C&A Letzte Hoffnung Caparros

Rewe-Chef Alain Caparros wechselt im August zu C&A. Quelle: dpa

Der Erfolg beim Umbau des verschwiegenen Familienkonzerns C&A ging offenbar nicht schnell genug. Die Beschleunigung wird nun mit Rewe-Chef Alain Caparros ein familienfremder Topmanager übernehmen.

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Die Erkenntnis kam spät, aber sie kam: Ohne externe Expertise, ohne einen ausgewiesenen Strategen kann das im eigenen Saft schmorende Familienunternehmen den seit Langem anhaltenden Abwärtstrend nicht stoppen. Und so fiel die Wahl der verschwiegenen Inhaberfamilie Brenninkmeijer auf den noch amtierenden Rewe-Chef Alain Caparros, der in wenigen Tagen beim Lebensmittelriesen mit Sitz in Köln offiziell verabschiedet wird.

Kommenden Montag wird der 1956 in Algerien geborene Franzose zum letzten Mal auf der Hauptversammlung zu den Rewe-Genossen sprechen. Am 30. Juni ist sein letzter Arbeitstag, dann übergibt der 61-Jährige das Amt an seinen Nachfolger Lionel Souque, ebenfalls Franzose.

Der erfahrende Handelsmanager, der seit 2006 Vorstandschef der Rewe-Gruppe mit 45 Milliarden Euro Umsatz und mehr als 300.000 Mitarbeitern ist, übernimmt nach kurzer Verschnaufpause dann im August die Nachfolge von C&A-Europachef Philippe Brenninkmeijer, der vor wenigen Wochen überraschend seinen Posten niederlegte. Als offiziellen Grund nannte C&A, dass Brenninkmeijer eine neue Aufgabe in der Familienholding Cofra übernehmen werde. Seit 2015 hat Philippe Brenninkmeijer C&A Europe geleitet. Als Interims-Nachfolger war mit Edward Brenninkmeijer der nächste Verwandte in der weit verzweigten Eigentümerfamilie bestellt.

„Wir glauben, dass wird in Alain Caparros dir richtige Führungskraft für C&A gefunden haben, um sicherzustellen, dass die Umwandlung von C&A Europe, die bereits erste Erfolge erzielt hat, weiter wächst und optimiert wird, um ein stärkeres Geschäft für die Zukunft zu schaffen", sagt Martijn Brenninkmeijer, CEO Cofra Holding. Auch sei er Caparros dankbar, der nach seiner Ankündigung, bei Rewe aufzuhören, auf einmalige Gespräche mit C&A einwilligte.

C&A kämpft mit der Konkurrenz aus dem Internet

C&A verliert seit Jahren Umsatz und kämpft mit der Digitalisierung. So wandern immer mehr Kunden ins Internet zu Zalando & Co. ab oder decken ihren Bedarf vor Ort bei Billig-Ketten wie Primark, H&M und TKMaxx. Noch vor rund 20 Jahren war C&A in diesem Billigsegment der einzige nennenswerte Anbieter.

In einem Interview hatte Europa-Chef Philippe Brenninkmeijer im Herbst eingeräumt, dass C&A Umsatz verliert. Genaue Zahlen darüber, wie es C& A wirtschaftlich geht, gibt das Unternehmen nicht bekannt. In Deutschland erlöste C&A laut Rangliste der Fachzeitschrift Textilwirtschaft 2015 rund 2,8 Milliarden Euro. Das 1841 gegründete Unternehmen hat seinen Sitz in Düsseldorf. Nachfolger Caparros wohnt ebenfalls in Düsseldorf. Bisher hatten es nur wenige externe Führungskräfte bis ins Topmanagement der Modekette geschafft.

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Caparros kann auf dem Aufbauen, was sein Vorgänger bereits eingeleitet hat. Schon im Herbst vergangenen Jahres hatte sich C&A aus der Türkei zurückgezogen und anschließend die Märkte in Spanien und Portugal unter die Lupe genommen. So legte die iberische C&A-Organisation den Mitarbeitern und lokalen Gewerkschaften einen Plan vor, der die Komplexität reduzieren, die Prozesse vereinfachen und die Geschäfte optimieren soll. In diesem Rahmen sollen bis zum Frühjahr 2018 rund 30 von 140 Filialen geschlossen und rund 300 Stellen gestrichen werden. C&A betreibt knapp 2000 Läden, davon rund 1500 in Europa und 480 in Deutschland mit insgesamt 60.000 Mitarbeitern.

C&A rüstet die Filialen nach

Parallel dazu wurde erstmals seit Ende der Neunzigerjahre der Rotstift in den beiden Unternehmenszentralen in Düsseldorf und im belgischen Vilvoorde angesetzt. Demnach sollen in Düsseldorf bis zu 160 der 1400 Jobs wegfallen, in Vilvoorde 70 von 570. Ziel des Stellenabbaus sei es, die „Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell zu schaffen, bei dem der Kunde im absoluten Mittelpunkt steht“, teilte das Unternehmen im Februar mit.

Man werde dabei in die Kollektionen, die Kommunikation sowie in ein „völlig neues Einkaufserlebnis“ investieren, das durch das neue Store-Konzept geschaffen werden soll. Dieses wurde im vergangenen Herbst erstmals in Deutschland installiert. Bis Ende 2017 sollen ein Drittel der Geschäfte modernisiert sein, bis 2021 rund 80 Prozent. Auch in den anderen europäischen Märkten soll der neue Ladenbau nachgerüstet werden. Doch nicht nur in den Filialen soll ein frischer Wind wehen. Auch im Online-Geschäft hat sich C&A einiges vorgenommen. Im Online-Handel plant das Unternehmen, seine Umsätze innerhalb von vier Jahren zu verdreifachen.

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Die Probleme bei dem Traditionsunternehmen sind zum Teil die Folge der radikalen Veränderungen im deutschen Textilhandel. Galt C&A früher ganz selbstverständlich als erste Adresse für den preiswerten Einkauf von Bekleidung für die ganze Familie, so tummeln sich im Billigsegment inzwischen immer mehr Wettbewerber – aus Sicht vieler Jugendlicher mit deutlich mehr modischem Anspruch.

Viele Probleme sind allerdings auch hausgemacht. C&A ist die Position im Markt abhandengekommen. Es fehlt ein klares Image im sich verschärfenden Wettbewerb. Offenbar wissen die Kunden nicht mehr, wofür die beiden Buchstaben C&A eigentlich stehen. Hinzu kommt: Wie viele andere Händler habe C&A „die Geschwindigkeit unterschätzt, mit der sich der Modehandel in Richtung Online-Umsätze verändert“, räumte Brenninkmeijer ein. „Kein Zweifel, darauf hätten wir eher reagieren müssen.“

Was dennoch für ein Comeback von C&A spricht, ist die enorme Kapitalkraft der Inhaberfamilie, die noch immer zu den reichsten Clans in Europa zählt. Und natürlich ihre neue Top-Personalie: Alain Caparros. Er hatte sich in den vergangenen Jahren einen erbitterten Zweikampf mit Branchenprimus Edeka um die Supermarktkette Kaiser's Tengelmann geliefert. Nach langem Tauziehen hatte er Rewe den Zugriff auf die Tengelmann-Märkte in Berlin gesichert.

Caparros verlässt Rewe mit Rekordzahlen. Zudem hatte er das Online-Geschäft der Kölner deutlich ausgebaut. „Ich habe mit Martijn Brenninkmeijer und anderen Mitgliedern der Familie Brenninkmeijer inspirierende Diskussionen geführt, und beschlossen, meine Pläne für die Zeit nach Rewe zu ändern“, sagte Caparros heute. „Sie haben mich mit ihrem Glauben an C&A überzeugt, um die Herausforderungen anzunehmen, die ein harter Wettbewerb sowie eine Digitalisierung des Unternehmens in allen Einzelhandelssegmenten und insbesondere im Bekleidungsmarkt mit sich ziehen. Nachdem ich das vergangene Jahrzehnt im Lebensmitteleinzelhandel und im Tourismus verbracht habe, bin ich mir über die vielen Unterschiede bewusst, die erforderlich sind, um erfolgreich zu sein.“

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