Deutsche Post Der gelbe Riese aus Bonn bricht Rekorde

Die Portoerhöhung und das florierende Paketgeschäft führen Postchef Frank Appel zu neuen Rekorden. Auch mit der Sanierung der Frachtsparte kommt er voran. Doch warum verabschiedet er sich aus dem Fernbusgeschäft?

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Der Postchef hält an der Jahresprognose fest. Quelle: dpa

Bonn Post-Chef Frank Appel kann zufrieden sein. Der Gelbe Riese aus Bonn verzeichnet beim Gewinn ein Rekordquartal – dank des florierenden Paket-Geschäfts und der Sanierung der Frachtsparte. „Nach dem stärksten zweiten Quartal unserer Geschichte sind wir nach wie vor auf dem besten Weg, unsere Ziele zu erreichen“, sagte Appel und bekräftigte die Jahresprognose. Der operative Gewinn soll auf 3,4 bis 3,7 Milliarden Euro steigen von 2,41 Milliarden Euro im Vorjahr. Auch Analysten der Commerzbank erwarten, dass Appel die Prognose für 2016 bestätigen wird. Die Experten gehen von 3,5 Milliarden Euro aus.

Im zweiten Quartal kletterte das operative Ergebnis (Ebit) um 40 Prozent auf 752 Millionen Euro, der Umsatz ging hingegen um 3,5 Prozent auf 14,2 Milliarden Euro zurück. Grund dafür sei neben Währungseffekten der geänderte Ausweis von Umsätzen in einem großen Kundenvertrag. Bereinigt um diese Effekte legte der Umsatz um 4,1 Prozent zu. Die Erwartungen des Marktes übertraf der Bonner Konzern. Analysten hatten mit einem Umsatz von 14,16 Milliarden Euro und einem Ebit von 725 Millionen Euro gerechnet.

Der deutliche Gewinnanstieg wurde auch durch die Fortschritte bei der Frachtsparte möglich. Wie aus dem Konzern zu hören ist, kommt Appel zudem mit deren Sanierung voran. Das spiegelt sich auch in den Zahlen wider: Der Bereich steigerte den operativen Gewinn um 72,5 Prozent auf 69 Millionen Euro.

Die Frachtsparte der Post, die mit rund 15 Milliarden Euro Jahresumsatz ein Viertel des Gesamtgeschäfts trägt, gilt immer noch als Großbaustelle des Bonner Konzerns. Noch im vergangenen Jahr hatte sie zeitweise Sonderabschreibungen und Verluste produziert.

Vor anderthalb Jahren hatte der missglückte Versuch, der Sparte eine einheitliche Software zu verpassen, den Konzernbereich in eine tiefe Krise gestürzt. Abschreibungen in dreistelliger Millionenhöhe wurden fällig, Kunden sprangen ab, mit den Dienstleistern SAP und IBM muss zudem nach einer neuen Softwarelösung gefahndet werden.

Nach dem Rauswurf von Frachtvorstand Roger Crook übernahm Konzernchef Frank Appel zunächst selbst die Leitung. Mit Tim Scharwath hat man zwar inzwischen einen Nachfolger gefunden. Weil ihn sein Arbeitgeber Kühne+Nagel jedoch nicht vorzeitig aus dem Anstellungsvertrag entlassen will, wird er wohl erst im kommenden Jahr in Bonn antreten.

Auch das Express- sowie das Paketgeschäft legten deutlich zu. Noch im vergangenen Jahr lasteten unter anderem Abschreibungen in einer Höhe von gut einer halben Milliarde Euro auf der Bilanz. Der Tarifkonflikt mit der Gewerkschaft Verdi und wochenlange Streiks in der Paketzustellung drückten das Ergebnis nach unten. Insbesondere die größte Portoerhöhung in Deutschland seit fast 30 Jahren, durch die sich zum 1. Januar Standardbriefe von 62 auf 70 Cent verteuerten, füllte im ersten Halbjahr 2016 die Firmenkasse kräftig.

Dagegen ziehen die Bonner einen Schlussstrich unter ihr Fernbusgeschäft: Der Postbus wird an den Konkurrenten Flixbus verkauft, wie die Post am Mittwoch mitteilte. Einen Kaufpreis nannte die Post nicht. Die Erwartungen der Post an die Wirtschaftlichkeit des Bus-Geschäfts hätten sich „nicht ausreichend erfüll“, hieß es zur Begründung. Postbus war bislang die Nummer Zwei auf dem deutschen Fernbus-Markt, lag allerdings weit abgeschlagen hinter dem Marktführer Flixbus.

Der US-Rivale der Deutschen Post UPS hatte in der vergangenen Woche ebenfalls mit einem Erlöszuwachs von fast vier Prozent auf 14,6 Milliarden Dollar im zurückliegenden Quartal geglänzt. Der Gewinn des Post-Verfolgers stieg um drei Prozent auf 1,27 Milliarden Dollar.

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