Cartier, Rolex & Co. Die Reparaturabzocke der Luxusuhrenhersteller

Mit Reparatur und Wartung teurer Zeitmesser verdienen Hersteller wie Cartier, Audemars Piguet und Rolex noch Jahre nach dem Kauf viel Geld – zum Nachteil von Kunden und Uhrmachern.

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Die Suche nach den schönsten Uhren
Maurice Lacroix: Seconde MystérieuseDie Sekundenanzeige gehört zu den netten, im Alltag aber eher nicht so wichtigen Anzeigen. Ein Suchspiel damit treibt der Hersteller Maurice Lacroix, der sich gerne mit auffälligen Zifferblättern präsentiert. Der gebläute Sekundenzähler scheint zu schweben und springt wie ein Propeller alle 15 Sekunden weiter. Die Uhr ist in zwei Varianten auf je 125 Stück limitiert. 11.300 Euro Quelle: Presse
Hublot: Classic Fusion Ultra ThinAusgerechnet Hublot - größer, dicker, auffälliger waren die Modelle, die die Marke bekannt machten. Nun die Uhr für den gegenläufigen Trend: schlank und dünn. 24.200 Euro. Quelle: Presse
A. Lange & Söhne: LumenKleine Jungs haben haben früher ihre Uhren mit Leuchtziffern lange mit der Lampe "aufgeladen", um unter der Bettdecke fluoreszierende Glimmern zu bestaunen. Große Jungs kaufen heute das Modell Lumen und lassen das Datum leuchten. Quelle: Presse
Greubel Forsey: Art Piece No.1 von Willard WiganDer britische Künstler Willard Wigan baut seine Skulpturen in einer Größe, die kaum für das bloße Auge zu erkennen sind: Sie passen in ein Nadelöhr und werden mit Mikroskop verkauft. Für den Schweizer Uhrenhersteller fertigt er Skulpturen nach Vorgaben des Käufers an, die dieser dann durch die Lupe in der Krone betrachten kann. Je nach Art der Skulptur etwa 4.000.000 Euro Quelle: Presse
Greubel Forsey: Art Piece No.1 von Willard Wigan Quelle: Presse
Louis Vuitton: Tambour Bijou SecretJemanden einzuwickeln bedeutet üblicherweise, jemanden zu umgarnen. Bei dieser Uhr ist das anders, sie soll den Damenarm dekorativ umschlingen, umwickeln. Und damit es noch mehr nach Schmuck als nach Uhr aussieht, ist das Zifferblatt verdeckt mit einer Platte. 4.100 Euro Quelle: Presse
Parmigiani: Transforma CBFSie sieht silbern aus, ist aber aus Rotgold, hängt an einer Kette, hat aber auch ein Armband und eine Fassung, damit man sie als Tischuhr verwenden kann. Die Transforma ist drei Uhren - und wird im Set mit zwei Werken angeboten. 56.900 Euro Quelle: Presse

Zuerst hat Mathias Hajek Glück. 1986 bekommt der Düsseldorfer PR-Fachmann eine Uhr geschenkt, das Klassiker-Model Reverso von Jaeger-LeCoultre. Im September 2012 verfärbt sich das Zifferblatt ein wenig. Seitdem hat Hajek Pech.

Er bringt die Uhr zwecks Zifferblattwechsel zur Juwelierkette Wempe an der Düsseldorfer Königsallee. Bald darauf bekommt Hajek die Nachricht, sein Zeitmesser sei zum Hersteller in die Schweiz gesandt worden, was wegen der Zollbestimmungen die Reparatur ein wenig verzögern könne. Nach zwei Monaten hat zumindest der Kostenvoranschlag den Weg zurück nach Düsseldorf geschafft: Nötig sei viel mehr als ein neues Zifferblatt, nämlich eine Grundüberholung – Wasser sei eingedrungen – plus neues Glas, neue Ziffern, neue Zeiger und neues Armband zum Preis von rund 2000 Euro.

Luxusuhren: Geldanlage oder Kostenfalle?

Hajek widerspricht dem Großauftrag: „Warum auch die anderen intakten Teile der Uhr für viel Geld hätten ersetzt werden sollen, konnte mir niemand erklären.“ Er gönnt seiner Uhr Zifferblatt und Dichtigkeit für 730 Euro.

Ein Vierteljahr später holt Hajek die Uhr bei Wempe ab und will nicht glauben, was er sieht: „Ich packe die Uhr aus und erkenne das alte, verfärbte Zifferblatt.“ Also Hajek zurück zu Wempe und die Jaeger-LeCoultre zurück in die Schweiz.

Nach insgesamt neun Monaten Wanderschaft sieht Hajek seine Uhr samt neuem Zifferblatt im vergangenen Juni endlich wieder. Was an der Reparatur so schwierig war? Wempe wollte dazu auf Anfrage der WirtschaftsWoche keine Stellung nehmen.

Wie Sie sensible Uhren richtig pflegen

Viele Luxusuhrenhersteller beliefern Juweliere wie Wempe oder freie Uhrmacherwerkstätten nicht mit Ersatzteilen, selbst wenn sie offizielle Konzessionäre der jeweiligen Marke sind. Die Hersteller wollen das Geschäft mit Wartungen und Reparaturen selbst machen. Denn damit lässt sich noch Jahrzehnte nach dem Kauf viel verdienen. Allen voran die drei den Uhrenmarkt beherrschenden Luxusriesen LVMH, Richemont und Swatch Group kontrollieren auch das sogenannte Aftersales-Geschäft.

Hajeks Ärger teilen deshalb viele Kunden. Ein hessischer Uhrmacher, ausgebildet von Jaeger-LeCoultre und heute selbstständig, kennt die Tricks: „Selbst wer den höchsten Eignungslevel dieses Herstellers hat, darf als Externer keine Reparaturen ausführen.“ Daher zahle der Kunde drauf: „Dichtungen etwa sind ein Pfennigteil. Reparatur und Prüfung kann ich vor Ort für 60 Euro machen. Stattdessen muss ich die Uhr an den Hersteller schicken, und der Kunde zahlt dafür 600 Euro.“

Hinzu komme: „Viele Hersteller haben in kurzer Zeit viele Mitarbeiter ohne die nötige Qualifikation eingestellt, oft sind das nicht mal Uhrmacher. Das führt häufig zu einer miesen Qualität der Reparaturen“, kritisiert der Uhrmachermeister.

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