Booking, Expedia, HRS Hotel-Schnäppchen mit Fallen

Wo lauern bei Übernachtungsportalen wie Booking oder Expedia heimliche Preisfallen? Eine Beratungsfirma hat jetzt fürs Handelsblatt ermittelt, wo es sich am günstigsten buchen lässt – und wem am ehesten zu trauen ist.

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Mit einem Mausklick eine Reise buchen. Doch Vorsicht: Auf Online-Buchungsportale lauern Fallen. Quelle: Imago

Düsseldorf Ein Kurztrip über die Feiertage nach Paris? Ein luxuriöses Skihotel in den Alpen? Eine günstige Unterkunft für die nächste Messe? Schnäppchenjäger verlassen sich beim Stöbern nach preiswerten Übernachtungsmöglichkeiten zunehmend auf die Hilfe von Hotelportalen, die mit wenigen Klicks das – hoffentlich – gewünschte Ergebnis bringen.

Fast ein Drittel aller Übernachtungen buchen Deutsche inzwischen über virtuelle Internet-Kataloge – mehr als bei den Hotels direkt. Schließlich sorgen Online-Anbieter wie Booking.com, HRS oder Expedia für Preistransparenz, präsentieren die Leistungen der Hotels meist anschaulich und ermöglichen eine bequeme Zahlungsabwicklung.

Allein: Um die Vergleichbarkeit untereinander nicht allzu groß werden zu lassen, setzen die Portale selbst auf clevere Tricks. „Nur noch ein Zimmer auf unserer Seite verfügbar“, drängt Marktführer Booking gerne zum übereilten Abschluss. Versprechen wie „47 Prozent Rabatt“ sollen den Klick auf andere Portale unterbinden. Und wer zweifelt schon an der Unschlagbarkeit des Zimmerpreises, wenn der Hotelvermittler HRS ein herausgeselltes Angebot als „Hot“ empfiehlt?

Dass der Vergleich zwischen den Portalen Geld und Ärger sparen kann, hat die Vielfliegerberatung First Class & More des ehemaligen McKinsey- und Boston-Consulting-Beraters Alexander Koenig fürs Handelsblatt herausgefunden. Eine überraschende Erkenntnis dabei: Selbst Metasuchmaschinen wie Trivago, Momondo oder Kayak, die für jedes Hotel die Ergebnisse gleich mehrerer Portale präsentieren, bieten mitunter keine sichere Entscheidungshilfe.

„Nicht immer ist das günstigste Portal die beste Option“, sagt Koenig. „Manchmal lohnt es sich, ein etwas teureres Portal auszuwählen.“ Kostenfreie Stornierungen, andere Zimmerkategorien, inkludiertes Frühstück oder auch die Stabilität von Portalen würden beim Preisranking nämlich nicht berücksichtigt.

„Zudem versuchen manche Portale mithilfe versteckter Kostenfallen, die Nutzer abzuzocken“, warnt Koenig. Wo sich die Buchung am Ende wirklich lohnt und wo sowohl Preis als auch Qualität des Portals stimmen, hat First Class & More deshalb gründlich untersucht – und dabei die 20 beliebtesten Hotelbuchungsportale unter die Lupe genommen.

Untersucht wurden auch die Portale Ab-in-den-urlaub.de, Hotelreservierung.de und Kurz-mal-weg.de, die zur Unister-Holding gehören. Trotz der Pleite und der Übernahme durch den tschechischen Investor Rockaway Capital wurden die Gruppe einem Check unterzogen, weil viele Urlauber die Portale weiterhin nutzen. Da die Zukunft der drei Buchungs-Plattformen immer noch ungewiss ist, zeigt sich Koenig, was langfristige Reisebuchungen angeht, skeptisch.

Bewertet wurden neun Kategorien, wobei der Preis mit einer Gewichtung von 30 Prozent den Schwerpunkt bildete. 20 Hotels pickte First Class & More auf der ganzen Welt heraus, um die Preisstruktur der Hotelbuchungsportale zu untersuchen. Verglichen wurden dabei Nobelherbergen wie das Peninsula Paris oder das Raffles Praslin auf den Seychellen, aber auch günstigere Luxushotels wie das Nixe Palace Mallorca oder das Berliner Swissôtel Kurfürstendamm. Die Prüfer schauten genau hin, ob es sich bei dem angezeigten Preis tatsächlich um den Endpreis handelte oder die Nutzer am Schluss von zusätzlichen versteckten Kosten, wie etwa Steuern, überrascht wurden.

Zudem bewertete die Studie Suchangaben, Filtermöglichkeiten und die Qualität von Hotelinformationen. Hinzu kam die Anzahl der notwendigen Buchungsschritte, der Service, aber auch die Kundenbindung durch Bonusprogramme.


„Hier wird oftmals richtig abgezockt“

Insbesondere beim Angebot von Zahlungswegen gab es mitunter deutliche Punktabzüge. „Hier wird oftmals richtig abgezockt“, kritisiert Koenig. So verlangen manche der Portale exorbitante Preise für gängige Kreditkarten und bieten eine kostenlose Bezahlung nur mit hauseigenen Kreditkarten an.

Mit vier oder mehr verschiedenen Zahlungsmitteln boten im Test die Portale 7ideas.com, Expedia.de und Tui.com die größte Bandbreite an. Ärgerlich hingegen: Bei Hotelreservierung.de, Ab-in-den-urlaub.de, Otel.com, Ltur.de und Tui.com konnte eine aufschlagfreie Zahlung nur vorgenommen werden, wenn Kunden mit einer hauseigenen Kreditkarte bezahlten.

Überraschender Sieger beim Preiskampf: Das Portal 7ideas.com, das im Test sechs Prozent billiger war als der Durchschnitt. Das spanische Portal, hinter dem sich die Firma 5viajes 2012 SL versteckt, ist jedoch nicht unumstritten. So halten sich negative Bewertungen über 7ideas.com hartnäckig im Netz, wobei vor allem plötzliche Umbuchungen bereits bezahlter Zimmer auf schlechtere Hotels angeprangert werden.

Auf dem zweiten Platz im Preisranking landete Ebookers.de. Dabei handelt es sich den Testern zufolge um ein solides Produkt mit guter Preisstruktur, bei dem die Übernachtungskosten durch die Teilnahme an einem Bonusprogramm sogar noch weiter gesenkt werden können.

Auf den nachfolgenden Plätzen folgen ausgerechnet die Unister-Portale Kurz-mal-weg.de sowie Ab-in-den-urlaub.de. Wie sich im Verlauf der Studie allerdings herauskristallisiert hat, können sich die vermeintlich günstigen Preise dieser Portale auf dem zweiten Platz schnell erhöhen. Ein unbedachter Klick – und man hat eine Versicherung am Hals oder muss einen Aufpreis für das gewünschte Zahlungsmittel berappen.

Noch einschneidender: Bei beiden Portalen werden die Preise anfangs pro Person und nicht pro Zimmer angezeigt, was auf den ersten Blick fälschlicherweise einen niedrigeren Preis suggeriert. „In Anbetracht der durchschnittlich nur sehr geringen Preisdifferenz wäre eine Buchung bei dem auf Platz vier gelandeten Klassiker Expedia.de unter Umständen deutlich attraktiver“, glaubt Koenig.

Auch Hotelsclick.com ist bei den günstigen Preisen vorne mit dabei. Das Unternehmen mit Sitz in Italien steht jedoch im Verdacht, mit einer ähnlichen Taktik wie 7ideas.com zu operieren. Zudem werden die Preise für einige Destinationen ohne Steuern ausgewiesen – diese müssen dann, oftmals überraschend, im Hotel beglichen werden.

Auf Platz sieben findet sich mit Hotels.com schließlich wieder eine insgesamt verlässliche Buchungsoption. Zudem besitzt dieses Portal wie der Wettbewerber Ebookers ein eigenes Bonusprogramm. Es bietet darüber hinaus häufig Gutscheine, mit denen die Zimmerpreise weiter gesenkt werden können.


Versteckt im Kleingedruckten

Mit nur wenig Abstand folgt auf dem achten Platz schließlich Hoteltravel.com, während sich auf dem nächsten Platz mit Hotelreservierung.de erneut ein Unister-Portal tummelt. Beide Portale kalkulieren die Steuern ebenfalls nicht mit ein. Dahinter ist Venere.com. platziert. Obwohl das Unternehmen im November 2016 die Einstellung der Buchungsplattform zum 1. Dezember bekanntgab und für weitere Buchungen auf die Expedia-Tochter Hotels.com. verweist, ist Venere.com noch im Ranking berücksichtigt. Dicht gefolgt von Otel.com. Die Steuern sind bei Buchung über die beiden letztgenannten Portale zwar bereits im Preis inbegriffen. Die Tourismusabgabe oder Kurtaxe, die meist nur wenige Euro pro Nacht beträgt, wurde hier jedoch nicht einberechnet. Dafür mussten die Portale einen leichten Abzug in der Kategorie „Preis“ in Kauf nehmen. Der bekannte Anbieter Ltur.de, der vielen vor allem noch aus der Katalogzeit ein Begriff sein wird, landet mit seinen Preisen immerhin auf Platz zwölf.

Auf Platz 13 finden sich gleich zwei Portale ein. Dass die beiden sich den Platz teilen, ist nicht sonderlich überraschend, da Opodo.de die Buchungsmaske von Booking.com integriert hat. Der Vorteil von Booking.com ist allerdings, dass der Preis für zahlreiche Hotels durch Teilnahme am hauseigenen Bonusprogramm „Genius“ nochmals um zehn Prozent gesenkt werden kann.

Beide Programme mussten bei der Gesamtbewertung jedoch einen deutlichen Abzug in Kauf nehmen, da für Destinationen wie die Vereinigten Arabischen Emirate, die USA oder die Malediven keine Steuern ausgewiesen werden. Diese finden sich nur schwer auffindbar im Kleingedruckten und können am Ende für eine böse Überraschung sorgen, wenn Reisende für das vermeintlich bereits bezahlte Zimmer an der Rezeption nochmals zur Kasse gebeten werden. Da die Steuern mitunter 20 Prozent und mehr betragen, handelt es sich um keine „Kleinbeträge“ wie zum Beispiel bei häufig anfälligen Tourismusabgaben.

Die Plätze 15 und 16 gehen an Hotelopia.de und RoomsXXL.de. Auf Platz 17 folgt Hotel.de. Auf den nachfolgenden Plätzen landen schließlich Hrs.de und Tui.com, den Schluss bildet Amoma.com. Das Schlusslicht hat durchaus das eine oder andere Schnäppchen zu bieten – oft ist Amoma.com sogar der günstigste Anbieter. Gleichzeitig häufen sich hier aber zahlreiche starke Ausreißer nach oben, was zu der schlechten Gesamtbewertung geführt hat.

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