Aus für das MHD? Warum die Industrie das Haltbarkeitsdatum abschaffen will

Die globale Lebensmittelbranche will dafür sorgen, dass die Kunden weniger wegwerfen. Verbraucher müssten sich vom bisherigen Mindesthaltbarkeitsdatum verabschieden. Ein Deutscher Manager treibt die Initiative mit voran.

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Die Lebensmittelindustrie will statt dem bisherigen Mindesthaltbarkeitsdatum zwei neue Verfallsdaten einführen. Quelle: dpa

Berlin Die globalen Lebensmittelproduzenten machen sich für eine Neuregelung des Mindesthaltbarkeitsdatums stark. Am Mittwoch hat der globale Verband Consumer Goods Forum (CGF) beschlossen, Initiativen für eine doppelte Kennzeichnung zu unterstützen.

Der Plan: Auf Joghurt, Milch und anderen Produkten sollen künftig zwei Verfallsdaten stehen. Eines gibt an, wie lange das Produkt im Laden stehen soll. Das zweite zeigt den Verbrauchern, wie lange das Produkt konsumierbar ist. Das bisherige Mindesthaltbarkeitsdatum entspricht dabei in etwa dem längsten Verkaufsdatum.

Die Industrie will damit erreichen, dass die Verbraucher weniger Produkte wegwerfen. Denn Nahrungsmittelverschwendung gilt als weltweites Problem: Fast die Hälfte der Lebensmittel kommen um. Während in Entwicklungsländern oft Produktion und Transport das Problem sind, sind es in den Industrieländern wie Deutschland die Verbraucher. Sie werfen zu viel weg.

Die Industrie im CGF will so ein gesellschaftliches Problem angehen. Sie wolle den Vereinten Nationen so helfen, ihre Ziele für das Jahr 2030 zu erreichen, sagte Gareth Ackerman, Chef des südafrikanischen Händlers Pick-n-Pay und Co-Vorsitzender des CGF. Das CGF will bei seinen Mitgliedern bis 2025 den Lebensmittel-Abfall reduzieren.

Zudem schadet zu viel Müll ihren Marken: Verbraucher, die ein Produkt wegwerfen, kaufen möglicherweise künftig lieber andere Lebensmittel, von denen sie glauben, dass sie länger halten. Zudem kaufen viele Verbraucher im Laden keine Produkte mehr, die kurz vor dem bisherigen Mindesthaltbarkeitsdatum stehen. Das könnte sich durch ein zweites Datum ändern.

Vorbild sind Japan und Großbritannien, die bereits vor einigen Jahren die doppelte Kennzeichnung eingeführt haben. Entscheiden müssen aber die Regulierer weltweit. Auf EU-Ebene hat die Initiative wohl eine Chance, hofft die Branche. Das CGF hofft, bis 2020 neue Regeln zu sehen.

Lobbyarbeit dafür wird auch ein Deutscher leisten: Metro-Chef Olaf Koch wurde am Mittwoch neu als einer der beiden Vorsitzenden der weltweiten Organisation aus Konsumgüterproduzenten und Einzelhändlern gewählt. Er führt das CGF künftig zusammen mit Palmolive-Chef Ian Cook. Bislang leiten Ackerman und Campbell-Chefin Denise Morrisson das Forum.

Das CGF vereint 400 Unternehmen mit zusammen 3,5 Billionen Dollar Umsatz, im Board sind 54 teils prominente Konzernchefs. Die Jahrestagung findet noch bis Freitag in Berlin statt.

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