Brillen-Imperium Ray-Ban als Segen und Fluch für deutsche Optiker

Kultstars wie die Blues Brothers, James Dean und Audrey Hepburn griffen schon zu Brillen von Ray-Ban. Heute machen das die „Hipster“ und künftig sollen es Google-Glass-Träger sein. Der Mutterkonzern Luxottica will seine Vormachtstellung ausbauen – und macht sich dabei unbeliebt bei deutschen Optikern.

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Viele Ikonen haben Brillen von Ray-Ban getragen: Sei es der rebellische James Dean in den 50ern, Audrey Hepburn vor Tiffany&Co. in den 60ern oder die Blues Brothers in den 80ern. Sie alle feuerten den Mythos Ray-Ban an, der in den letzten Jahren wieder aufgeflammt ist. Und Geld in die Kassen des Mutterkonzerns Luxottica spült. Quelle: imago / AD

Kein Ray-Ban im Sortiment? Dazu fehlt den meisten Optikern das Rückgrat, findet Thomas Truckenbrod. „Wenn ich auf Ray-Ban verzichte, versaue ich mir das Geschäft“, sagt der Leipziger Optiker, der zugleich Präsident des Zentralverbandes der Augenoptiker (ZVA) ist. Wenn es eine starke Brillenmarke gibt, ist Truckenbrod sich sicher, dann ist es Ray-Ban. Und das nutze der italienische Mutterkonzern und weltweit größte Brillenhersteller Luxottica aus.

Die Brillen mit dem lässig dahin geschriebenen Ray-Ban-Schriftzug haben Luxottica im elften Jahr hintereinander ein zweistelliges Umsatzplus beschert. Die Marke macht über die Hälfte des Konzernumsatzes aus, der im vergangenen Jahr 7,3 Milliarden Euro betrug. Modelle, die in den 50er und 60er Jahren James Dean und Audrey Hepburn schmückten, sind heute allgegenwärtig. Damit das künftig auch so bleibt, wird Luxottica mit dem Internetriesen Google bei dessen Datenbrille kooperieren. Zwar steht noch kein Marktstart fest, aber die Nachfrage nach dem Google Glass ist bereits riesig.

Eine solche Beliebtheit hätten andere Brillenhersteller gerne, weiß Peter Frankenstein vom Deutschen Industrieverband für optische, medizinische und mechatronische Technologien (Spectaris): „Während andere Hersteller mit den Optikern eng kooperieren müssen, damit sie ihre Modelle im Geschäft empfehlen, hat Luxottica es geschafft, dass die Kunden in den Laden kommen und von sich aus nach Ray-Ban verlangen.“

Wie Brillen das Image verändern
Kleider machen Leute, sagt der Volksmund. Wenn das stimmt, dann sind Brillen das i-Tüpfelchen des modebewussten Menschen. Natürlich liegt diesem vermeintlichen Stylevorsprung einer Schwäche zugrunde: Ohne Brille können immer mehr Menschen in unserer heutigen Zeit nicht mehr richtig sehen. Doch diese Schwäche gilt es zu kaschieren und die Fassung dient dabei als mögliches Mode-Accessoire, dessen Potenzial es völlig auszuschöpfen gilt. Politiker, Künstler und Firmenchefs machen vor wie. Quelle: AP
Außenminister Guido Westerwelle hat bei seinem Brillenkauf alles richtig gemacht. „Die schmale Fassung ist modern, neu, elegant und sachlich. Sie passt zum Typ und sicher gewollten Image”, sagt Kerstin Kruschinski vom Kuratorium Gutes Sehen. Quelle: AP
"Brillen dienen bei Personen des öffentlichen Lebens dazu, einen optischen Wiedererkennungswert zu schaffen", so Petra Waldminghaus, Geschäftsführerin der Imageberatung Corporate Color. "Ohne Gläser könnten sich Fans und Medien nicht so einfach an die Personen wieder erinnern". Sicherlich ein Beispiel für eine Marke, die ohne Brille nicht so gut funktionieren würde: Der Musiker Udo Lindenberg. Quelle: dapd
Gregor Gysi zeigt sich gegenüber Trends resistent und trägt schon seit Jahrzehnten Brillen mit runden Gläsern. Quelle: dpa
„Die runden Gläser passen gut zu seiner extravaganten Erscheinung und der intellektuelle Touch des Modells betont seine pfiffige Art zusätzlich”, urteilt Kruschinksi dagegen über die Brille von Horst Lichter. Quelle: dpa
Auch Politikern ist ihre Außenwirkung besonders wichtig. Die Ausprägung dieser Eitelkeit variiert natürlich, einigen reicht es schon, wenn sie als Politiker und mögliche Staatsmänner überhaupt wahr genommen werden. "Eine schwarze Fassung mit breiten und dicken Brillenrändern hilft einer Person bei ihrer äußeren Wahrnehmung in einem Raum", so die Imageberaterin Petra Waldminghaus. "Einige Politiker oder Unternehmenschefs brauchen daher diese trendigen und nerdigen Brillen, um sich eine stärkere Präsenz zu verschaffen". Vor diesem Hintergrund lässt sich der Brillenwechsel des SPD-Fraktionsvorsitzenden Frank-Walter Steinmeier vielleicht besser erklären. Links: die alte Fassung der Steinmeiergläser; rechts: der neue Steinmeier im Bundestag. Quelle: dapd
Kein anderer deutscher Politiker hat in der Vergangenheit so viele verschiedene Brillenmodelle ausprobiert wie Ronald Pofalla. Nach markanten ovalen und eckigen Modellen trägt er aktuell ein rahmenloses Gestell. Quelle: AP/dapd

Damit ist die Marke zugleich Segen und Fluch für Optiker: Ray-Ban-Brillen sind zwar Selbstläufer und kurbeln das Geschäft an, aber das versetzt Luxottica in eine Machtposition gegenüber dem Fachhandel. Ein kleiner Laden will nur 25 Brillen abnehmen? Ein Optiker nimmt nur Sonnenbrillen und verzichtet auf Sehbrillen? Beides geht nicht. Wer Ray-Ban führen will, muss Luxottica mindestens 40 Sonnenbrillen und 20 Sehbrillen abnehmen. Wem das nicht gefällt, muss auf Ray-Ban verzichten. Das gilt für alle Geschäfte – unabhängig von ihrer Größe und Lage.

ZVA-Präsident Truckenbrod kritisiert diese Vertriebspolitik: „Als Großkonzern kann ich von einem kleinen Betrieb doch nicht verlangen, eine Menge zu bestellen, bei der er am Ende 30 Brillen wegschmeißen muss“, sagt er. „Da muss ich doch flexibel sein – grad wenn's mir gut geht.“ Doch Luxottica gebe sich unnachgiebig und arrogant, kritisieren viele Optiker.

Luxotticas Deutschland-Chef Christian Grund rechtfertigt das mit der Markenpflege: „Wir haben ein Qualitätsdenken bei unserem Vertrieb.“ Dazu gehört, dass sich Ray-Ban an seinen Verkaufsstellen als Marke inszenieren kann: „Für die Markenpräsentation braucht es eine gewisse Menge. Sie können nicht drei Brillen hinstellen und sagen Sie führen die Marke – denn das tun Sie nicht. Weder bilden Sie dann die Vielfalt unseres Sortiments ab, noch führen Sie unsere Neuheiten.“ Dabei ginge es nicht darum, die Kollektionen komplett darzustellen: Schließlich bringt Luxottica drei mal jährlich neue Ray-Ban-Modelle heraus, und das Sortiment umfasst über 400 verschiedene Fassungen: „60 Brillen jährlich sind daher keine große Quote".

Zunehmende Konkurrenz für deutsche Optiker

Die besten deutschen Online-Shops
Qualität von OnlineshopsIn Zusammenarbeit mit dotSource hat das ECC Köln Kunden von 77 Online-Shops aus sieben unterschiedlichen Branchen nach ihrer Zufriedenheit befragt.Bewertung: Die in Klammern angegeben Punktzahl zeigt an, welchen Online-Shop-Index ein Shop erreicht hat. In die Berechnung des Online-Shop-Index fließen die Zufriedenheit der Kunden mit den in der ECC-Erfolgsfaktorenstudie untersuchten Einzelkriterien sowie die Kundenbindung ein. Ein Wert von 100 Punkten entspricht der maximalen Zufriedenheit und Kundenbindung. Das Ranking erhebt nicht den Anspruch zu beurteilen, dass ein Online-Shop allgemein besser ist als ein anderer. Es besagt, welche Online-Shops es besser schaffen als andere, ihre eigenen Kunden zufriedenzustellen. Die vollständige Studie finden Sie kostenpflichtig hier. Quelle: dpa Picture-Alliance
Rang 10: Deichmann (74,9 Punkte) Quelle: dpa Picture-Alliance
Rang 9: Hugo Boss (75,2 Punkte)Als zweiter Modeanbieter hat es Hugo Boss unter die Spitzenreiter geschafft. Die Befragten waren von den Zusatzinformationen zu Produkten sowie von den Kaufempfehlungen besonders angetan. Quelle: dpa
Rang 8: s.Oliver (75,2 Punkte) Quelle: dpa Picture-Alliance
Rang 7: Ernsting’s Family (75,4 Punkte) Quelle: PR
Rang 6: myTime.de (75,4 Punkte)       Quelle: PR
Rang 5: zooplus (76,2 Punkte) Quelle: Screenshot

Christian Grund zeigt Verständnis für kleine Geschäfte – und wirbt um Verständnis für Luxottica: „Natürlich lohnt es sich nicht, für einen kleinen Anbieter, der nur 80 Sonnenbrillen jährlich verkauft, gleich 40 Sonnenbrillen nur von einer Marke zu bestellen“, sagt der Deutschland-Chef des Unternehmen. „Aber für uns macht es auch keinen Sinn, Verkaufspunkte zu haben, an denen wir unsere Marke nicht angemessen präsentieren können.“ Kurzum: In Geschäften, die sich Ray-Ban nicht leisten können, will die Marke auch nicht vertreten sein. Die Abnahmevorgaben dienen also als Filter.

Branchenexperte Stephan Schenk kennt einige Optiker, die sich zusammentun, um sich vorm Luxottica-Diktat zu drücken. „Einer kauft dann für alle ein“, sagt der Chefredakteur des Brancheninformationsdienstes „Markt intern Augenoptik/Optometrie.“ Er glaubt, dass sich Luxottica darüber klar ist, und beide Augen zudrückt. „Man kann der deutschen Niederlassung nur bedingt einen Vorwurf machen. Sie muss letztlich auch nur die Vorgaben aus Italien erfüllen.“ Christian Grund von Luxottica sagt dazu: „Es gibt nichts, was es nicht gibt.“

Einigen Optikern stößt auf, dass Luxottica seine Brillen im Internet auch direkt verkauft, und auch auf eigenen Einzelhandel setzt. Beides bedeutet zunehmende Konkurrenz für deutsche Optiker. Weltweit betreibt das Unternehmen über 5.500 eigene Verkaufsstellen. Gerade in Nordamerika ist die Firma mit den Ketten Sunglass Hut und Lens Crafters vertreten. In Deutschland betreibt das Unternehmen eigene Ray-Ban-Verkaufsflächen in 16 Karstadt-Filialen.

„Es ist möglich, dass noch der ein oder andere Standort dazu kommt“, sagt Grund. Eine eigene Einzelhandelskette sei jedoch nicht geplant. „Ich habe Verständnis, dass der Fachhandel das mit Sorge betrachtet. Aber man kann nicht erwarten, dass jemand eine Käseglocke über einen hält und vor äußeren Einflüssen schützt. Jeder muss auf dem Markt sein Bestes geben.“

Auch wenn sowas bei vielen Optikern schlecht ankommt, wollen sie auf Ray-Ban doch nicht verzichten. Schließlich fragen ihre Kunden nach der Marke. Sie schwimmt ganz oben mit auf einer Erfolgswelle, die Brillen seit einigen Jahren feiern. Was unter Modejüngern früher allenfalls in Bibliotheken salonfähig war, hat in den vergangenen zehn Jahren die Laufstege erobert. Während Deutschlands Augenoptiker vor zehn Jahren noch 8,4 Millionen Brillenfassungen absetzten, waren es 2012 rund 11,3 Millionen. Zugleich verdienten die Optiker mit 5,2 Milliarden Euro so viel wie nie zuvor. 

Zwar gibt es noch keine Branchenzahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2013, aber in einer aktuellen Umfrage unter rund 800 ZVA-Mitgliedern bewerten 83 Prozent ihre Situation gut oder befriedigend. Etwa die Hälfte der Optiker geht für 2014 von einem gleich bleibenden Umsatz aus, 44 Prozent erwarten ein Plus.

„Die Brille ist als modisches Accessoire voll anerkannt und wird das auch bleiben“, sagt der Geschäftsführer des Deutschen Mode-Instituts (DMI), Gerd Müller-Thomkins. Sie habe sich vor allem Dank dem Retro-Trend der vergangenen Jahre durchgesetzt: Schlagworte, wie „Vintage“, bestimmten die Mode. Was alt, konservativ oder abgenutzt aussah, war in – und damit auch ein solch althergebrachtes Accessoire, wie die Sehbrille. „Das zeigte sich an den Hipstern, die ihr Outfit im Second-Hand-Laden zusammen stellen, oder am Erfolg der sogenannten Nerd-Brille“, sagt Müller-Thomkins.

Wie Ray-Ban wieder entdeckt wurde

Da würde sich Knigge im Grabe umdrehen
SchulmeisterereiOberlehrerhaftes Verhalten scheint typisch deutsch zu sein. Wachsender Trend: Deutsche schulmeistern gerne ihre Mitmenschen. „Sie sind ein schlechtes Vorbild für mein Kind, wenn Sie bei Rot über die Ampel gehen“ „Hier ist Ballspielen verboten“ „Hier raucht man nicht“: Schulmeistern hat nichts mit gutem Verhalten zu tun. Die Deutsche Kniggegesellschaft urteilt sogar: „Wir entwickeln uns zu einem Volk von Zurechtweisern. Das muss besser werden.“ Quelle: V.V.V.-Verlag
Sitz mit Aktentasche blockierenNerv-Trend Nummer zwei speziell bei Geschäftsreisenden: ein einziges Ticket kaufen und den Nebenplatz dennoch mit der Aktentasche blockieren. Andere Fahrgäste müssen stehen, das Gepäck hat´s bequem. Sehr effektiv, um von Hamburg bis Frankfurt ungestört zu sein, sozial aber nicht kompatibel, findet die deutsche Kniggegesellschaft. Quelle: dpa
Zu viele Löcher, labberige Hemden, kurze Ärmel mit KrawatteDer Businessmann macht laut der Kniggegesellschaft noch viel falsch. Darum: Perfekte Gürtel haben nur fünf Löcher, das Hemd muss zwei Zentimeter aus dem Ärmel schauen und kurze Arme mit Krawatte sind ein No Go. Damit sich diese Fashion-Fauxpas nicht wiederholen, raten die Benimm-Experten, auch als Mann mal hin und wieder einen Blick in eine Modezeitschrift zu werfen. Quelle: dpa
Lautstark in der Öffentlichkeit telefonierenEbenfalls auf der Kniggeliste steht der Handybrüller, vorzugsweise in Bus und Bahn. Den ganzen Waggon zu beschallen, ist schon ein Klassiker und bleibt dadurch weit oben auf der Liste der Benimm-Fehler der Deutschen. Dass leise und weniger und höflicher ist, ist immer noch nicht bei allen angekommen: Rechtsanwälte etwa posaunen immer noch die Namen und Aktenzeichen ihrer Mandaten durch den Zug (Gab´s da nicht eine Schweigepflicht?), andere lassen Mitreisende lautstark Anteil an Familien- und Beziehungsproblemen nehmen. Übrigens: Man kann auch leise in seinen Laptop hacken. Das muss nicht wie die alte Schreibmaschine MG klingen. Quelle: dpa
Vor dem Abbiegen nicht blinkenBlinken ist uncool, ist schon klar. Das machen nur Spießer. Der Selfmade-Man biegt ohne ab. Davon gibt es immer mehr, geißelt die Kniggegesellschaft. Da weiß man dann gar nicht, was der andere will und schon kracht es. Das ist extrem unsolidarisch. Also: Blink mal wieder! Quelle: dapd
Besteck falsch haltenJeder Zweite kann's nicht richtig, dabei ist es nicht schwer, Messer und Gabel richtig zu halten. Ein Messer ist kein Bleistift, also kein Grund, es wie einen Griffel zu halten. 50 Prozent der von der Knigge-Gesellschaft getesteten Besucher von Biergärten machten Besteckfehler beim Essen. Ein Vorsatz: Dringend Tischsitten updaten. In der Muße liegt der Genuss, dann klappt´s auch mit dem Knigge. Quelle: dpa
Daneben-Benehmen auf BetriebsfeiernAlle Jahre wieder immer dieselben Fehler. Vorsicht mit dem Alkohol, nicht Sexy-Hexy spielen und kein Geknutsche mit dem Chef. Das Betriebsfest ist nach wie vor vermintes Gelände. Hier enden immer wieder Karrieren. Überlebenstipp: Klappe halten, nichts ausplaudern und nicht am nächsten Tag krankfeiern. Quelle: dpa

Dieser Zeitgeist spielte Ray-Ban in die Hände. Schließlich prägte die ursprünglich vom US-amerikanischen Linsenhersteller Bausch & Lomb gegründete Marke die Brillenmode bis in die 80er Jahre hinein. 1937 hatte die U.S.-Luftwaffe Bausch & Lomb gebeten, eine Sonnenbrille für ihre Piloten zu entwerfen. Herauskam kam das Modell „Aviator“ („Flieger“) mit gewölbten Gläsern in einer Metallfassung. Ihre Funktion, die UV-Strahlen von den Augen der Piloten zu verbannen, führte zum Markennamen Ray-Ban, also „Strahlen-Bann“. Die Fliegerbrille ist bis heute das erfolgreichste Ray-Ban-Modell.

Die andere Stilikone ist die 1952 entworfene „Wayfarer“ mit ihrem dicken, schnittigen Kunststoff-Rahmen. Hollywood entdeckte sie schnell für sich und gab ihr zahlreiche Auftritte in Kultfilmen: 1961 nahm Audrey Hepburn ihr „Frühstück bei Tiffany“ mit einer Wayfarer ein, 1980 rockten die „Blues Brothers“ mit ihr die Bühne und 1983 machte Tom Cruise damit „Lockere Geschäfte“. All das trieb den Mythos Ray-Ban an und prädestinierte die Marke dazu, im Retro-Trend der 2000er wieder entdeckt zu werden – und Geld in die Kassen des heutigen Mutterkonzerns Luxottica zu spülen.

Das italienische Brillenimperium kaufte Ray-Ban 1999 für 640 Millionen US-Dollar von Bausch & Lomb, nachdem die Marke einen Niedergang erlebt hatte. „Zum Übernahmezeitpunkt war Ray-Ban weit vom jetzigen Status entfernt“, sagt Branchenexperte Stephan Schenk. Die großen auffallenden Ray-Ban-Modelle passten laut DMI-Geschäftsführer Gerd Müller-Thomkins schlichtweg nicht mehr in die Zeit: „Gerade Ende der 90er Jahre kam eine neue Nüchternheit in der Mode auf.“

Luxottica wartete nach seiner Ray-Ban-Übernahme jedoch nicht erst auf den sich ändernden Zeitgeist, sondern passte die Marke der Zeit an. „Sie sind mutiger geworden und haben neue Designs auf den Markt gebracht“, sagt Peter Frankenstein vom Herstellerverband Spectaris. „Außerdem haben sie ein gutes Marketing und eine gute Preisklasse von 100 bis 150 Euro.“

Luxottica-Manager Christian Grund ist stolz auf die Leistung des Konzerns: „Es war Luxottica, die aus der größten Brillenmarke, wieder das gemacht hat, was sie ist“, sagt er. „Gerade den modischen Bereich pflegen wir ganz aufmerksam, weil er die Marke ausmacht.“ Außerdem hat Luxottica mit Sehbrillen ein neues Wachstumsfeld für Ray-Ban erschlossen. Mittlerweile machen Sehbrillen in Deutschland fast die Hälfte des Ray-Ban-Geschäfts aus – Tendenz steigend.

Während hier zu Lande vergangenes Jahr der Marken-Umsatz mit Sonnenbrillen um 18 Prozent stieg, waren es bei Sehbrillen ganze 34 Prozent. „Wenn man sich anschaut, dass der Markt für Sehbrillen viel größer ist, als für Sonnenbrillen, dann sehe ich da noch ein großes Potenzial“, sagt Grund. Denn von den 40,1 Millionen Brillenträgern in Deutschland tragen lediglich 14,5 Millionen auch eine Sonnenbrille, also das klassische Ray-Ban-Produkt. Bei den Sehbrillen gibt es also noch einiges aufzuholen.

Ein Spagat zwischen Tradition und  Moderne

So kleidet sich der erfolgreiche Verkäufer - oder nicht
Anzug ist PflichtAnzug, Hemd und Krawatte sind Pflicht für den Vertriebsmitarbeiter, sagt die Studie „(Vor)Bild Verkäufer – Von Krawatten, Koffern und Klischees“ der Beratungsgesellschaft Pawlik Sales Consultants. Zudem sollte die Kleidung gepflegt, aufeinander abgestimmt und passgenau sein. Texte: Katja Köllen Quelle: unpict - Fotolia.com
Der Anzug: Nicht unbedingt NadelstreifenDer Anzug ist das entscheidende Kleidungsstück beim männlichen Vertriebsmitarbeiter. Die Farbwahl kann dabei entscheidend für den erfolgreichen Erstkontakt sein: Wer anthrazit trägt, ist Spitzenreiter, gefolgt vom blauen und schwarzen Anzug. Der viel gepriesene und getragene Nadelstreifenanzug landet mit einem Zuspruch von gerade einmal 35 Prozent auf Platz vier. Kurz dahinter liegt nur noch der hellgraue Anzug. Quelle: contrastwerkstatt - Fotolia.com
Das Hemd: Hell und einfarbig gewinntHell sollte das Hemd unter dem Anzug sein. Das sagen über 80 Prozent der Befragten. Wer dabei noch darauf achtet, dass es zudem uni ist, der sollte sich um sein Äußeres in Sachen Hemd keine Sorgen machen. Auf das Kurzarm-Hemd oder Hemden mit Weißkragen sollte ein Verkäufer aber besser verzichtet. Ebenso landen dunkle und gemusterte Hemden eher im Mittelfeld, werden aber von rund der Hälfte der Befragten immer noch als ansprechend bewertet. Quelle: joegraphic - Fotolia.com
Die Krawatte – bitte keine Mickey MouseDie Krawatte, die das Töchterchen ausgesucht hat, weil so viele schöne, bunte Figuren zu sehen sind, sollte Mann lieber nur zum Sonntagskaffee daheim aus dem Schrank holen. Comic-Motive und knallige Muster sind ein No-Go. Quelle: dpa
Die Krawatte – gestreift oder uniWer sich für den gestreiften oder einfarbigen Schlips entscheidet, ist ganz vorne mit dabei. Das altmodische Einstecktuch wird heute lieber auf dem Foto der Großelterngeneration bewundert. Auch die gemusterte Krawatte bekommt wenig Zuspruch – noch weniger als das Einstecktuch. Einfach und schlicht heißt hier also das Motto. Quelle: dpa
Stift und Mappe statt SchmuckUm sich erfolgreich zu präsentieren sollte die Wahl beim Schreibmaterial und der Tasche besser bedacht sein als die Entscheidung über einen Armreif oder ähnliche Accessoires. Kunden achten insbesondere auf die Ausstattung wie Stift und Mappe, sowie aus welcher Tasche der Verkäufer diese zieht. Quelle: Peter Atkins - Fotolia.com
Das Bekenntnis zur EheWer verheiratet ist, und dies zeigt gewinnt beim Erstkontakt an Vertrauen. Der Ehering ist das Accessoire, das beim Vertriebsmitarbeiter am erfolgreichsten wirkt. Über sechzig Prozent der Befragten schätzen den Schmuck an der Männerhand. Weniger als die Hälfte sehen Manschettenknöpfe und Krawattennadel als Aufwertung des Äußeren. Die Firmennadel findet auch Zuspruch, allerdings gerade einmal bei jedem Dritten. Anderer Schmuck wird nicht akzeptiert. Quelle: dpa

Auch wenn die Aussichten in Deutschland rosig scheinen, soll sich das internationale Wachstum  verlangsamen. Nachdem es für Ray-Ban elf Jahre immer zweistellig aufwärts ging, erwartet Luxottica künftig lediglich ein einstelliges Plus. Das sollen vor allem Schwellenländer wie China einfahren. „Die Zentrale macht lieber vorsichtige Prognosen“, sagt Grund. „Wir wurden allerdings immer wieder überrascht, was doch noch an Wachstum drin war.“

Ray-Ban steht grundsätzlich vor zwei Problemen: Einerseits ist das Wachstum allmählich ausgereizt, andererseits bewegt sich die Modewelt weg vom Retro-Schick. „Ray-Ban hat bereits eine enorme Marktmacht und da künftig noch mehr drauf zu legen, ist schwer“, sagt Stephan Schenk von „Markt intern“. „Außerdem besteht bei allgegenwärtigen Marken immer die Gefahr, dass sie sich abnutzen.“

So kleiden Sie sich richtig

Zugleich muss sich Ray-Ban als traditionelle Marke künftig in einer futuristischen Modeströmung behaupten. „Die Hipster-Zeit ist vorbei“, sagt DMI-Geschäftsführer Gerd Müller-Thomkins. „Am Anfang des Jahrtausends orientierte sich die Mode noch an der Vergangenheit, nun schaut sie in die Zukunft.“ Der Stil wird modern, schlicht, zurückhaltend, sportlich und praktisch. „Form follows function“, kommentiert Müller-Thomkins.

Da die Brille eine praktische Funktion erfüllt, wird sie auch weiter als Modeaccessoire angesagt bleiben. Allerdings zeigte sich zuletzt auf der Münchner Fachmesse Opti im Januar, dass der Trend weg geht von den auffälligen Nerd-Brillen. Die Gläser bleiben groß, aber die Ränder werden schmaler und zurückhaltender. Für Ray-Ban bedeutet das künftig ein Spagat zwischen Tradition und Moderne: „Das ist aktuell ein anspruchsvolles Unterfangen für klassische Marken, wie Ray-Ban, die Erwartungen der Stammkunden zu erfüllen und gleichzeitig den Weg in die modische Moderne zu finden“, sagt Gerd Müller-Thomkins.

Christian Grund ist zuversichtlich: „Als größter Brillenhersteller der Welt beobachten wir die Trends ganz genau und können alle Neuheiten bieten, die der Markt verlangt.“ So seien etwa die künftigen Modelle, die sich an die Wayfarer anlehnen, deutlich filigraner als bisher. Mit der künftigen Mitarbeit an Google Glass will sich das Unternehmen außerdem für die Zukunft rüsten. Während Luxottica seine Vormachtstellung ausbauen will, erhofft sich Google modischere Modelle für seine Datenbrille.

Auch Verbandsvertreter Peter Frankenstein traut Ray-Ban zu, sich für die Zukunft gut aufzustellen „Ray-Ban hat einen derartigen Marktanteil. Der Marke wird so schnell kein Konkurrent gefährlich.“ Und daher werden Optiker auch künftig auf Ray-Ban setzen – und dessen Vertriebspolitik akzeptieren.

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