Bezos Vision Für Amazon hat die Schlacht erst begonnen

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Amazon ist Dorn im Auge der Konkurrenz

Die 10 größten Onlinehändler in Deutschland
Apple Quelle: AP
Alternate.de Quelle: Screenshot
Platz 8: Conrad.de Quelle: Screenshot
Tchibo.de Quelle: dpa
Platz 6: Bonprix.de Quelle: Screenshot
Cyberport.de Quelle: Screenshot
Platz 4: Notebooksbilliger.de Quelle: Screenshot

Auch in den USA empören sich stationäre Händler – allen voran Branchengrößen wie Wal-Mart, Target und BestBuy – über unfaire Wettbewerbsvorteile des Online-Giganten aus Seattle. Vor allem die Verkaufssteuer ist ihnen ein Dorn im Auge. Die größtenteils bei den Kommunen verbleibende Steuer müssen stationäre Händler auf den Preis ihrer Waren aufschlagen. Amazon.com hingegen berief sich lange auf ein Urteil des US-Verfassungsgericht von 1992, dass Katalog-Anbieter von der Pflicht befreite, diese Steuer eintreiben zu müssen, wenn diese nicht über eine stationäre Präsenz in dem jeweiligen Bundesstaat verfügten. Zwar waren die Kunden von Amazon.com verpflichtet, die Verkaufssteuer selber bei ihrer Einkommenssteuererklärung anzugeben und abzuführen. Doch die wenigsten taten das. Da die Verkaufssteuer beispielsweise in Kalifornien mittlerweile im Schnitt neun Prozent beträgt, hatte Amazon.com dadurch gerade bei teureren Sachen wie Heimelektronik einen erheblichen Preisvorteil gegenüber der stationären Konkurrenz. John Chiang, Kämmerer von Kalifornien, schätzt, dass seinem Bundesstaat dadurch in den vergangenen zehn Jahren mehrere Milliarden Dollar an Verkaufssteuer entgangen sind.

Inzwischen ist Amazon-Chef Jeff Bezos nicht nur eingeknickt, sondern befürwortet sogar eine einheitlich geregelte Online-Verkaufssteuer. Die war ursprünglich im vergangenen Jahr geplant, ging jedoch im Hick-Hack zwischen Republikanern und Demokraten unter. Nun soll sie wieder belebt werden.

Wo Unternehmen und Bürger die höchsten Steuern zahlen
Platz 10: KolumbienDie gesamte Steuerrate liegt in diesem südamerikanischen Land bei 74,4 Prozent. Die Studie von PricewaterhouseCoopers zählt zur gesamten Steuerrate: Steuern auf Unternehmensgewinne, Arbeit, Sozialabgaben und andere Abgaben, sowie andere Steuern. Quelle: PWC, Doing Business database Quelle: Reuters
Platz 9: PalauRein landschaftlich könnte dies ein Steuerparadies sein. Doch insgesamt 75,7 Prozent werden auf dem pazifischen Inselstaat erhoben. Für die Region ist das außergewöhnlich: Das pazifische Asien erhebt Steuern in der Regel unterhalb des Weltdurchschnitts. Der liegt bei 44,7 Prozent. Quelle: Creative Commons-Lizenz
Platz 8: BolivienDas Andenland erhebt Steuern in Höhe von insgesamt 83,4 Prozent. Südamerika ist nach wie vor die Region der Welt, wo Steuerzahler und Unternehmen am meisten Zeit investieren müssen, um die Zahlung an den Fiskus vorzubereiten: durchschnittlich 619 Stunden im Jahr (Global: 216 Stunden) Eine Vielzahl an undurchsichtigen Regeln und ständige Änderungen durch den Gesetzgeber machen das Zahlen von Steuern zu einer zeitaufwändigen Aufgabe. Quelle: Reuters
Platz 7: TadschikistanBürger und Unternehmen werden hier mit Steuern in Höhe von 84,5 Prozent belastet. Quelle: Creative Commons-Lizenz
Platz 6: EritreaDas afrikanische Land liegt gleich auf mit Tadschikistan: insgesamt zahlen Firmen und Bürger hier 84,5 Prozent Steuern. Quelle: Creative Commons-Lizenz
Platz 5: UzbeksitanDie gesamte Steuerlast liegt hier bei 98,5 Prozent. Quelle: Creative Commons-Lizenz
Platz 4: ArgentinienDas Land erhebt Steuern in Höhe von insgesamt 108,3 Prozent.

Verkaufssteuer als Vorteil im Wettbewerb

Seit September treibt Bezos Unternehmen auch in Kalifornien, seinem wichtigsten Absatzmarkt, die Verkaufssteuer ein. Zwar ist der Preisvorteil damit dahin. Doch Amazon.com kann sich das Entgegenkommen nicht nur leisten. Langfristig hilft es dem Konzern sogar, weil es den Wettbewerb im Online-Geschäft beschneidet. Amazon.com braucht im Gegensatz zu kleineren Wettbewerbern den Vorteil nicht mehr, weil der Konzern mittlerweile eine Größe ist und über ein ausgeklügeltes Logistiknetz verfügt. Konkurrent Ebay hingegen wittert Probleme, wenn seine Händler Verkaufssteuer erheben müssen, auch wenn sie keine Präsenz in dem Bundesstaat haben, in den die Ware geliefert wird. Für sie ist es ein erheblicher administrativer Aufwand, weil die Steuer in jedem US-Bundesstaat unterschiedlich ist und nicht zentral eingesammelt wird.

Warum die Deutschen Online-Shopper sind

Zwar soll es für kleinere Händler Ausnahmen geben. Mittlerweile wird darum gerungen, ob diese bei einem Jahresumsatz von bis zu einer halben Million Dollar von der Bürokratie befreit werden sollen.

Für Amazon.com ist das weniger problematisch. Viele Kunden bestellen zudem mittlerweile aus Bequemlichkeit vor allem, wenn der Transport kostenlos ist. Und es gibt noch jede Menge Schlupflöcher. So erheben viele kleinere Händler, die ihre Waren über Amazon.com vertreiben, die Verkaufssteuer nicht. Amazon.com verdient dabei immer mit, ohne das Risiko zu haben, die Ware einkaufen zu müssen.

Amazon spart auf diesen Wegen in Europa und den USA Milliarden. Das Geld fließt ins Marketing, in die Verbesserung seiner Suchalgorithmen, die Auswertung der Kundendaten und eine noch bessere und schneller Logistik. So wird Amazon für die stationären Händler zu einer immer größeren Bedrohung.

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