Andere Produkte haben einen ganz eigenen Preiszyklus, unabhängig von Weihnachten. Dort hängen die Preise von bestimmten Ereignissen, Innovationskraft der Branche, der Wettbewerbssituation oder schlicht der Witterung abhängen. Wer den Rhythmus in der Preisgestaltung für die verschiedenen Produktgruppen kennt, kann eine Menge Geld sparen. Bei vielen Alltagsgegenständen oder Dienstleistungen liegt das auf der Hand: Zum Beispiel sind Mäntel oder die Skiausrüstung im Frühjahr deutlich günstiger, Fahrräder, Campingartikel oder Swimmingpools hingegen im Winter besonders preiswert. Die Kunststoffschwimmbecken sind dann etwa 18 Prozent, Schlafsäcke um 13 Prozent und Bootssportartikel sogar 34 Prozent billiger.
Noch offensichtlicher sind die großen Preisunterschiede bei Urlaubsreisen. Wer den Winterurlaub im Sommer und den Sommerurlaub im Winter bucht, kann sehr viel Geld sparen. Wer den Zeitpunkt verpasst, zahlt entweder drauf oder muss auf ein Lastminute-Angebot der Reiseveranstalter hoffen. Dann aber ist die Auswahl sehr begrenzt und das Wunschhotel vielleicht schon ausgebucht.
Einfluss der Jahreszeiten und merkwürdige Ausnahmen
So manches kaufen wir erst, wenn wir es brauchen, es gibt also Phasen hoher und niedriger Nachfrage. Motorräder etwa sind im Frühjahr, wenn es warm wird, gefragt. Günstig sind sie im Winter, wenn es etwa im Januar richtig kalt wird. Dann ist die Nachfrage niedrig – vielleicht allein deshalb, weil dann die Käufer wenig Lust auf eine Probefahrt verspüren. Auch Gartenmöbel und -geräte, Campingartikel oder Klimaanlagen sind im Winter naheliegender Weise billiger.
Aber es gibt auch erstaunliche Ausnahmen von der sonst plausiblen Preisentwicklung. So hat eine Analyse von guenstiger.de im Sommer ergeben, dass ausgerechnet Rasenmäher im Sommer billiger sind, im Winter im Schnitt hingegen 13 Prozent mehr kosten. Kurioserweise sind auch Grills (minus vier bis fünf Prozent), Kühlboxen (-16 Prozent), Inlineskates (-15 Prozent), die Tauchausrüstung (-17 Prozent) oder Motorradbekleidung (- neun Prozent) im Sommer preiswerter. Autoreifen sind laut Engelbarts im November besonders günstig: „Die starke Konkurrenzsituation führt dazu, dass auch Winterreifen im November und Dezember günstig zu bekommen sind, obwohl sie stark nachgefragt werden.“
Was Deutsche am meisten zurückschicken
Die Faustregel des interaktiven Handels: Je näher das bestellte Produkt am Körper ist, desto höher ist die Rückgabequote (in Prozent). Möbel und Heimtextilien werden demnach nur in 12,2 Prozent retourniert.
Von allen Online-Bestellungen aus der Kategorie Geschenkartikel gehen 12,8 Prozent wieder zurück.
Etwa 13,2 Prozent der Bestellungen aus dem Bereich Musik/DVD/Games bleibt nicht beim Kunden und wird zurück zum Händler geschickt.
Bücher werden auch nicht so oft wieder zurück geschickt. Die Quote liegt bei 13,4 Prozent.
Auch Kinder können wählerisch sein. 14,8 Prozent des bestellten Spielzeugs wird retourniert.
Im Bereich EDV liegt die Rückgabequote bei 15,1 Prozent.
Gut 15,4 Prozent der bestellten Produkte aus der Kategorie Unterhaltungselektronik/Foto wird zurückgeschickt.
Haushaltselektronik wird in 15,6 Prozent aller Fälle wieder retourniert.
Alles, was in keine andere Kategorie fällt, hat eine Rückgabequote von 16 Prozent.
Am häufigsten schicken Kunden im interaktiven Handel Kleidung und Schuhe wieder zurück. Die Quote liegt bei 28,5 Prozent.
(Quelle: Zeit, Nr. 43, Grafik S. 41)
Nachfolgemodelle bestimmen Preiszyklus
Je nach Produkt beeinflussen auch das Erscheinen neuer Modelle oder große Messen die Preiszyklen. Das Phänomen ist vor allem bei Computer- und Unterhaltungselektronik zu beobachten. Diese Produkte sind generell in den Monaten Januar und Februar bereits günstiger als in der Weihnachtszeit, Tiefstpreise werden oft im Sommer erreicht. Nach einer Analyse von guenstiger.de sind dann einzelne Modelle auch bis 30 Prozent billiger zu bekommen. Wer mit dem Kauf wartet, bis das Nachfolgemodell erscheint, kann mit dem Vorgänger unter Umständen nochmals sparen, solange Restbestände abverkauft werden. Hierbei haben auch Messen wie die Internationale Funkausstellung (IFA), die Computermesse CeBit oder die Mobilfunkmesse Mobile World Congress großen Einfluss auf die Preise. Produktneuheiten sind dann besonders teuer. So haben zum Beispiel ein Fernseher von Philips oder eine Digitalkamera von Olympus bei ihrer Vorstellung auf der Internationalen Funkausstellung gleich doppelt soviel gekostet, wie die Vorgängermodelle. „Bei neuen Smartphone-Modellen wird die unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers in der Regel schon vier Wochen später unterboten. Drei bis vier Monate nach dem Marktstart ist dann oft der ideale Zeitpunkt für den Kauf gekommen. Dann können Käufer bis zu 30 Prozent sparen“, sagt Jagiello von guenstiger.de.
Ohne Saison - Edelmarken und Notebooks
Zum Glück gibt es auch noch Produkte, bei denen Käufer im Hinblick auf den Kaufzeitpunkt wenig falsch machen können. „Beispielsweise sind E-Book-Reader von den Preisschwankungen vor und nach Weihnachten überhaupt nicht betroffen“, stellt Jagiello fest. Auch die Preise von Notebooks, Ultrabooks oder Computer zeigen kaum zyklisches Verhalten. Kaum sind neue Modelle auf dem Markt, sind auch schon die alten Modelle aus den Regalen und meisten Online-Shops verschwunden. Käufer ohne Kalender im Blick sollten also höchstens auf angekündigte Nachfolgemodelle achten.
Ähnlich stabil sieht sparwelt.de-Geschäftsführer Engelbarts die Preise von Edelmarken: „Marken wie Apple, Hugo Boss oder Rimowa-Koffer bemühen sich intensiv darum, ihre Preise stabil zu halten. Lediglich vereinzelt gewährt hier mal ein Händler einen höheren Rabatt im Rahmen einer Sonderaktion.“ Meist seien diese Aktionen aber auch schnell wieder vorüber. Wer eine teure Marke im Visier hat, kann also nicht viel falsch machen. Der Preis wird immer vergleichsweise hoch sein.