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Mars kann sich bei den Brauereien bedanken

Holger Geißler
Holger Geißler Psychologe, Werbepsychologe

Im Schokoriegel Mars wurde ein Plastikteil gefunden – der Hersteller ruft daher diverse Produkte zurück. Was der Riegel-Rückruf beim Image des Konzerns anrichtet.

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Trotz der negativen Wahrnehmung der Verbraucher muss sich Mars nicht allzu große Sorgen um sein Image machen. Quelle: dpa

Vor dem Rückruf wegen eines gefundenen Kunststoffteils lief es für die Schokoriegel Mars und besonders Snickers gar nicht schlecht.

Vor einem Monat haben im YouGov-Markenmonitor BrandIndex repräsentativ sieben Prozent aller Deutschen angegeben, in den letzten 30 Tagen einen von diesen Snacks gekauft zu haben. Während die Kundenzahl etwa für Duplo gleich blieb, stieg sie bei Snickers auf aktuell neun Prozent. Allerdings sank die Zahl derjenigen, die angegeben haben, kürzlich die Snack-Mischung Celebrations gekauft zu haben, die unter anderem Mars und Snickers im Kleinformat enthalten.

Von Pferdelasagne und Ehec-Sprossen
2016: Plastik im SchokomantelAbermillionen Schokoriegel müssen in die Werkstatt – sozusagen. Nachdem eine Kundin in einem Marsriegel auf ein Stück Plastik gebissen hat, hat der Hersteller mit einer gigantischen Rückruf-Aktion begonnen. Sie gilt mittlerweile für alle Staaten der Europäischen Union, mit Ausnahme von Bulgarien und Luxemburg. Betroffen sind Riegel der Marken Mars und Snickers mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum vom 19. Juni 2016 bis 8. Januar 2017 zurück; zudem alle Produkte der Marke Milky Way Minis und Miniatures sowie mehrere Celebrations-Mischungen mit diesem Mindesthaltbarkeitsdatum. Quelle: dpa
2016: Glyphosat und Malz, Gott erhalt'sPro Jahr konsumiert ein Deutscher durchschnittlich 107 Liter Bier. Und damit nicht nur, streng nach dem deutschen Reinheitsgebot, Wasser, Hopfen, Hefe und Malz, sondern auch noch eine gerüttelte Menge Glyphosat – das weltweit meist eingesetzte Pestizid. In deutschen Bieren wurden Mikrogrammwerte deutlich über den Grenzwerten für Trinkwasser gemessen, im krassesten Fall 300-fach über dem Grenzwert. Direkte Gefahr für die Gesundheit besteht allerdings nicht. Quelle: dpa
2014: Dänischer Wurstskandal erreicht DeutschlandIn Dänemark stellte sich 2014 heraus, dass Produkte des Wurstherstellers Jørn A. Rullepølser mit Listerien-Bakterien verseucht waren. Listerien sind für gesunde Menschen in aller Regel ungefährlich, allerdings ein Risiko für immungeschwächte Personen und schwangere Frauen. In Dänemark starben innerhalb von 30 Tagen zwölf Menschen, 15 weitere erkrankten. Der Betrieb wurde geschlossen, die Produkte zurückgerufen. 160 Kilogramm waren auch an einen deutschen Supermarkt in Schleswig-Holstein an der dänischen Grenze gegangen – sie waren bereits verkauft, bevor sie sichergestellt worden konnten. Verbraucher wurden gebeten, die Wurst zu vernichten oder zurückzugeben. Quelle: dpa
2014: Käse mit ColiDas Unternehmen Vallée-Verte rief die zwei Käsesorten „Saint Marcellin“ und „Saint Felicien“ zurück. In den Produkten der französischen Käserei Fromageries L'Etoile wurden Coli-Bakterien nachgewiesen. Diese können innerhalb einer Woche nach Verzehr zu teils blutigem Durchfall, Bauchschmerzen, Erbrechen sowie Fieber führen. Gerade bei Kindern besteht außerdem die Gefahr von Nierenkomplikationen. Quelle: dpa
2014: Von wegen Edel-Hähnchen2014 deckte die „Zeit“ auf: Das Neuland-Gütesiegel, gegründet vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), dem deutschen Tierschutzbund und der Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft, als ganz besonderes Qualitätssiegel hielt bei Brathühnchen nicht so ganz, was es versprach. Eigentlich sollten Neulandtiere aus Freilandhaltung stammen, gefüttert mit Körnern aus der Region. Tatsächlich stammen in Norddeutschland viele Tiere aus einem ganz gewöhnlichen industriellen Schlachtbetrieb in Niedersachsen. Quelle: dpa
2013: Pferd in der LasagneZusammen mit der Ehec-Epidemie wohl der aufsehenerregendste Lebensmittel-Skandal der vergangenen Jahre: 2013 stellte sich heraus, das Rindfleisch in mehreren Fertiglasagnen aus der Tiefkühlung war eigentlich Pferd. Im Anschluss wurden in Labortests rund 70 Fälle von falsch etikettierten Fertigprodukten nachgewiesen. Die größte Menge an Pferdelasagne gab es in Nordrhein-Westfalen mit 27 Fällen, gefolgt von Hessen (13), Baden-Württemberg (8) und Bayern (8). Weitere betroffene Länder waren Mecklenburg-Vorpommern (5), Brandenburg (4) und Hamburg (2). Quelle: REUTERS
2013: Noch mehr PferdBegonnen hatte der Skandal in Irland und Großbritannien, wo bereits im Januar Hamburger-Frikadellen auftauchten, die Spuren von Pferd enthielten. Bei Hamburgern der Marke Tesco waren es sogar deutlich mehr als nur „Spuren“: Sie bestanden zu 23 Prozent aus Pferdefleisch. Die Tiefkühl-Hackbällchen „Köttbullar“ der Möbelhaus-Kette Ikea in tschechischen Häusern enthielten ebenfalls Pferd und flogen daraufhin aus dem Sortiment – zum Ausgleich landete in schwedischen Tiefkühlregalen Lasagne mit einem Pferdefleischanteil von bis zu 100 Prozent. In ganz Europa wurden schließlich Händler festgenommen, die falsch deklariertes Fleisch verkauften. Quelle: dpa

Den Einzelriegeln Mars und Snickers steht vermutlich nun eine zumindest kurzfristige, ähnliche Entwicklung bevor wie sie Celebrations vorgemacht hat.

Nachdem diese Artikel vergangene Woche zurückgerufen wurden, weil in mindestens einem Schokoriegel ein Kunststoffteil gefunden wurde, zeigt der Buzz schon mal, in welche Richtung es geht: nach unten.

Am Buzz ist abzulesen, ob die Verbraucher kürzlich Positives oder Negatives über eine Marke gehört haben. Um die Aktualität der Ereignisse besser abbilden zu können, berücksichtigen wir (ausschließlich) beim Buzz die Nennungen der vergangenen Woche – normalerweise verwenden wir bei allen Angaben einen 4-Wochen-Schnitt, um noch robustere Daten zu erhalten.

Keine großen Sorgen

Unter den Kennern der Marke erreicht Mars im Buzz derzeit einen Wert von -24 Punkten (auf einer Skala von -100 bis +100), Tendenz weiter fallend. Das ist sehr deutlich im negativen Bereich, was bei einer Rückrufaktion wegen potenzieller Gesundheitsgefährdung zu erwarten ist. Auch von Snickers (-11) und Celebrations (-9) hören die Verbraucher zurzeit vermehrt Negatives.

Dass Mars besonders schlecht wegkommt, dürfte auch daran liegen, dass der Mutterkonzern der Marken „Mars“ heißt und Medien titelten, dass „Mars“ diverse Schokoriegel zurückruft. Um davon zu erfahren, dass auch Snickers und Celebrations betroffen sind, musste man in manchen Medien dann schon etwas mehr lesen.

Trotz der negativen Wahrnehmung der Verbraucher muss sich Mars vermutlich nicht allzu große Sorgen machen. Das Unternehmen hat eine plausible Erklärung geliefert, wie das Kunststoffteil in den Schokoriegel gelangt ist und nach eigener Aussage mehr Produkte zurückgerufen als eigentlich notwendig war.

Zudem zeigt die Erfahrung, dass Marken nach Rückrufen (etwa im Automobil- oder Lebensmittelbereich relativ schnell zu alter Stärke zurückfinden, wenn die Ursache für den Rückruf glaubwürdig abgestellt wurde.

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