Asean lockt deutsche Unternehmen Aufholjagd in der südostasiatischen Freihandelszone

Bei der Expansion in die neue Freihandelszone Asean müssen sich deutsche Unternehmen japanischer Konkurrenten erwehren. Die haben sich dort schon länger breitgemacht.

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Die südostasiatische Freihandelszone Asean Quelle: WirtschaftsWoche

Wenn Martyn Crump durch die lang gezogene Fabrikhalle vorbei an den schweren Stanzmaschinen hinaus in den Hof blickt, kommt bei ihm Freude auf: „Wenn alles klappt, ziehen wir auf dem Gelände dort bald unseren Erweiterungsbau hoch.“

Vor knapp zwei Jahren hat der gebürtige Brite für den Mittelständler Beumer am Stadtrand von Bangkok eine kleine Fabrik eröffnet. Das Unternehmen aus Beckum in Westfalen baut Förderbänder, etwa für die Zementindustrie oder den Gepäcktransport an Flughäfen. Mit weltweit 3700 Mitarbeitern kam die 1935 gegründete Familienfirma zuletzt auf einen Jahresumsatz von 627 Millionen Euro. Dazu steuerte die Dependance in Bangkok mit 18 Mitarbeitern 30 Millionen US-Dollar bei.

Die Premierminister und Präsidenten der ASEAN-Mitgliedsstaaten Quelle: REUTERS

Bald sollen es mehr sein. In den kommenden Wochen will die Regierung über die Erweiterung des Bangkoker Flughafens entscheiden. Käme Beumer bei den Anlagen für den Gepäcktransport zum Zuge, wäre das immerhin ein Auftrag in Höhe von von 60 bis 70 Millionen US-Dollar.

Warten auf die Freihandelszone

Für Beumer ist Thailand erst der Beginn einer möglicherweise größeren Freundschaft – mit der ganzen Region Südostasien. „Je nach Land steigt der Zementverbrauch jedes Jahr zwischen 10 und 25 Prozent“, erklärt Manager Crump. Um den zu transportieren, braucht es viele Förderbänder, am besten von Beumer. In den meisten asiatischen Ländern hat das Unternehmen darum einen Abgesandten postiert, der den jeweiligen Markt systematisch nach neuen Projekten scannt.

Die entscheidenden Impulse erwarten die Westfalen jedoch durch den Start des südostasiatischen Binnenmarktes Asean. Dann nämlich kann Beumer seine Anlagen zollfrei von Thailand aus in alle zehn Mitgliedstaaten exportieren. Bis Ende des Jahres, darauf haben sich die Regierungen der südostasiatischen Länder zwischen Myanmar im Nordwesten und Indonesien im Südosten 2007 geeinigt, sollen zwischen ihnen Waren, Dienstleistungen und Kapital ungehindert fließen. Dadurch entsteht ein riesiger Binnenmarkt mit mehr als 620 Millionen Menschen, knapp doppelt so viel wie in der EU, und einer Wirtschaftsleistung von mehr als 2,4 Billionen US-Dollar, was in etwa zwei Drittel des Bruttoinlandsprodukts von Deutschland entspricht.

Wachstum und Lohnkosten in ausgewählten Asean-Staaten

Die Bedeutung der Region für die deutsche Wirtschaft ist beachtlich. Waren im Gesamtwert von 20 Milliarden Euro exportierten deutsche Unternehmen 2013 in die Asean-Länder – zweieinhalb mal so viel wie in das Boomland Brasilien.

Nur fünf von 100 Indonesiern haben ein Auto

Ob Mittelständler wie Beumer, Technologiekonzerne wie Bosch oder die Autohersteller BMW und Daimler: Sie alle erhoffen sich durch die Handelsliberalisierung einen zusätzlichen Schub. Die Daimler-Pkw-Tochter Mercedes etwa fertigt schon seit den Neunzigerjahren Autos in Thailand. Künftig können die Deutschen ihre Limousinen ungehindert innerhalb der Asean-Region exportieren und stärker vom Wachstum der Länder profitieren. „Im Jahr 2015 werden in den Asean-Ländern 3,5 Millionen Pkws abgesetzt, 2018 werden es schon 4,7 Millionen sein“, schätzt Michael Grewe, Thailand-Chef bei Mercedes.

Damit steigt die Region zum sechstgrößten Automobilmarkt der Welt auf. Indonesien hat Thailand eben als größten Automarkt Südostasiens abgelöst. Mit 240 Millionen Einwohnern vereint das Land fast 40 Prozent der Bevölkerung der Asean-Region, und nur fünf von 100 Indonesiern haben ein Auto.

Allerdings fällt den deutschen Autobauern das Geschäft nicht in den Schoß; die Japaner sind ihnen um Jahre voraus. Toyota etwa besitzt in der Region eigene Werke samt Zulieferer und schafft dadurch einen Marktanteil von fast 40 Prozent. Gemeinsam mit Daihatsu, Mitsubishi und Suzuki kommen die Japaner auf einen Marktanteil von über 90 Prozent. Bis Jahresende will Toyota den Archipel zum Exporthub für die Freihandelszone ausbauen.

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