Bezos Vision Für Amazon hat die Schlacht erst begonnen

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Jeff Bezos, der Kriegsherr

„Jeff Bezos ist ein Kriegsherr mit einer Vision, nämlich der größte Händler der Welt zu werden.“, sagt Professor Gerrit Heinemann Quelle: dapd

Gerrit Heinemann ist Professor an der Hochschule Niederrhein und Leiter des dortigen Forschungszentrums für E-Commerce. „Jeff Bezos ist ein Kriegsherr mit einer Vision, nämlich der größte Händler der Welt zu werden.“ Diesen Weg geht der US-Konzern konsequent. Bei den anhaltend hohen Wachstumsraten von 30 bis 40 Prozent jährlich, wird Amazon Wal-Mart als bisher größten Händler der Welt in spätestens zehn Jahren abgelöst haben. Denn was Amazon-Chef Jeff Bezos verdient, investiert er in noch mehr Wachstum. Gewinn wirft die Online-Maschine nicht viel ab. Für das Jahr 2012 weist der E-Commerce-Riese laut 10-K-Filing der US-Finanzaufsichtsbehörde SEC sogar einen Verlust von 39 Millionen US-Dollar aus.

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Amazon deshalb als harmlose "Non-Profit-Veranstaltung" abzutun, wie er es von Seiten stationärer Händler immer wieder höre, hält der E-Commerce-Experte für einen großen Fehler. "Der deutsche Buchhandel ist von Amazon zerlegt worden", empört sich Heinemann. Laut GfK ist der deutsche Buchmarkt rund vier Milliarden schwer, Amazon macht hier zu Lande mit gedruckten und elektronischen Büchern einen Umsatz von 1,6 Milliarden Euro - damit hat der US-Riese rund 30 Prozent des Konsumenten-Buchmarktes in seiner Hand.

Vor allem kleinere und mittelständische Verlage haben keine eigenen Webshops und vertreiben ihre Werke über Amazon. Heinemann schätzt, dass der deutsche Fachbuchhandel bereits 50 Prozent des Absatzes im Konsumentenbereich über Amazon macht - und dort nahezu unverhandelbar die Konditionen diktiert bekomme.

Einige wollen das nicht länger mitmachen. Der Mainzer Verleger André Thiele hat in einem offenen Brief Amazon-Chef Jeff Bezos die Meinung gesagt. "Seit 2008 habe ich die katastrophal schlechten Konditionen, die Sie mir als Kleinverleger gewährten, geschluckt." Rabatte von zusammengenommen 65 Prozent habe Amazon verlangt, teils als Lagerkosten deklariert. Auch der Kunst- und Literaturverlag Ch. Schroer fühlt sich von Amazon schlecht behandelt: "Wir fühlen uns nicht als Partner behandelt, sondern als Bittsteller, der bitte, bitte, bitte seine Bücher über Ihre Plattform vertreiben darf, und zwar zu Konditionen und Verträgen, die Sie diktieren."

Gerrit Heinemann: „Amazon hat bereits in einigen Buchhandelssegmenten wie z.B. wissenschaftlichen Fachbüchern eine Art Monopolstellung erreicht. Jetzt muss das Kartellamt handeln. " Tatsächlich prüft die Behörde wie am Mittwoch bekannt wurde die Preisauflagen für Händler bei Amazon. Es geht dabei um die sogenannte Preisparitätsklausel: Händler, die die Plattform nutzen, dürften ihre Produkte nicht an anderer Stelle im Internet etwa bei eBay billiger anbieten, so das Kartellamt. Möglicherweise verstoße die Klausel gegen das allgemeine Kartellverbot teilte der Kartellamtschef Andreas Mundt am Mittwoch mit.

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Der Widerstand gegen Amazon formiert sich auf immer breiterer Front. Michael Riethmüller ist Initiator und Vorsitzender des Händlervereins Buylocal. Der Chef von RavensBuch beschäftigt 38 Mitarbeiter, machte 2012 einen Umsatz von rund 63 Millionen Euro. "Gegen die Werbemacht von Amazon kommen wir nicht an", stöhnt der Mittelständler. Deshalb baut er darauf, den Kunden die Rolle der lokalen Einzelhändler klar zu machen: "Wir sind nicht nur ein kulturellen Treffpunkt, wir gestalten auch aktiv das Leben in unserer Stadt mit". Händler wie er seien es, die die ansässigen Vereine unterstützen, sich sozial engagierten, vor Ort Steuern zahlten, Arbeitsplätze stellten und für eine lebendige, attraktive Innenstadt sorgten. "All das tut Amazon nicht", klagt Riethmüller an.

Wer sich so nicht überzeugen lässt, den versucht Riethmüller mit direkten Vorteilen in puncto E-Book als Kunden zu gewinnen. Wer sein Konto bei Amazon löscht, der verliert auch alle dort hinterlegten elektronischen Bücher.

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