August Oetker „Wer gehen will, kann gehen“

Der mächtige Beiratschef der Gruppe äußert sich erstmals zum Familienstreit um Posten. Er schließt nicht mehr aus, dass Clanmitglieder den Gesellschafterkreis verlassen - oder der Bielefelder Konzern eine völlig neue Gestalt annimmt.

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Der Familien-Patriarch gibt selten Interviews, doch nach den vergangenen Monaten sieht er Klärungsbedarf. Quelle: Andrea Seifert für Handelsblatt; Focus

Bielefeld Die Oetker-Gruppe wird auf absehbare Zeit ohne ein Mitglied der Eigentümerfamilie in der Gruppen-Leitung auskommen. Das unterstreicht August Oetker in einem Interview mit Handelsblatt und Focus. „Ich kann darin beim besten Willen kein Problem erkennen“, sagte der Chef des mächtigsten Konzern-Kontrollgremiums, des Beirats.
Die Gruppe hatte jüngst mitgeteilt, nach dem Ausscheiden von Oetkers Bruder Richard werde Finanzchef Albert Christmann auch die Führung der Lebensmittelsparte übernehmen. Das Unternehmen hatte offengelassen, wer künftig Finanzchef wird. „Wir haben schon einen Nachfolger, können ihn aber derzeit noch nicht nennen. Es wird eine interne Lösung geben“, sagt Oetker jetzt. Es sei aber kein Familienmitglied.

Zuletzt war über ein Interesse des mit 44 Jahren jüngsten Oetker-Halbbruders Carl Ferdinand an einer Position in der Gruppenleitung berichtet worden. Der 72-jährige August Oetker weist das nun vehement zurück: „Niemand hat qua Familienzugehörigkeit Anspruch auf Führungspositionen im Unternehmen. Da braucht es mehr.“ Geeignete „fachliche und menschliche Qualitäten“ seien unabdingbar. Bei der jüngsten Beiratssitzung hat er zugleich verhindert, dass sein eigener Sohn Philip stärker ins Unternehmen eingebunden wird. Oetker selbst will den Beirat bis 2019 anführen.

August Oetker hält für die Zukunft sogar ein Ausscheiden von Familienmitgliedern aus dem Gesellschafterkreis für möglich. „Je größer der Kreis der Gesellschafter wird, desto wahrscheinlicher wird es, dass jemand irgendwann aussteigen möchte“, sagt er. „ Man verlässt den Gesellschafterkreis, um selbständig anderen Geschäften nachzugehen: Aktien, Kakaohandel, Schweinebäuche in Chicago oder ein eigenes Unternehmen … was auch immer. Es gibt Alternativen zur Karriere in unserer Gruppe.“ Oetker weiter: „Wer gehen will, kann gehen, auch wenn der festgelegte Abschlag hart ist.“
Auf die Frage, was der Ursprung all der Kräche in seinem Familienkreis sei, antwortet Oetker: „Das weiß ich auch nicht. Ich kann es Ihnen wirklich nicht sagen.“ Es sei „jedenfalls kein Generationenkrieg, über den bisweilen gern geschrieben wurde.“ Grundsätzlich gelte: „Wer Familienunternehmen verstehen will, braucht keinen Betriebswirt, sondern einen Psychologen.“
Zugleich kündigt der Patriarch an, das Geld aus dem angekündigten Verkauf der Reederei Hamburg Süd an den dänischen Marktführer Maersk zum Ausbau des angestammten Lebensmittelgeschäfts nutzen: „Dort liegen unsere Ursprünge, und dort wollen wir weiter wachsen. Insofern haben wir durchaus eine längere Liste von Unternehmen, die wir gern kaufen wollen – falls sie zum Verkauf kommen.“ Die Lebensmittelsparte solle vor allem im Ausland wachsen. Den Ausstieg bei Hamburg Süd habe angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung in der Schifffahrt „industrielle Logik geboten“. Ansonsten hätte es sein können, „dass Hamburg Süd einen langsam Tod sterben muss“.

Für die Zukunft schließt er indes eine Umwandlung der Oetker-Gesellschaftsform nicht aus. Bislang firmiert die Gruppe als Kommanditgesellschaft (KG). Zweckmäßiger sei möglicherweise eine Aktiengesellschaft, also eine AG oder SE, in Familienhand, meint August Oetker. Aber dieser „Meinungsbildungsprozess“ habe intern „erst begonnen“.

Wo August Oetker weltweit die größten Chancen seines Konzerns sieht, weshalb ihn der Begriff „Zerschlagung“ empört und welche anderen Familienunternehmen er als Vorbild sieht – das alles können Sie heute abend ab 18 Uhr lesen. Dann wird hier bei handelsblatt.com das komplette Gespräch mit dem Patriarchen erscheinen.

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