Börsengang im nächsten Jahr Hapag-Lloyd und CSAV fusionieren

Nach der Unterzeichnung der Fusions-Verträge in Hamburg wird die chilenische Reederei größter Eigner von Hapag-Lloyd. Somit sei man jetzt die Nummer vier der Welt. TUIs Anteil sinkt derweil von 22 auf 13,9 Prozent.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Hapag Lloyd und CSAV fusionieren. Die Reederei wird damit zur viertgrößten der Welt. Quelle: dapd

Hamburg/Hannover Deutschlands größte Reederei Hapag-Lloyd und ihr chilenischer Konkurrent CSAV legen ihr Containergeschäft zusammen. Beide Seiten unterzeichneten nach wochenlangen Verhandlungen am Mittwoch in Hamburg die Verträge für eine Fusion. Damit entsteht nach Angaben von Hapag-Lloyd die viertgrößte Linienreederei der Welt mit rund 200 Schiffen und einem Jahresumsatz von etwa neun Milliarden Euro. In der Containerschifffahrt herrscht seit Jahren ein ruinöser Preiskampf, auf den die Reedereien vermehrt mit Allianzen und Zusammenschlüsse reagieren.

Vorbehaltlich der Zustimmung durch die Wettbewerbsbehörden soll das Containergeschäft von CSAV den Angaben zufolge vollständig in Hapag-Lloyd aufgehen. Die Chilenen würden dadurch zunächst mit 30 Prozent an Hapag-Lloyd beteiligt. Nach dem Vollzug der Transaktion sei eine Kapitalerhöhung von 370 Millionen Euro beschlossen, an der sich CSAV mit 259 Millionen Euro beteiligen werde. Dadurch werde der Anteil an Hapag-Lloyd auf 34 Prozent ansteigen.

Die Chilenen wären damit die größten Anteilseigner, denn die Anteile der Stadt Hamburg und des Unternehmers Klaus-Michael Kühne sinken bei der Fusion. Zusammen wollen CSAV, Kühne und die Hansestadt einen Aktionärsvertrag schließen, wonach sie künftig mit einer Stimme sprechen und Beschlüsse gemeinsam tragen wollen. Das neue Bündnis wird drei Viertel der Anteile halten. Bei einer weiteren Kapitalerhöhung binnen eines Jahres soll Hapag-Lloyd an die Börse gebracht werden. Firmensitz soll Hamburg bleiben, die Zentrale für Lateinamerika soll in Chile angesiedelt werden.

Hinter CSAV steht maßgeblich die Holding Quinenco der chilenischen Familie Luksic. Die Familie ist in der Lebensmittelindustrie sowie der Finanzbranche engagiert und gehört zu den einflussreichsten in dem südamerikanischen Land. Zum Firmenimperium gehören auch Beteiligungen an Minen und Eisenbahn-Gesellschaften.


TUI will aussteigen

Drittgrößter Eigner von Hapag-Lloyd ist mit 22 Prozent derzeit noch die TUI. Durch den Zusammenschluss mit CSAV sinkt der TUI-Anteil auf 13,9 Prozent. Der Reisekonzern aus Hannover will jedoch schon länger aus der Schifffahrt aussteigen und strebt dies über einen Börsengang an. Der Gang der Traditionsreederei auf das Parkett war in den vergangenen Jahren mehrfach ins Auge gefasst worden, zuletzt Anfang 2011. Nun sei der Weg für einen Börsengang des neuen Unternehmens im kommenden Jahr geebnet. Das sei mit den anderen Hapag-Lloyd-Anteilseignern verbindlich festgelegt, schreibt Tui-Chef Friedrich Joussen. In einem internen Schreiben an das Management, das der Nachrichtenagentur dpa am Donnerstag vorlag, betonte Joussen: „Wir kommen dem endgültigen Rückzug aus der Containerschifffahrt näher“. Tui sehe die Fusion positiv.

Bei einem Börsengang hat der Reisekonzern vor allen anderen Anteilseignern ein Vorverkaufsrecht seiner Aktien, wie es in dem Schreiben hieß. Erlöse aus dem Verkauf der Anteile seien aber bewusst nicht in die Ziele des Sparprogramms OneTui aufgenommen worden, das bis zum Ende des Tui-Geschäftsjahrs 2014/2015 ein Ergebnis (Ebita) von einer Milliarde Euro vorsieht.

Das Bündnis der beiden Traditionsreedereien aus Hamburg und Valparaiso folgt einem Trend in der von Überkapazitäten geplagten Branche. Angesichts des scharfen Preiskampfs auf See setzen die Reedereien immer größere Schiffe ein, die Platz für inzwischen mehr als 18.000 Container haben. Zugleich schließen sich immer mehr Reedereien zusammen, um ihre Kapazitäten zu bündeln und so die Kosten zu senken. Im Sommer soll das Bündnis der dänischen Maersk Linie mit der in der Schweiz ansässigen Mediterranean Shipping (MSC) und der französischen CMA CGM an den Start gehen. Diese so genannte P3 Allianz könnte dann mehr als ein Drittel des Marktes kontrollieren. In China gibt es die so genannte Green Alliance. Hapag-Lloyd gehört bereits der G6 Allianz mit mehreren Reedereien aus Asien an.

Bislang ohne Anschluss an eine solche Allianz ist Hamburg Süd. Die zur Bielefelder Oetker-Gruppe gehörende Reederei ist - wie CSAV - stark im Containerverkehr mit Südamerika vertreten. Durch den Bund der beiden Rivalen bekommt die zur Oetker-Gruppe gehörende Reederei auf ihren Hauptrouten starke Konkurrenz. Hamburg Süd hatte unlängst Interesse an einer Dreier-Allianz mit Hapag-Lloyd und CSAV gezeigt. Vor einem Jahr waren Verhandlungen mit Hapag-Lloyd über einen Zusammenschluss ergebnislos abgebrochen worden. Grund soll ein Streit in der Gesellschafterfamilie von Oetker gewesen sein.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%