Jenseits der Kaffeewelt lief es für den Erfolgsunternehmer nicht so glatt. 1994 ließ er sich von Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi mitreißen. Zanetti zog im Glauben an das Versprechen einer liberalen Revolution für die frisch gegründete Rechtspartei Forza Italia in den italienischen Senat ein. Nach zwei Jahren hatte er jedoch genug vom Polit-Gezänk in Rom.
Von den einheimischen Kaffeedynastien Lavazza und Illy hebt sich Zanetti nicht nur durch seine internationale Ausrichtung ab. Er ist, und das in Italien, kein Missionar des Espressokults. Espresso bleibe eine Nische, sagt er trocken und spöttelt: „Nur die Italiener kamen auf diese Idee und haben dazu auch noch eine Maschine erfunden.“
Erfolg mit Filter
Kaffee, darauf besteht Zanetti fast ketzerisch, das sei Filterkaffee. Mit ihm macht er 70 Prozent des Umsatzes. Dabei passt er sich den jeweiligen lokalen Trinkgewohnheiten an, indem er Markenhersteller rund um den Globus übernahm und an 14 Standorten produziert. Auch Barack Obama ist sein Kunde. Im Weißen Haus wird die Marke Kauai von den Hawaii-Inseln getrunken, der Heimat des US-Präsidenten.
Kaffee: Schlechte Noten für Discounter
Wie schon im Test Supermärkte zählt auch bei den Discountern erneut die Produktgruppe Kaffee zu den Verlierern des großen Lebensmitteltests.
Quelle: Öko-Test, August-Ausgabe
Der gefährliche Stoff Acrylamid wurde in drei von sechs Kaffeesorten der Discounter gefunden. Erhöhte Werte fand das beauftragte Labor in den Produkten von Aldi Nord, Norma und Lidl. Orientiert haben sich die Öko-Tester dabei an dem strengen deutschen Signalwert, der zuletzt 2010 festgelegt wurde. Acrylamid gilt als krebserregend und erbgutverändernd.
Preis pro Menge: 2,49 Euro / 500 Gramm
Angaben zum Produkt: Mischung Arabica-Robusta
Mängel Inhaltsstoffe: Acrylamid erhöht
Sonstige Mängel: Produktion und Transparenz unfair
Gesamturteil: mangelhaft
Preis pro Menge: 2,49 Euro / 500 Gramm
Angaben zum Produkt: nein
Mängel Inhaltsstoffe: nein
Sonstige Mängel: Produktion und Transparenz unfair
Gesamturteil: ausreichend
Preis pro Menge: 2,79 Euro / 500 Gramm
Angaben zum Produkt: 100 Prozent Arabica; Herkunft: Brasilien, Honduras, Kenia
Mängel Inhaltsstoffe: Acrylamid erhöht
Sonstige Mängel: Produktion und Transparenz unfair
Gesamturteil: mangelhaft
Preis pro Menge: 2,49 Euro / 500 Gramm
Angaben zum Produkt: Mischung Robusta-Arabica
Mängel Inhaltsstoffe: Acrylamid erhöht
Sonstige Mängel: Produktion und Transparenz unfair
Gesamturteil: mangelhaft
Preis pro Menge: 2,49 Euro / 500 Gramm
Angaben zum Produkt: 60 Prozent Robusta (Vietnam), 40 Prozent Arabica (Brasilien, Indien, Äthiopien)
Mängel Inhaltsstoffe: nein
Sonstige Mängel: Produktion und Transparenz unfair
Gesamturteil: ausreichend
Preis pro Menge: 2,49 Euro / 500 Gramm
Angaben zum Produkt: Mischung Arabica-Robusta
Mängel Inhaltsstoffe: nein
Sonstige Mängel: Produktion und Transparenz unfair
Gesamturteil: ausreichend
Aldi Nord und Aldi Süd machten darauf aufmerksam, dass sie auch Kaffee nach Fairtrade-Standard anbieten.
Mit dem Premium-Label Kauai übernahm Zanetti auf Hawaii auch 1500 Hektar Kaffeeplantagen. In Skandinavien ist er mit der finnischen Kaffeemarke Meira auf dem Markt. In die Tassen der niederländischen Königsfamilie kommt sein Kaffee Tiktak. In Nossa Senhora da Guia, im Herzen Brasiliens, gehört Zanetti die nach eigenen Angaben mit 2000 Hektar größte private Kaffeeplantage der Welt.
Das lateinamerikanische Land hat für Zanetti besondere Bedeutung. In seiner Villa in Treviso liegt der Prachtband „Mein Paradies – Bilder und Emotionen aus Brasilien“ auf dem Tisch. Er ist Zanettis großer Leidenschaft gewidmet, der grünen Bohne. Damit aber erregte er bei den Analysten Argwohn. Sie drängten ihn erfolgreich, die Firmenbeteiligungen in Anbau und Handel aus seiner Holding auszugliedern.
Im Netz
https://www.green-cup-coffee.de/blog/kaffee-trends/kaffee-oder-espresso-was-ist-der-unterschied
http://www.espressoitaliano.org/en/
Auf der Seite von Istituto Nazionale Espresso Italiano erfährt man ganz offiziell, was den echten Espresso ausmacht.
Dieses Geschäft sei zu sehr den Schwankungen von Rohstoffpreisen und Devisenkursen unterworfen. Also bringt Zanetti nun ein geschrumpftes Unternehmen mit 750 Millionen Euro Umsatz an die Börse.
Die Wachstumsstrategie des umtriebigen Italieners ist schnell erzählt. Zanetti setzt darauf, ferne Absatzmärkte von innen aufzurollen. Dazu steigt er durch Übernahmen ansässiger Unternehmen in neue Länder ein und exportiert anschließend italienische Lebensart in Form von Espresso Segafredo. In insgesamt 500 Läden weltweit serviert und verkauft er die Kaffeespezialitäten inzwischen. „Wir sind sehr flexibel in der Nutzung der im Konzern vorhandenen Kompetenzen“, sagt Zanettis Generaldirektor Pascal Héritier, ein Schweizer.
Beispiel Neuseeland: Im Februar übernahm Zanetti die Firma EspressoWorkz in Auckland, die in dem Inselstaat Kaffee und Kaffeemaschinen vertreibt. Dann schob er Segafredo ins Sortiment. Im Mai schlug er in Thailand zu und kaufte den alteingesessenen Kaffeehersteller und Barausrüster Boncafé, Marktführer in Südostasien und den Golfstaaten. Damit stellt Zanetti sich auf Januar 2016 ein: Dann senkt das neue Asean-Freihandelsabkommen die Zölle für Importe aus der Region auf fünf Prozent.