Automobilindustrie
Die deutschen Autobauer wuchern in den USA mit zwei starken Verkaufsargumenten: Dem guten Ruf von „German engineering“ und dem vergleichsweise geringen Verbrauch ihrer Autos. Bei dem Verbrauchsargument konnten sich VW, Daimler und BMW bislang auf Obamas tätige Mithilfe verlassen: Strengere Verbrauchsgrenzen gehörten zu den wenigen großen Projekten, die Obama vor seiner Wahl zum Präsidenten versprach und die er letztlich auch realisierte. Genüsslich störte der Präsident im August den Parteitag der Republikaner mit seiner Ankündigung, dass er den Verbrauch von Neuwagen in den USA bis 2025 halbieren wird – per Gesetz.
Zwischen 2017 und 2025 muss der Verbrauch der Fahrzeugflotte eines Herstellers schrittweise von 8,2 auf 4,3 Liter Benzin pro hundert Kilometer sinken. Die effizienteren Antriebe könnten Autos um rund 2500 Euro verteuern, rechnete die US-Umweltbehörde EPA aus, allerdings würden die Kunden durchschnittlich 8000 Euro an der Tankstelle sparen. BMW arbeitete, wie auch 12 andere Hersteller aus den USA und Asien, bei dem Gesetzesvorhaben mit der Obama-Administration zusammen. Daimler und Volkswagen dagegen waren nicht mit im Boot. Allerdings nicht, wie man vermuten könnte, weil sie gegen die verschärften Auflagen waren. Sie kritisierten, dass der Vorstoß Obamas nicht weit genug gehe.
Die Wiederwahl Obamas gibt den deutschen Herstellern nun die Sicherheit, dass sie weiterhin gute Geschäfte mit ihren spritsparenden Modellen in den USA machen können. Romney, der strikt gegen die Verschärfung war, hätte das Gesetz womöglich kassiert. Der Absatz deutscher Diesel-Modelle wird weiter zulegen und in einigen Jahren werden starke Hybrid- und Elektromodelle hinzukommen. Vor allem VW wittert noch eine weitere Chance: Erdgas-Autos. Lange hat der Konzern diesen schadstoffarmen und günstigen Antrieb unterschätzt. Durch die Erdgas-Schwemme, die in den USA wegen neuer Fördermethoden erwartet wird, könnte Erdgas nun in den USA ein großes Thema werden. Das passt zu der neuen Modellstrategie von VW, nach der bei Kleinwagen teilweise schon heute Erdgas- satt Dieselvarianten angeboten werden.
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REUTERS