Denn's, Alnatura, Bio Company Die fünf Kämpfe um die Zukunft des Biohandels

Auf der Lebensmittelmesse Biofach feiert sich die ökologische Konsumbranche. Doch die einst kleine, friedliche Welt der Öko-Händler wird immer größer und unübersichtlicher – inklusive ihrer Probleme.

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Quelle: dpa Picture-Alliance

„Bio-Boom“, „Megatrend“, „ungebrochen“. Es sind markige Worte voller Lob, mit denen Medien und Verbände derzeit über das Geschäft mit ökologischen Lebensmitteln berichten. Kein Wunder, gerade feiert sich die Branche auf der Biofach, der weltweit größten Messe für ökologische Konsumgüter.

Anscheinend aus gutem Grund: Deutschland ist nach den USA der umsatzstärkste Bio-Markt weltweit. In den vergangenen 15 Jahren hat sich der Umsatz fast vervierfacht. Eine Erfolgsgeschichte.

Auf 7,91 Milliarden Euro beziffert die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft den Umsatz, der 2014 mit Bio-Lebensmitteln und -Getränken gemacht wurde - knapp fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Und das in einer Zeit, in der der konventionelle Lebensmittelhandel stagniert.

Wer vom Boom bei den Öko-Lebensmitteln profitiert

Doch mit dem Wachstum kommen auch immer größere Probleme auf die Biohändler zu. An fünf Schauplätzen kämpft die Branche um ihre Zukunft – gegen sich selbst, gegen den Druck von außen und gegen die Politik.

1. Der Kampf Groß gegen Klein

Jahrelang profitierten vom Bio-Boom vor allem die großen Ketten – auf Kosten der kleinen, inhabergeführten Läden. Sie hatten seit den Achtzigerjahren das Feld bereitet, mussten dann aber mit ansehen, wie denn's, Alnatura und Bio Company die Einkaufsstraßen der Städte eroberten.

Von 2007 bis 2014 stieg die Zahl der Alnatura-Filialen von 45 auf 83, die der denn's-Läden von 17 auf 143. Und das war nur der Anfang. In den kommenden Monaten solle eine noch raschere Expansion folgen, sagen Insider voraus.

Häufig haben sich die Bio-Supermarktketten in den Innenstädten niedergelassen. In guten Lagen, zwischen C&A und Burger King. Mit großen, hellen Verkaufsräumen und einem Warenangebot, das konventionellen Supermärkten kaum nachsteht, zugleich aber preiswerter ist als in vielen Fachgeschäften, locken sie die Laufkundschaft.

Die größten Bio-Supermarktketten in Deutschland 2014

Wo sich die Bio-Supermarktketten niederlassen, sterben die Kleinen. Das galt fast zehn Jahre lang in der Öko-Handelsbranche. Erstmals deutet sich jedoch eine Trendwende an, denn vom Umsatzplus bei den Biolebensmitteln profitierten die Naturkostfachgeschäfte 2014 überdurchschnittlich stark. „Wir haben zum ersten Mal seit langem wieder mehr Eröffnungen von kleinen Läden als Schließungen“, sagt Elke Röder vom Bundesverband Naturkost Naturwaren.

Daraus zu schließen, kleine Naturkostgeschäfte erlebten eine Renaissance, greift jedoch zu kurz. Denn während die Zahl der Geschäfte 2014 um etwa zwei Prozent stieg, wuchs die Gesamtverkaufsfläche der Bioläden um acht Prozent. Anders gesagt: „Für einen kleineren Bioladen, der zumacht, macht ein größerer auf“, erklärt Branchenkenner Klaus Braun, Berater kleiner und mittelgroßer Bioläden.

2. Der Kampf der Ketten

Aber es ist nicht nur der klassische Kampf des Einzelhandels, der die Branche der Ökohändler durchrüttelt. Auch zwischen den großen Anbietern selbst tobt ein erbitterter Kampf.

Um die großen Läden profitabel zu machen, sind Alnatura, denn's Biomarkt und die Bio Company auf viel Laufkundschaft angewiesen. Die Standortanforderungen für neue denn's Filialen lesen sich deshalb wie die der konventionellen Supermarktketten. In der City suche man Ladenräume mit einer attraktiven Fassade, mindestens 10.000 Anwohnern im fußläufigen Umfeld und einer guten ÖPNV-Anbindung, heißt es auf der Unternehmenswebsite. Gewünschte Ladengrößen: bis zu 800 Quadratmeter.

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