Bestechung von Media-Markt-Managern Unlautere Geschäfte mit DSL-Anschlüssen

Wie zwei dubiose Media Markt Vertriebspartner ins Visier der Staatsanwälte gerieten.

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Gute Nachbarn in Wetzlar Neben dem Sitz der MV Group mietete eine Firma Büros an, die in den Datenskandal verwickelt war Quelle: Henryk Hielscher

Der Name der Straße „Im Amtmann“ erweckt den Anschein, als handele es sich um eine seriöse Adresse. Hier, am Stadtrand von Wetzlar, hatte der zurzeit wegen Bestechung von Media-Markt-Managern in Untersuchungshaft sitzende Peter N. seine Promotion-Agentur MV Group untergebracht. Von dem Bürohaus Nummer 11–15 aus steuerte der ehemalige T-Online-Manager die Promotoren, die den Verkauf von schnellen DSL-Anschlüssen von Telekom, Vodafone und Alice in den Media Märkten ankurbeln sollten.

Nur aus Gefälligkeit

Wer Gelder in Richtung Media Markt verschiebt, könnte auch auf die Idee kommen, bei den DSL-Anbietern die Hand aufzuhalten. Bisher gibt es bei der Staatsanwaltschaft Augsburg dafür keine Hinweise – bis auf eine Spur, die in die unmittelbare Nachbarschaft führt. Nur zwei Blocks entfernt hatte 2007 und 2008 die inzwischen insolvente Mediola AG ihr Büro, die damals als Vertriebspartner der Telekom ebenfalls um DSL-Kunden warb, allerdings vorwiegend über Shops und Callcenter. Einer der Gründer, der Frankfurter Unternehmer Z., steht bei der Staatsanwaltschaft Augsburg in Verdacht, als guter Bekannter von N. dabei geholfen haben, Schmiergeldzahlungen an Media-Markt-Manager über sein Firmengeflecht zu verschleiern. Denkbar ist, dass Mediola nur aus Gefälligkeit aufgrund dieser Verflechtung den begehrten Partnerstatus von der Telekom und damit eine zusätzliche Einnahmequelle bekam.

Die Tricks von Media Markt
Illustration Media Markt Quelle: Illustration: Torsten Wolber
Illustration Regalplatz für hochauflösende Fernsehgeräte Media Markt Quelle: Illustration: Torsten Wolber
Illustration Werbelogos von Top-Elektronikmarken an den Wänden Media Markt Quelle: Illustration: Torsten Wolber
Illustration Internet-Ecke Media Markt Quelle: Illustration: Torsten Wolber
Illustration Promotioninsel für Mobilfunk Media Markt Quelle: Illustration: Torsten Wolber
Illustration Lockangebote Media Markt Quelle: Illustration: Torsten Wolber
Illustration Trittspuren auf dem Fußboden Media Markt Quelle: Illustration: Torsten Wolber

Spuren verwischen

Mediola legte offenbar Wert darauf, jegliche Verbindung zu N.s MV Group zu vertuschen. Womöglich, damit kein Verdacht gut nachbarschaftlicher Geschäftsbeziehungen aufkam, gaben die Mediola-Gründer Frankfurt am Main als Firmensitz an und trugen die Anschrift eines Büroservices am Westhafen im Handelsregister ein.

Hoch dotierte Verträge und illegale Praktiken

Wo Media Markt teurer ist
Digitalkamera Samsung PL210 Quelle: Presse
Festplattenrekorder Humax iCord Cable Media Markt: 379 EuroGünstiger Online-Anbieter: 322,66 Euro (Willisat)Preisunterschied in Prozent: 14,9 Quelle: Screenshot
Fernseher Toshiba 37SL833G Media Markt: 499 EuroGünstiger Online-Anbieter: 435 Euro (Völkner)Preisunterschied in Prozent: 12,8 Quelle: Pressebild
Smartphone LG P990 Optimus Speed Media Markt: 329 EuroGünstiger Online-Anbieter: 302 Euro (Notebooksbilliger.de)Preisunterschied in Prozent: 8,1 Quelle: Screenshot
Computer HP Pavilion p6-2037de Quelle: Screenshot
Samsung S22A300B Quelle: Presse
Waschmaschine Siemens WM 14 S 750 Quelle: Presse

In Wirklichkeit wurde das Unternehmen aber von Wetzlar aus geführt, sagen ehemalige Manager. Merkwürdig ist auch, dass Mediola-Aufsichtsrat Z. jede Geschäftsbeziehung zur Telekom auf Anfrage der WirtschaftsWoche abstreitet. Dabei ist Mediola eine der dubiosen Vertriebsfirmen, die in den Datenskandal bei der Telekom verwickelt war.

In privilegierter Position

Bereits kurz nach seiner Gründung bekam das Unternehmen die privilegierte Position eines Hauptvertriebspartners der Telekom. Ausgerüstet mit hoch dotierten Verträgen für DSL-Verkäufe über Shops und Callcenter, konnte Mediola innerhalb weniger Monate 36 000 DSL-Verträge für den Magenta-Riesen gewinnen oder verlängern. Die hohe Erfolgsquote war möglich, weil Telekom-Mitarbeiter Mediola per Excel-Tabelle Kundendaten zuspielten, die das Unternehmen zur Telefonakquise an externe Callcenter weiterleitete. Als der Telekom diese illegalen Praktiken bei einer Routineüberprüfung auffielen, wurde der Vertrag mit Mediola Anfang 2008 storniert und ein Teil der noch ausstehenden Provisionen einbehalten.

Er hat die Fronten gewechselt

Aufgeflogen sind diese Machenschaften Anfang 2009 durch Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bonn gegen eine Betrügerbande. Bei Scheinankäufen fanden verdeckte Ermittler auch die von Mediola gewonnenen T-Kunden in den Datensätzen wieder. Das zeigen der WirtschaftsWoche vorliegende Ermittlungsakten.

Einer der Telekom-Manager, die solche Vertriebspartner auswählten, war Bereichsleiter Sascha Hancke. Er hat die Fronten gewechselt und ist in der Media-Saturn-Holding für den Einkauf von Telekommunikationsprodukten verantwortlich.

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