Arriva und Schenker Grube sagt Börsengang von Bahn-Töchtern ab

Mit dem Verkauf von Schenker und Arriva wollte Bahn-Chef Rüdiger Grube Geld für Investitionen einstreichen. Doch nach dem Brexit-Votum ändert der Vorstand seine Pläne. Neues Geld kommt aus anderer Quelle.

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Der Bahn-Chef sagt die Börsengänge für die Konzerntöchter Arriva und Schenker vorerst ab. Quelle: dpa

Berlin Die Bahn will ihre Konzerntöchter Arriva und Schenker nun vorerst doch nicht an die Börse bringen. Der Vorstand werde dem Aufsichtsrat bei der Sitzung am 14. Dezember sagen, „dass wir auf Basis der aktuellen Einschätzung einen Börsengang nicht empfehlen können“, sagte Vorstandschef Rüdiger Grube der Deutschen Presse-Agentur. Über den Widerstand gegen die Börsenpläne hatte das Handelsblatt bereits im September berichtet.

Hintergrund ist das Votum der Briten für einen EU-Austritt ihres Landes. Die Bahn wollte bis zu 45 Prozent ihrer britischen Tochter Arriva an die Londoner Börse bringen. Zusammen mit dem Teilverkauf der internationalen Logistiksparte Schenker sollte das zusätzliche 4,5 Milliarden Euro für ein groß angelegtes Investitionsprogramm einbringen.

„Durch den Brexit hat sich die Welt leider grundlegend verändert“, sagte Grube und verwies auf die Abwertung des britischen Pfunds. „Wir würden also Geld aus dem Fenster werfen - und ein solches Handeln wäre töricht.“ Der Aufsichtsrat hatte vom Vorstand im Mai ein Konzept für eine Kapitalbeteiligung Dritter an den Töchtern verlangt. Nun werde er im Dezember Stellung beziehen und einen Börsengang nicht empfehlen, kündigte Grube an.

Eine Rolle bei der Entscheidung spielt auch eine Finanzspritze in Höhe von 2,4 Milliarden Euro für die Bahn, die der Bund im September angekündigt hatte. „Damit öffnet sich eine Tür, mit der wir nicht gerechnet haben“, sagte Grube damals.

Das Staatsunternehmen soll eine Milliarde Euro für ihr Eigenkapital erhalten, zudem will der Bund in den nächsten vier Jahren auf jeweils 350 Millionen Euro seiner jährliche Dividende von der Bahn verzichten. Darüber entscheidet der Haushaltsausschuss des Bundestags am Donnerstag nächster Woche.

Die Bahn braucht zusätzliches Geld, damit trotz Investitionen von 55 Milliarden Euro in den nächsten fünf Jahren die Schulden nicht aus dem Ruder laufen. Von der Summe trägt der Bund 35 Milliarden Euro. Die Schulden der Bahn lagen Ende 2015 bei 17,5 Milliarden Euro. „Rund 20 Milliarden Euro sind hier die Obergrenze“, sagte Grube.

Die Börsengänge von Arriva und Schenker wären nicht vergleichbar mit jenem, der im Herbst 2008 an den Finanzmarkt-Turbulenzen rund um die Pleite von Lehman Brothers scheiterte. Seinerzeit sollten bis zu 24,9 Prozent der Geschäftsfelder des Personen- und Güterverkehrs versilbert werden. Dazu wurde eigens der Teilkonzern DB Mobility Logistics gegründet, den die Bahn inzwischen aufgelöst hat.

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