Der Name der Straße „Im Amtmann“ erweckt den Anschein, als handele es sich um eine seriöse Adresse. Hier, am Stadtrand von Wetzlar, hatte der zurzeit wegen Bestechung von Media-Markt-Managern in Untersuchungshaft sitzende Peter N. seine Promotion-Agentur MV Group untergebracht. Von dem Bürohaus Nummer 11–15 aus steuerte der ehemalige T-Online-Manager die Promotoren, die den Verkauf von schnellen DSL-Anschlüssen von Telekom, Vodafone und Alice in den Media Märkten ankurbeln sollten.
Nur aus Gefälligkeit
Wer Gelder in Richtung Media Markt verschiebt, könnte auch auf die Idee kommen, bei den DSL-Anbietern die Hand aufzuhalten. Bisher gibt es bei der Staatsanwaltschaft Augsburg dafür keine Hinweise – bis auf eine Spur, die in die unmittelbare Nachbarschaft führt. Nur zwei Blocks entfernt hatte 2007 und 2008 die inzwischen insolvente Mediola AG ihr Büro, die damals als Vertriebspartner der Telekom ebenfalls um DSL-Kunden warb, allerdings vorwiegend über Shops und Callcenter. Einer der Gründer, der Frankfurter Unternehmer Z., steht bei der Staatsanwaltschaft Augsburg in Verdacht, als guter Bekannter von N. dabei geholfen haben, Schmiergeldzahlungen an Media-Markt-Manager über sein Firmengeflecht zu verschleiern. Denkbar ist, dass Mediola nur aus Gefälligkeit aufgrund dieser Verflechtung den begehrten Partnerstatus von der Telekom und damit eine zusätzliche Einnahmequelle bekam.
Spuren verwischen
Mediola legte offenbar Wert darauf, jegliche Verbindung zu N.s MV Group zu vertuschen. Womöglich, damit kein Verdacht gut nachbarschaftlicher Geschäftsbeziehungen aufkam, gaben die Mediola-Gründer Frankfurt am Main als Firmensitz an und trugen die Anschrift eines Büroservices am Westhafen im Handelsregister ein.
Hoch dotierte Verträge und illegale Praktiken
In Wirklichkeit wurde das Unternehmen aber von Wetzlar aus geführt, sagen ehemalige Manager. Merkwürdig ist auch, dass Mediola-Aufsichtsrat Z. jede Geschäftsbeziehung zur Telekom auf Anfrage der WirtschaftsWoche abstreitet. Dabei ist Mediola eine der dubiosen Vertriebsfirmen, die in den Datenskandal bei der Telekom verwickelt war.
In privilegierter Position
Bereits kurz nach seiner Gründung bekam das Unternehmen die privilegierte Position eines Hauptvertriebspartners der Telekom. Ausgerüstet mit hoch dotierten Verträgen für DSL-Verkäufe über Shops und Callcenter, konnte Mediola innerhalb weniger Monate 36 000 DSL-Verträge für den Magenta-Riesen gewinnen oder verlängern. Die hohe Erfolgsquote war möglich, weil Telekom-Mitarbeiter Mediola per Excel-Tabelle Kundendaten zuspielten, die das Unternehmen zur Telefonakquise an externe Callcenter weiterleitete. Als der Telekom diese illegalen Praktiken bei einer Routineüberprüfung auffielen, wurde der Vertrag mit Mediola Anfang 2008 storniert und ein Teil der noch ausstehenden Provisionen einbehalten.
Er hat die Fronten gewechselt
Aufgeflogen sind diese Machenschaften Anfang 2009 durch Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bonn gegen eine Betrügerbande. Bei Scheinankäufen fanden verdeckte Ermittler auch die von Mediola gewonnenen T-Kunden in den Datensätzen wieder. Das zeigen der WirtschaftsWoche vorliegende Ermittlungsakten.
Einer der Telekom-Manager, die solche Vertriebspartner auswählten, war Bereichsleiter Sascha Hancke. Er hat die Fronten gewechselt und ist in der Media-Saturn-Holding für den Einkauf von Telekommunikationsprodukten verantwortlich.