Solche Standorte sind in vielen Städten rar. „Wir könnten viel schneller wachsen, wenn wir entsprechende Flächen hätten. Es scheitert wie immer am Wettbewerb“, klagt auch Alnatura-Chef Götz Rehn. Denn weil es an attraktiven Standorten mangelt, ist in der Branche ist längst vom „Kampf um die besten Plätze“ die Rede.
Häufig lassen sich deshalb mittlerweile konkurrierende Bio-Supermärkte in unmittelbarer Nähe zueinander nieder, um ihre Expansionspläne durchsetzen zu können. Die Strategie läuft auf Verdrängung hinaus.
Der Biomarkt macht gerade einmal etwas mehr als vier Prozent des Gesamtumsatzes am Lebensmitteleinzelhandel, ist nach wie vor eine Nische. Und in der ist längst nicht für alle Platz. Zumal längst auch andere den Bio-Boom für sich nutzen.
3. Der Kampf gegen die Nachahmer
Nur die Hälfte des Umsatzes mit Bio-Lebensmitteln stammt tatsächlich aus Bio-Fachmärkten – genauso viel geht nämlich auch bei Discountern über die Theke. Große Supermarktketten wie Rewe und Edeka haben längst ihre eigenen Biolinien kreiert und verdienen gut daran.
Das hat jetzt auch die Drogeriekette dm vor. „Dabei ist eine Monomarken-Strategie, die in der Pionier- und Aufbauphase richtig war, nicht mehr das passende Instrument“, sagte dm-Chef Erich Harsch der WirtschaftsWoche im Interview. Soll heißen: Die Drogeriemarktkette wird bald eine eigene Bioprodukt-Linie in die Regale stellen. Direkt neben die von Alnatura, vermutlich zu einem niedrigeren Preis. „Wenn man sieht, wie sich die Biowelt verändert hat, sind wir sogar ziemlich spät dran“, so Harsch.
Auch wenn Alnatura sich gelassen gibt: Die Pläne von dm sind ein Schlag ins Kontor. Zwar gibt sich Alnatura zugeknöpft zu genauen Zahlen, doch Insiderberichten zufolge macht Alnatura mehr als die Hälfte seines Umsatzes von zuletzt 689 Millionen Euro über die dm-Märkte. Händeringend ist das Unternehmen deshalb gerade bemüht, den drohenden Umsatzrückgang aufzufangen.
Was den Deutschen beim Einkauf wirklich wichtig ist
Fragestellung: “Welche der folgenden Aspekte sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Leistungen des Lebensmitteleinzelhandels?”
Quelle: Institut für Handelsforschung // repräsentative Umfrage unter 1.542 Deutschen
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Branchenberichte über Verhandlungen mit den Ketten Rewe und Edeka will Alnatura auf Nachfrage zwar nicht bestätigen, doch eine solche Kooperation ist plausibel. Will Alnatura seine hohen Umsatzzahlen halten, geht das kaum über den Fachhandel allein, sondern nur über den konventionellen Handel.
Dort ist der Absatz von Produkten aber doppelt schwer. Die Supermarktketten und Discounter locken ihre Kunden mit Produkten, die nicht nach hohen Bio-Standards produziert werden, aber dennoch mit Attributen werben, die vielen Kunden wichtig sind: Nachhaltigkeit und vor allem Regionalität. „Die Tendenz, die Bio-Standards durch scheinbare Alternativen ablösen zu wollen“, sei deutlich spürbar, sagt BNN-Geschäftsführerin Elke Röder.
Das sorgt in den Verkaufsregalen für ein Durcheinander an Siegeln und letzlich Verwirrung bei den Kunden. Längst ist nicht mehr jedem klar, welchem Versprechen von artgerechter Haltung, kontrolliertem Anbau und Öko-Qualität noch zu glauben ist.
4. Kampf um die Bauern
Dabei fällt es vielen Händlern zunehmend schwerer, an echte Bio-Produkte zu kommen – zumindest, wenn sie aus Deutschland kommen sollen. Die heimischen Bauern kommen mit der Bio-Produktion nicht hinterher. Zuwachszahlen bei Fläche und Betrieben bleiben deutlich hinter dem Marktwachstum zurück.
Der Grund: Ökologische Landwirtschaft ist für viele Bauern derzeit nicht sonderlich attraktiv. Nach einer Erhebung des Thüne-Instituts lag das Einkommen der Öko-Betriebe erstmals seit vielen Jahren wieder unter dem Einkommen der konventionellen Vergleichsbetriebe.