Gerrit Heinemann ist Professor an der Hochschule Niederrhein und Leiter des dortigen Forschungszentrums für E-Commerce. „Jeff Bezos ist ein Kriegsherr mit einer Vision, nämlich der größte Händler der Welt zu werden.“ Diesen Weg geht der US-Konzern konsequent. Bei den anhaltend hohen Wachstumsraten von 30 bis 40 Prozent jährlich, wird Amazon Wal-Mart als bisher größten Händler der Welt in spätestens zehn Jahren abgelöst haben. Denn was Amazon-Chef Jeff Bezos verdient, investiert er in noch mehr Wachstum. Gewinn wirft die Online-Maschine nicht viel ab. Für das Jahr 2012 weist der E-Commerce-Riese laut 10-K-Filing der US-Finanzaufsichtsbehörde SEC sogar einen Verlust von 39 Millionen US-Dollar aus.
Die besten Zitate von Amazon-Gründer Jeff Bezos
Jeff Bezos ist eine der spektakulärsten Manager-Persönlichkeiten der Welt. Die Lebensgeschichte des Amazon-Gründers bietet eine unglaubliche Vielfalt und zahlreiche interessante Erzählungen. Der Top-Journalist und Bestsellerautor Richard L. Brand hat die Biografie in seinem Buch „Mr. Amazon“ (Ambition Verlag) aufgeschrieben. Die besten Zitate von Bezos finden sich auch darin und folgen nun.
„Wenn man eines beim Landleben lernt, dann ist es, sich auf sich selbst zu verlassen. Die Leute dort machen alles selbst. Und diese Eigenständigkeit kann man lernen.“
„Ich bin nicht der Typ, bei dem Frauen eine halbe Stunde nach dem Kennenlernen sagen: 'Wow, der ist klasse.' Ich bin eher albern und nicht ... also jedenfalls nicht so, dass irgendeine Frau über mich sagen würde: 'Oh mein Gott, genau so einen habe ich gesucht.'"
„Heute heben sich die Pommes selbst aus der Friteuse – und das, glauben Sie mir, ist ein echter technischer Fortschritt.“
(Bezos jobbte mit 13 Jahren in den Sommerferien für die Fast-Food-Kette und machte umgehend Vorschläge zur Optimierung der Abläufe)
„Die einzigen Male, die er überhaupt Thema wird, sind die, wenn ich beim Arzt nach meiner Krankengeschichte gefragt werde. Dann kreuze ich eben 'unbekannt' an.“
„Wenn etwas kaputt ist, machen wir es heil. Um etwas Neues durchzusetzen, muss man stur und zielstrebig sein, auch wenn es andere vielleicht unvernünftig finden.“
„Der einzige Grund, aus dem ich mich für das All interessierte, besteht darin, dass mich die NASA inspirierte, als ich fünf Jahre alt war.“
„Zu den wichtigsten Dingen, die mich Princeton lehrte, zählt die Einsicht, dass ich nicht klug genug bin, ein Physiker zu sein.“
(Auf der Universität änderte Bezos seine Fachrichtung und machte den Abschluss in Elektrotechnik und Informatik)
Amazon deshalb als harmlose "Non-Profit-Veranstaltung" abzutun, wie er es von Seiten stationärer Händler immer wieder höre, hält der E-Commerce-Experte für einen großen Fehler. "Der deutsche Buchhandel ist von Amazon zerlegt worden", empört sich Heinemann. Laut GfK ist der deutsche Buchmarkt rund vier Milliarden schwer, Amazon macht hier zu Lande mit gedruckten und elektronischen Büchern einen Umsatz von 1,6 Milliarden Euro - damit hat der US-Riese rund 30 Prozent des Konsumenten-Buchmarktes in seiner Hand.
Vor allem kleinere und mittelständische Verlage haben keine eigenen Webshops und vertreiben ihre Werke über Amazon. Heinemann schätzt, dass der deutsche Fachbuchhandel bereits 50 Prozent des Absatzes im Konsumentenbereich über Amazon macht - und dort nahezu unverhandelbar die Konditionen diktiert bekomme.
Einige wollen das nicht länger mitmachen. Der Mainzer Verleger André Thiele hat in einem offenen Brief Amazon-Chef Jeff Bezos die Meinung gesagt. "Seit 2008 habe ich die katastrophal schlechten Konditionen, die Sie mir als Kleinverleger gewährten, geschluckt." Rabatte von zusammengenommen 65 Prozent habe Amazon verlangt, teils als Lagerkosten deklariert. Auch der Kunst- und Literaturverlag Ch. Schroer fühlt sich von Amazon schlecht behandelt: "Wir fühlen uns nicht als Partner behandelt, sondern als Bittsteller, der bitte, bitte, bitte seine Bücher über Ihre Plattform vertreiben darf, und zwar zu Konditionen und Verträgen, die Sie diktieren."
Gerrit Heinemann: „Amazon hat bereits in einigen Buchhandelssegmenten wie z.B. wissenschaftlichen Fachbüchern eine Art Monopolstellung erreicht. Jetzt muss das Kartellamt handeln. " Tatsächlich prüft die Behörde wie am Mittwoch bekannt wurde die Preisauflagen für Händler bei Amazon. Es geht dabei um die sogenannte Preisparitätsklausel: Händler, die die Plattform nutzen, dürften ihre Produkte nicht an anderer Stelle im Internet etwa bei eBay billiger anbieten, so das Kartellamt. Möglicherweise verstoße die Klausel gegen das allgemeine Kartellverbot teilte der Kartellamtschef Andreas Mundt am Mittwoch mit.
Was den Deutschen beim Online-Shopping wichtig ist
„Die von mir bevorzugte Zahlungsmöglichkeit auswählen zu können“ nennt mit 87 Prozent eine überwältigende Mehrheit der Deutschen als wesentliche Anforderung beim Online-Einkauf. Die klassische Rechnung ist dabei nach wie vor das beliebteste Zahlungsmittel. Paypal und Lastschrift/Bankeinzug stehen ebenfalls hoch im Kurs.
Unkomplizierte Rücksendemöglichkeiten fordern 80 Prozent der Befragten von ihren Online-Händlern.
Besonders geduldig sind die Deutschen nicht, wenn es um ihre Online-Einkäufe geht. Eine schnelle Lieferung ist 80 Prozent der Befragten wichtig.
Am besten umsonst: 77 Prozent der Befragten fordern eine kostenlose Lieferung ihrer Ware.
Auf das Gefühl, den besten Preis gefunden zu haben, legen 77 Prozent der deutschen Online-Shopper Wert.
75 Prozent der Befragten in Deutschland ist eine transparente Darstellung der Lieferbedingungen wichtig.
Die Auswahl an Produkten im Online-Handel ist enorm. Über das gesamte Angebotsspektrum wollen sich 74 Prozent der Befragten gut informiert fühlen.
Vor allem wer viel Geld dafür ausgibt möchte sich die Ware vorher ganz genau ansehen – und das nicht nur im Laden sondern auch online. Eine anschauliche Darstellung des Produkts ist 64 Prozent der Befragten wichtig.
Dass das Versandunternehmen ihm bekannt ist bzw. dass er es vertrauenswürdig findet, erwarten 62 Prozent der deutschen Online-Einkäufer. Elf Prozent der Befragten machen den Einkauf sogar vom Versandunternehmen abhängig. Konkret möchten 30 Prozent der Online-Shopper in Deutschland von DHL beliefert werden, 13 Prozent nannten Hermes.
Sie wollen ganz genau wissen wann ihre Ware wo ist, und wann sie sie endlich in den Händen halten können. 61 Prozent der Befragten wollen daher die Möglichkeit haben, ihre Sendung online nachzuverfolgen.
Flexible Lieferung ist für 51 Prozent der Befragten wichtig. Wunsch-Lieferkonzepte stehen dabei hoch im Kurs. Jeder Fünfte möchte wählen können, wo und wann sein Paket zugestellt wird – beispielsweise bei einem Nachbarn, einer Packstation oder an einem bestimmten Wunschtag. Jeder Vierte der befragten Online-Shopper ist als Kunde bei einer DHL-Packstation registriert.
Quelle: Studie im Auftrag der Deutschen Post: Einkaufen 4.0 - der Einfluss von E-Commerce auf Lebensqualität und Einkaufsverhalten
Der Widerstand gegen Amazon formiert sich auf immer breiterer Front. Michael Riethmüller ist Initiator und Vorsitzender des Händlervereins Buylocal. Der Chef von RavensBuch beschäftigt 38 Mitarbeiter, machte 2012 einen Umsatz von rund 63 Millionen Euro. "Gegen die Werbemacht von Amazon kommen wir nicht an", stöhnt der Mittelständler. Deshalb baut er darauf, den Kunden die Rolle der lokalen Einzelhändler klar zu machen: "Wir sind nicht nur ein kulturellen Treffpunkt, wir gestalten auch aktiv das Leben in unserer Stadt mit". Händler wie er seien es, die die ansässigen Vereine unterstützen, sich sozial engagierten, vor Ort Steuern zahlten, Arbeitsplätze stellten und für eine lebendige, attraktive Innenstadt sorgten. "All das tut Amazon nicht", klagt Riethmüller an.
Wer sich so nicht überzeugen lässt, den versucht Riethmüller mit direkten Vorteilen in puncto E-Book als Kunden zu gewinnen. Wer sein Konto bei Amazon löscht, der verliert auch alle dort hinterlegten elektronischen Bücher.