Bauern Milchpreis fällt erstmals unter 20 Cent

So wenig Geld haben Bauern für ihre Milch noch nicht bekommen: Weniger als 20 Cent zahlen manche Molkereien derzeit für einen Liter. Viele Landwirte kämpfen um ihre Existenz. Es braucht neue Lösungen.

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Autonome Erntehelfer
Eine landwirtschaftliche Maschine auf einem Feld Quelle: Claas
Traktoren mit Lenksystem Quelle: Claas
Agrobot, mechanischer Erntehelfer Quelle: Agrobot
Feldroboter Quelle: David Dorhout
Ein Flugroboter wird über einem Feld fliegen gelassen Quelle: dpa
Satellitenbild Quelle: NASA astronauts
Ein Landwirt ruft Daten in einem Traktor ab Quelle: Claas

Der Milchpreis fällt immer weiter. Einige Molkereien zahlen nach Angaben der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ inzwischen nur noch 18 bis 19 Cent je Liter. Damit sei der Preis erstmals unter die Marke von 20 Cent gefallen, schreibt das Blatt (Dienstagsausgabe) unter Berufung auf Molkereivertreter. Am Dienstag wollten in Brüssel die EU-Landwirtschaftsminister über das Thema sprechen.

Im März hatten in Deutschland große Molkereien noch um die 24 Cent je Liter gezahlt. Wegen eines Überangebots sind aktuell die Milchpreise in ganz Europa im Keller. Um kostendeckend wirtschaften zu können, bräuchten die rund 75 000 Milchbauern in Deutschland einen Erzeugerpreis von etwa 40 Cent pro Liter.

Die Bundesregierung will ihnen mit einem mindestens zweistelligen Millionenbetrag helfen, über den Ende des Monats bei einem Milchgipfel gesprochen werden soll. Agrarminister Christian Schmidt (CSU) betonte erneut, dass die Überproduktion den Preis drücke und auch dort die Lösung liege: „Es gibt nur einen Weg, wir müssen die Produktion eindämmen“, sagte Schmidt der „Süddeutschen Zeitung“.

Top 5 der weltweit umsatzstärksten Molkereien

Eine Rückkehr zu einer Quotenregelung, um die Milchmenge zu verringern, lehnt Schmidt weiter ab, stellte aber zugleich Hilfen für die Bauern in Aussicht. „Wir werden den Bauern mit Steuererleichterungen und Liquiditätshilfen zur Seite stehen“, sagte Schmidt. Denkbar seien etwa Bürgschaften für Kredite.

Zugleich kritisierte Schmidt Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) für seine Entscheidung, die Fusion der Supermarktketten Edeka und Kaiser's Tengelmann zu genehmigen. „Wir müssen eine weitere Konzentration der Supermärkte vermeiden. Kleine Bauern haben gegen die Handelsriesen kaum eine Chance“, sagte Schmidt.

Die größten Lebensmittelhändler Deutschlands

Anfang Mai hatte der Discount-Marktführer Aldi die Preise für einen Liter frische Vollmilch von 59 auf 46 Cent heruntergesetzt - das hat Signalwirkung für den gesamten Handel. Bei den Erzeugern kommt davon ebenfalls weniger an. Am Ende werde aber nur eine Verringerung der Milchmenge helfen, sagte Schmidt. „Nur wenn weniger Milch auf den Markt kommt, steigt der Preis.“

Aldi Nord hatte wie auch andere Händler die weiteren Preissenkungen mit dem Überangebot auf dem weltweiten Milchmarkt begründet. Die Molkereien hätten deshalb die Milch billiger angeboten. Das werde dann auch an die Verbraucher weitergegeben. Der Handel sei nicht für das aktuelle Überangebot an Rohmilch verantwortlich.



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