Brauen mit Blaubeeren "Vor 500 Jahren konnte man gar kein gutes Bier brauen"

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"Bier nicht in die falschen Hände geben"

Nun bieten Sie in Deutschland mit vier Bieren über den Braufactum-Kühlschrank im Supermarkt aber nur eine sehr eingeschränkte Auswahl Ihrer Biere an.
Der deutsche Biermarkt ist sehr konservativ und unterliegt dem Einfluss des Reinheitsgebots. Hier etwas mit unseren Bieren zu verändern, wird sehr schwierig. Deshalb haben wir uns entschieden einen langfristigen Ansatz zu verfolgen.

Das heißt?
Ich würde liebend gerne hunderte verschiedene Bier nach Deutschland exportieren, genau wie Radeberger mehr von unserem Bier verkaufen wollen würde. Aber was hilft es uns, wenn nur ein paar Bierliebhaber unsere Flaschen kaufen. Mit den vier Sorten im Supermarkt sollen sich alle deutschen Biertrinker langfristig daran gewöhnen, wie Bier schmecken kann. Und dann können wir bald hoffentlich auch weitere unserer Sorten auf den Markt bringen.





Haben Sie keine Angst, dass die Bierliebhaber dann längst andere Marken kaufen? Das Angebot an Craftbeer wird auch in Deutschland immer größer.
Das ist ein Risiko, natürlich. Aber wir planen gerade eine Mikkeller-Bar in Berlin. Dort wird es mehr Sorten geben als im Supermarkt. Das sollte uns helfen, die Marke in Deutschland bekannter zu machen. Es geht einfach darum, ein Verständnis für Craftbeer zu etablieren.

In anderen Ländern gelingt Ihnen das schneller. In Asien haben Sie bereits Bars in mehreren Metropolen eröffnet. Was ist dort anders?
Deutschland ist wie eine alte Maschine, die lange vorwärmen muss, bevor man sie starten kann. In Asien können wir dagegen fast über Nacht etwas verändern. Wir sind dort von der Bekanntheit auf einem guten Weg die größte Craftbrauerei zu werden.

Mikkeller-Biere gehören zum Premiumsegment, ihre Flaschen kosten in Deutschland drei bis vier Euro. Verkaufen sich Premiumprodukte in Asien besser?
Natürlich sehen wir, dass Kunden in China oder auch in Russland einfach unsere Biere kaufen, weil sie die teuersten auf dem Markt sind. Wir exportieren zwar nach Russland. Auf der anderen Seite möchte ich aber, dass die Leute mein Bier wertschätzen. Und das passiert nicht, wenn jemand etwas kauft, nur weil es das teuerste auf dem Markt ist.

Verbreitet weltweit den Craftbier-Spirit

Die Grafik zeigt die Standorte der Mikkeller-Brauerei

Daten: Unternehmen

In Ihrer Bar in Kopenhagen bieten Sie eine 6-Liter Flasche Blaubeerbier für gut 340 Euro an. Was bestimmt den Preis für so ein Produkt?
Die Kosten für unsere Rohstoffe, also Hopfen, in diesem Fall die Blaubeeren und so weiter. Dann meine investierte Zeit und die Kosten für die Produktion in der Brauerei. Aber ein wichtiger Faktor ist die Verfügbarkeit unserer Biere.

Sie haben hunderte verschiedene Sorten gebraut. Einige nur in einzelnen Fässern. Je rarer, desto teurer?
Natürlich, viele Leute würden das so klar nicht sagen. Aber wenn ich nur kleine Mengen einer Sorte braue, kostet die eben mehr. Wenn ich das nicht so machen würde, könnte es sein, dass das Bier in den falschen Händen landet.

Wie meinen Sie das?
Dass ein Bierliebhaber alle Flaschen einer Sorte aufkauft. Oder, wie gerade schon angesprochen, Leute mein Bier nur kaufen, weil es teuer ist und wie ein Statusprodukt als Luxus gilt. Und nicht, weil Sie den Geschmack schätzen. Mit höheren Preisen kann ich dafür sorgen, dass die Leute mein Produkt wirklich wertschätzen.

Mikkeller ist bekannt dafür, mit anderen Brauereien zu kooperieren und Biere in limitierter Auflage zu verkaufen. Etwa mit den US-Brauern von Three Floyds. Unterstützen Sie damit nicht ihre Konkurrenz? Es wäre ja undenkbar, dass Carlsberg etwa gemeinsam mit AbInbev braut.
Die anderen Craftbrauer sind doch nicht meine Konkurrenten. Wir spielen für das gleiche Team: Das Team, das gutes Bier brauen will. Aber natürlich: Unsere Kunden müssen im Laden eine Entscheidung treffen, ob sie eine Flasche Mikkeller oder eine Flasche Three Floyds kaufen. Ich glaube aber, dass sie wieder kommen, wenn ihnen das Bier schmeckt, und ihre Freunde mitbringen. Schon haben wir zwei potenzielle Kunden für unsere Biere.

Mit mehr als 4000 kleinen Brauereien in den USA fürchten einige dort das Platzen einer Craftbeer-Blase. Glauben Sie nicht, dass die Konkurrenz langsam auch in Europa größer wird?
Vielleicht würden US-Craftbrauer die Situation schon anders einschätzen, ja. Aber hier in Europa ist das Potenzial für Wachstum noch so groß, dass wir weiterhin alle Freiheiten für Kooperationen haben.

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