Der unter Druck geratene Textilhändler Hennes & Mauritz (H&M) will mit einer Aufholjagd im Internet die Wende schaffen. Mehr als die Hälfte des Investitionsbudgets soll allein in diesem Jahr in den Ausbau des Onlinehandels fließen.
Das Online-Geschäft soll mindestens um 25 Prozent zulegen, ebenso wie die Marken COS und H&M Home. Dagegen werde der Umsatz in den bestehenden Filialen weiter sinken. Gelingen wird dies nach Ansicht des Unternehmens aber frühestens 2019. Bis 2022 will H&M die Internet-Verkäufe auf umgerechnet 7,56 Milliarden Euro steigern.
Im laufenden Jahr würden die Umsätze in den weltweit gut 4700 Läden nochmals rückläufig sein, teilte der Konzern während eines Investorentages mit. Mau sieht es auch für den Gewinn aus. Die hohen Lagerbestände aus dem vierten Quartal dürften zumindest zu Jahresbeginn noch das Ergebnis belasten.
Deutschlands größte Modehändler
Anhand der Umsatzzahlen einzelner Konzerne hat die Branchenzeitschrift TextilWirtschaft die größten Textileinzelhändler Deutschlands ermittelt. Überraschend: Internetriesen wie Amazon (Platz 23) und Zalando (Platz 15) landeten 2016 auf hinteren Plätzen.
Der Textilverkauf ist zwar nicht Kerngeschäft der Aldi Gruppe, trotzdem zählt der Konzern zu den Umsatzgiganten der Branche. 1,1 Milliarden Euro setzte der Einzelhändler 2016 mit Textilien um.
Ernsting's Family hat 2016 1,12 Milliarden Euro umgesetzt. Der Konzern aus Coesfeld hat sich auf Familienmode spezialisiert.
Der Einzelhändler Lidl konnte 2016 mit dem Textilienverkauf 1,152 Milliarden Euro umsetzen – allein in Deutschland. Platz acht im Ranking.
Die 1901 gegründete Modehauskette Peek & Cloppenburg mit Sitz in Düsseldorf verzeichnete 2016 einen Umsatz von 1,340 Milliarden Euro. Davon unabhängig agiert in Norddeutschland eine gleichnamige Kette mit Sitz in Hamburg.
Der krisengebeutelte Konzern Karstadt befindet sich aktuell auf Platz sechs der größten deutschen Textilhändler. 1,364 Milliarden Euro setzten die Essener 2016 um.
Mit 1,454 Milliarden Euro Erlös zählt Tengelmann zu den stärksten deutschen Textilhändlern. Zum Konzern gehören unter anderem der Kleidungsdiscounter Kik und ein knapp fünfprozentiger Anteil an Zalando.
Die Hudson’s Bay Company (HBC) setzte 2016 mit Textilverkauf in Deutschland 1,66 Milliarden Euro um. Zu HBC gehört die Kette Galeria Kaufhof.
Die belgisch-deutsche Kette C&A betreibt in Deutschland rund 500 Modehäuser und einen Onlineshop. So konnte 2016 ein Erlös von 2,62 Milliarden Euro erzielt werden.
Der schwedische Moderiese H&M verzeichnete in Deutschland 2016 einen Umsatz von 3,926 Milliarden Euro. In diesem Jahr betrieb die Kette 459 Filialen im Bundesgebiet.
Die Otto Group ist deutscher Marktführer im Textileinzelhandel. In dieser Branche konnte der Hamburger Konzern 2016 4,315 Milliarden Euro umsetzen.
H&M muss Vertrauen zurückgewinnen, nachdem spätestens mit Vorlage der Jahresbilanz Ende Januar offen zu Tage trat, wie prekär die Lage des Konzerns inzwischen ist. Im vierten Quartal (Ende November) knickte der Gewinn nach Steuern von knapp 6 Milliarden schwedischen Kronen im Vorjahr auf 4 Milliarden Kronen (402 Millionen Euro) ein, nachdem H&M seine Ware nur mit kräftigem Rabatt loswerden konnte.
Zuletzt hatten immer mehr Kunden einen Bogen um die Filialen des Branchenzweiten gemacht und den Schweden einen Gewinneinbruch eingebrockt. Branchenprimus und Zara-Mutter Inditex baute den Vorsprung durch schnell wechselnde Kollektionen weiter aus.
Auch beim Preis ist H&M nicht mehr das Maß aller Dinge, Ketten wie Primark sind noch günstiger. Zugleich machte H&M die zunehmende Konkurrenz durch Internet-Anbieter zu schaffen. Online-Händler wie Zalando oder Asos ziehen Kundschaft ab.
H&M-Aktien zogen zunächst 2,5 Prozent an, drehten dann aber ins Minus und lagen zuletzt 2,4 Prozent tiefer. Inditex-Anteilsscheine legten dagegen 1,5 Prozent zu.