Beate Uhse, Eis.de, Amorelie Die Renaissance des Erotikhandels

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Die Zukunft des Erotikhandels

Die E-Commerceler wachsen - die Frage ist: Hat das Filialgeschäft noch eine Zukunft? Von den einstmals mehr als 150 Beate-Uhse-Filialen in Deutschland sind noch rund 30 erhalten; von den 1425 Mitarbeitern weltweit, die 2007 beschäftigt wurden, waren 2014 nur noch 620 übrig. Ganze Märkte seien aufgegeben worden, erklärt die Konzernsprecherin Doreen Schink.

Daraus zu schließen, dass das Filial-Geschäft keine Zukunft hat, sei aber falsch. Das vermeintliche Filial-Sterben habe mit der Neuausrichtung zusammengehangen. „In der Restrukturierungsphase haben wir alle Shops auf Rentabilität überprüft – Shops die durchfielen, wurden geschlossen“, sagt Schink. Das waren vor allem die, deren Lage die Frau nicht ansprach.

Dass der stationäre Handel zukunftsträchtig ist, zeigen die Beate-Uhse-Filialen: Im vergangenen Jahr konnten sie im zweistelligen Prozent-Bereich wachsen, heißt es im Geschäftsbericht. Kundenbefragungen von Beate Uhse ergaben zudem, dass heute 50 Prozent der Kunden sowohl das Filialgeschäft als auch den Online-Shop nutzen.

Zu ihnen gehört ein Mann Ende vierzig, der zielsicher zu den größeren Vibratoren im mittleren Bereich der Düsseldorfer Beate-Uhse-Filiale geht. Er greift zu einem pinken Gerät, das er und seine Freundin sich am Vortag im Internet angeschaut haben. „Vor Ort will ich das Material befühlen – und ich will ja auch nicht tagelang warten, bis er geliefert wird, deswegen kaufe ich hier ein“, sagt er.

Die Attraktivität des Filialgeschäfts erklärt Pastötter: „Für den Besucher eines Sexshops ist das genauso natürlich wie für den Sauna-Gänger oder den FKK-Besucher die Nacktheit.“ Deswegen will Beate Uhse in diesem Jahr mindestens fünf neue Filialen eröffnen.

Mit seinen Pop-Up-Store-Aktionen zeigt Amorelie, das es ebenfalls offline kann. In Städten wie Berlin, Hamburg, München, Wien und bald auch in Paris eröffnete der Online-Versand jeweils für rund zwei Wochen kleinere Läden, in denen die Kunden, die sonst nur das Online-Geschäft gewohnt waren, sich persönlich ein Bild von Amorelie machen konnten. Das Filial-Geschäft insgesamt findet Pollok „spannend“, will sich aber nicht über weitere Pläne äußern.

Der Markt wird weiter wachsen

Trotz der Konkurrenz aus dem Netz: Beate Uhse hat sich nach einer langen Phase der Depression und der Millionenverluste wieder aufgerappelt: So betrug das Minus aus dem operativen Geschäft (EBIT) 2011 noch 5,1 Millionen Euro. Mittlerweile erwirtschaftet der Konzern wieder Gewinne – 2012 waren es 1,4 Millionen Euro, mittlerweile sind es fünf.

An die guten, alten Zeiten knüpft Beate Uhse allerdings noch nicht wieder an. Lag der Umsatz 2006 noch bei 271 Millionen Euro, ging er bis 2014 auf 142,9 Millionen Euro zurück. Zuletzt stieg er wieder. Die Zeichen stehen also auf Besserung.

Pastötter ist sich sicher, dass der Markt auch künftig wachsen wird. „Die Marketing-Strategien werden immer ausgefeilter und sprechen mehr und mehr Kunden an.“ Zudem sei die Innovationskraft der Branche „unglaublich“. Ein Beweis dafür: Vibratoren gäbe es heute in hunderten verschiedenen Designs. „Die neuen Formen sprechen die Kunden an, sie sehen heute nicht mehr aus wie abgeschnittene Körperteile, sondern wie kleine Spielzeuge für Erwachsene.“ Und die sind im Privaten manchmal auch Spielkinder.

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