Brauen mit Blaubeeren "Vor 500 Jahren konnte man gar kein gutes Bier brauen"

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"Wenn ich verkaufe, muss ich die Kontrolle behalten können"

Wo ziehen Sie die Grenzen? Was halten Sie etwa von Carlsberg, der größten Brauerei in Dänemark?
Sie sind das Gegenteil von Mikkeller, ganz klar. Aber ich stehe in regelmäßigem Austausch mit ihnen. Ihre Biere Carlsberg und Tuborg halte ich zwar nicht für besonders interessant. Aber sie haben einen Platz auf dem Markt.

AbInbev hat Anfang des Jahres die Craftbrauer von Camden Town Brewery in London übernommen. Würden Sie ihre Brauerei an einen größeren Konkurrenten verkaufen?
Mein Ansatz für Mikkeller ist nicht, damit das große Geld zu verdienen. Ich möchte in der Bierwelt etwas verändern. Mein Ziel ist, gutes Bier zu brauen und mehr Leute zu animieren, ihre Trinkgewohnheiten in Bezug auf Bier in Frage zu stellen. Sollte ich einmal verkaufen, müsste ich die Kontrolle über das Unternehmen behalten, sonst ist es nicht mehr Mikkeller.

Ihre Konkurrenten von Brewdog in Schottland haben mit Anleihen und der Ausgabe von Unternehmensanteilen ihre Expansion finanziert. Ist so etwas für Mikkeller denkbar?
Ich schätze sehr, was Brewdog macht und kenne die Gründer gut. Aber man sieht, dass sie nun gezwungen sind, jedes Jahr neue Bars zu eröffnen, ein bestimmtes Wachstum und Umsatzziele zu erreichen. So denken wir bei Mikkeller nicht. Gegen Investoren im Unternehmen hätte ich nichts einzuwenden.

Wachstum ist nicht Ihr Fokus, sagen Sie. Und doch konnte Mikkeller von 2013 auf 2014 den Umsatz um 50 Prozent auf 2,5 Millionen Euro steigern.
Wir sind von der Start-up-Phase jetzt zu einem professionelleren Unternehmen gewachsen. Mein Ziel ist weiterhin, langsam organisch zu wachsen und interessante Märkte zu erschließen. Wir haben eine Bar in Reykjavík eröffnet. Das ist so ein kleiner Markt, dass es für unser Geschäft eigentlich keine clevere Investition ist, genauso wenig, wie unsere Bar in Bangkok. Aber es macht einen Riesenspaß. Und ich glaube, dass wir dort den Biermarkt verändern können. Diese Veränderung hilft uns dann hoffentlich langfristig auch mit dem Wachstum.

Bislang haben Sie sich zum Brauen als sogenannter Gypsy-Brauer immer bei anderen Brauereien eingemietet und so die Kosten für eine eigene Brauerei gespart. Jetzt eröffnet in San Diego die erste Mikkeller-Brauerei. Ein Sinneswandel?
In den USA können wir mit der eigenen Brauerei unsere Kapazität nahezu verdoppeln und den teuren Transport unserer Biere von Europa in die USA sparen. Aber in Europa werde ich weiterhin ohne eigene Sudkessel in Belgien und Norwegen brauen. Aber es könnte schon sein, dass wir auch hier irgendwann unsere eigene Brauerei eröffnen.

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