Deutsche Bank Wealth-Management in Asien soll wachsen

Das Brexit-Votum und die italienische Bankenkrise trüben den Ausblick für Geschäftsbanken. Das Wealth Management gewinnt dadurch für die Deutsche Bank an Bedeutung. Dort verfolgt das Geldhaus ein ehrgeiziges Ziel.

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Vor dem Hintergrund eines drohenden Brexit trüben sich die Aussichten für Handel und Investmentbanking weiter ein, wodurch das Wealth Management für die Bank an Bedeutung gewinnt. Quelle: dpa

Frankfurt Die Deutsche Bank AG treibt ihre Pläne voran, zu einem der fünf größten Wealth-Manager aufzusteigen – zu einem Zeitpunkt, wo das Brexit-Votum und die italienische Bankenkrise den Ausblick für die Branche trüben. Die Marktvolatilität nach dem britischen Votum für einen Austritt aus der Europäischen Union unterstreiche die Notwendigkeit für die größte Bank Deutschlands, ihre Präsenz außerhalb der Region zu stärken und die Einnahmen aus der Vermögensverwaltung für Wohlhabende zu erhöhen, sagte Fabrizio Campelli, Leiter Wealth Management global, in einem Interview in Singapur.

Die Aktie der Deutschen Bank hat seit Jahresbeginn fast die Hälfte ihres Werts verloren, als Investoren das Vertrauen in die Fähigkeit der Bank verloren, ihre Erträge zu steigern. Vor dem Hintergrund eines drohenden Brexit trüben sich die Aussichten für Handel und Investmentbanking weiter ein, wodurch das Wealth Management für die Bank an Bedeutung gewinnt.

Campelli zufolge halten die Führungsspitzen an dem Plan fest, das Wealth Management auszuweiten, und seit den jüngsten Verwerfungen an den Finanzmärkte habe er keine Forderungen gehört, es zu verkleinern. Dennoch bleibe er wachsam, was das Marktumfeld betreffe. „Wir werden nicht in die Zukunft marschieren, ohne sehr aufmerksam zu verfolgen, was um uns herum passiert“, erklärte er.

Campelli bekräftigte das Ziel der Bank, bis 2020 einer der fünf größten Wealth Manager zu werden. 2014 nahm die Deutsche Bank Platz zwölf ein, wie Daten der Londoner Beratungsfirma Scorpio Partnership zeigen. Dieses Ranking umfasst auch US-Firmen ohne globale Präsenz.

Zwar versuche er die Kundenvermögen zu steigern, aber Campelli erkennt auch an, dass eine strengere Regulierung die Art beeinflusst, wie Wealth Manager mit Kunden umgehen. So könne die Regulierung die Bank auch zwingen, auf Kunden zu verzichten, wenn diese ihre Steuerkonformität nicht beweisen können. Unter den neuen Vorschriften seien auch die sogenannten gemeinsamen Berichtsstandards, die den Austausch von Steuerinformationen innerhalb einer Gruppe überwiegend entwickelter Länder verlangen.

„Wenn Kunden uns gegenüber nicht ihre Übereinstimmung mit Steuervorschriften erklären können, dann gibt es Situationen, in denen wir uns von ihnen trennen müssen", sagte Campelli. “Das ist ein schwieriger Prozess, aber letzten Endes wird er uns und die Branche sicherer und widerstandsfähiger machen.“


Warum Asien bessere Perspektiven bietet

Campelli erwartet beim verwalteten Vermögen infolge dieses Prozesses „etwas Auf und Ab“, wobei auch Kunden für einen gewissen Zuwachs sorgen, die zur Bank kommen, um während der Marktturbulenzen Rat einzuholen.

Die investierten Vermögen der Bank im Wealth Management, die auch Mittel umfasst, die im Namen von Kunden für Investmentzwecke gehalten werden, beliefen sich im ersten Quartal auf 270,8 Mrd. Euro, nach 285,4 Mrd. Euro im Dezember. Rund 47,6 Mrd. Euro davon verwalte die Bank in Asien, so Campelli.

Asien bietet Campelli zufolge attraktivere Perspektive als Europa, wo die Zinsen wahrscheinlich niedrig bleiben würden. An nächster Stelle folgten die USA.

„Der Wealth-Ausblick in Asien ist immer noch positiver als so ziemlich überall sonst auf der Welt“, sagt Campelli, der seit Übernahme seines Postens im Oktober bereits zum sechsten Mal die Region besucht. „Wir erwarten gesteigerte Profitabilität in allen Regionen, aber die Zunahme der verwalteten Vermögen wird in diesem Teil der Welt besonders stark sein.“

Die Bank baut in Asien Personal auf und investiert in Technologie-Infrastruktur und Compliance, berichtet Campelli. Nach einer Ausweitung des Fokus’ von noch wohlhabenderen Personen auch auf solche mit einem Vermögen von fünf bis 20 Mio. Dollar stellt die Deutsche Bank neue Kundenbetreuer ein. In den USA werde die Bank weiterhin sogenannte Ultra-high-net-Worth-Kunden mit mehr als 20 Mio. Dollar betreuen.

„Unsere Absicht ist, in die Sicherung unseres Geschäfts zu investieren“, erklärt er. „Ab 2017 werden einige der Investitionen Wirkung zeigen.“

Die Deutsche Bank will in den kommenden fünf Jahren in Hongkong und Singapur jährlich 25 Kundenbetreuer zusätzlich einstellen, sagte Ravi Raju, Leiter Wealth Management Asien-Pazifik, am 15. Juni. Campelli zufolge wird die Bank noch ein paar Jahre abwarten, bevor sie ein Wealth-Management-Geschäft in Festlandschina aufbaut, weil sie sich nicht überheben wolle.

„China ist ein Markt, der größere Investitionen und eine breitere Infrastruktur erfordert, um sicherzustellen, dass wir die richtigen Kunden abdecken“, sagt er. Doch angesichts der Bedeutung des Markts „ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir ihn uns als den nächsten Wachstumsmotor anschauen“.

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