicht ausbrechen will, ist die erhoffte Kauffreude. Emil findet den Thermomix zu groß. Jemand philosophiert, das Gerät koste so viel „wie ein iPhone mit viel Speicher, würde mich aber nicht so glücklich machen“. Eine der Kerstins immerhin überlegt, die vegetarischen Pasten, die sie im Bioladen kauft, künftig mit so einer Maschine selbst zuzubereiten. Ob sich einer aus der Runde noch bei Helen melden wird? Die Nebenerwerbs-Vertreterin ist skeptisch. Rund 80 Partys schafft die 41-Jährige, die einen Teilzeit-Bürojob hat, pro Jahr. Bei jeder zweiten bis dritten Party hat sie Erfolg.