DB Cargo Eisenbahner mobilisieren die Politik

Die Sanierung des Güterverkehrs auf der Schiene droht ein Politikum zu werden. Jetzt soll sogar die Kanzlerin den Arbeitnehmern von DB Cargo helfen, die Sparpläne des Bahnvorstands zu verhindern.

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Der Konflikt um einen Stellenabbau geht weiter. Quelle: dpa

Düsseldorf Im Konflikt um einen Stellenabbau in der Gütersparte der Deutschen Bahn mobilisieren Gewerkschaften und Arbeitnehmervertreter die Politik. In einem Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). „Das Managementkonzept ist ein Schrumpfkonzept im Schienen-Güterverkehr“, kritisieren die Arbeitnehmervertreter von DB Cargo das Sanierungskonzept des Bahnvorstands. Das sei „kein Schritt nach vorne, sondern ist ein gewaltiger Schritt in die Vergangenheit“. Die Güterbahn brauche stattdessen einen Wachstums- und Produktivitätsschub.

Die Betriebsräte verwiesen auf Worte Merkels bei der Eröffnung des Gotthard-Tunnels in der Schweiz, als sie die Bedeutung für den Güterverkehr gewürdigt hatte. „Wir hoffen in diesem Sinne auf ihre Unterstützung“, bitten die Arbeitnehmer um Hilfe.

Am Mittwochvormittag wollen sie gemeinsam mit Vertretern der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) in Berlin gegen die Sparpläne der Bahn protestieren. Danach sollen unter anderem auch 215 kleinere von insgesamt 1.500 Verladestationen nicht mehr angefahren werden. Diese Stationen bringen nach Berechnungen der Bahn nur 0,4 Prozent des gesamten Transportaufkommens der DB Cargo und sind deshalb unwirtschaftlich. Der Gesamtbetriebsrat von DB Cargo kritisiert das als falschen Weg. Das Ziel der Sanierung müsse mehr Wachstum sein – und das nicht erst in ein paar Jahren, betonte der Vorsitzende Jörg Hensel.

Der Bahn-Aufsichtsrat trifft sich am Mittwoch zur alljährlichen Strategiesitzung. Dabei geht es um die Pläne für DB Cargo, die seit Jahren mit Defizit fahren, und die weiteren Umbauvorhaben des Konzernvorstands Rüdiger Grube. Grube hatte Ende 2015 ein „Zukunftskonzept“ vorgelegt, mit dem die Bahn sowohl im Güter- wie auch im Personenverkehr, zuverlässiger, pünktlicher und kundenfreundlicher werden soll.

DB Cargo mit 17.500 Mitarbeitern hat in den vergangenen Jahren erhebliche Marktanteile an die private Konkurrenz und auch an den Straßenverkehr verloren. Die Bahntochter erwirtschaftete 2015 ein Defizit vor Zinsen und Steuern von 183 Millionen Euro. Zwischen 2008 und 2015 verlor die Bahn 26 Milliarden Tonnenkilometer an Transportleistung. Das geht aus einem Informationsschreiben an die SPD-Bundestagsfraktion hervor. Auch die SPD stellt das Konzept des Bahnvorstands infrage.


Große Pläne für den Personenverkehr

Die SPD warnt vor einer weiteren Verlagerung von Transporten auf die Straße. Nur noch 17 Prozent des gesamten innerdeutschen Güterverkehrs geht über die Schiene. Eine Reduzierung von Kapazitäten in der Fläche konterkariere eine vernünftige Verkehrspolitik, die auch den Klimaschutz im Blick habe, argumentieren SPD-Fraktionsvize Sören Bartol sowie die Verkehrspolitiker Kirsten Lühmann und Martin Burkert in einem Brief an ihre Fraktion.

Bahnchef Grube hatte im vergangenen Jahr den Chef der Cargosparte gefeuert. Über Jahre war Besserung versprochen worden, die dann aber nie eintraf. Nach dem Vorstandsumbau führt nun Berthold Huber den Bereich. Huber ist zugleich verantwortlich für den Personenverkehr.

Für den Fernverkehr hat die Bahn bereits ein Konzept vorgelegt, das eine massive Ausweitung des Angebots bis 2030 um rund 25 Prozent vorsieht. Fast alle Städte über 100.000 Einwohnen sollen bald wieder von ICEs oder ICs angefahren werden. Das Konzept für den Güterkehrkehr, der für die Bahn mindestens genauso wichtig ist, kam bislang allerdings nicht voran. Mit der Einschaltung der Politik durch die Gewerkschaften dürfte es nun für Huber nicht leichter werden.

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