Das ein digitales Einkaufserlebnis ganz anders aussehen kann, zeigt das Team von Christian Gaiser, dem CEO der Bonial.com Group, zu der unter anderem die Marke Kaufda gehört. Sie veröffentlichten im Januar dieses Jahres die Vorversion einer VR-App, mit der Nutzer mithilfe der Facebook-Datenbrille Oculus Rift Geschäfte virtuell betreten können – von der eigenen Couch aus.
Virtual-Reality-Brillen
Ob Oculus Rift, Playstation VR oder HTC Vive: Alle Virtual-Reality-Brillen funktionieren nach dem gleichen Prinzip. Im Sichtfeld zeigt ein Bildschirm die virtuelle Umgebung an, Linsen sollen für einen Rundum-Effekt sorgen. Das Bild wird bei jeder Bewegung des Kopfes angepasst – Sensoren messen jede Veränderung, der Computer errechnet blitzschnell das neue Bild.
Gründer Palmer Luckey baute eine erste Datenbrille aus Smartphone-Komponenten zusammen. Inzwischen hat die Facebook-Tochter die Technik so verfeinert, dass 2016 eine erste Verbraucherversion von Oculus Rift fertig wird. Oculus hat den Preis für die lange erwartete 3D-Brille mit 699 Euro in Europa höher als von Experten erwartet angesetzt.
Samsung bietet die Datenbrille Gear VR bereits jetzt als Zubehör fürs Smartphone an – es wird in die Halterung geschoben und dient als Display, die zwei Linsen in der Brille sorgen für die 3D-Optik. Damit ist das System nicht so leistungsfähig wie Konkurrenzprodukte, aber mobil. Die Technik stammt übrigens von Oculus VR.
Der Elektronikhersteller HTC entwickelt seine Virtual-Reality-Brille Vive gemeinsam mit dem Spielespezialisten Valve. Um die Position des Spielers möglichst genau zu ermitteln, werden im Raum zwei Lasersensoren montiert, die mit den Sensoren am Gerät permanent in Kontakt sind. Eine Besonderheit: Nutzer können sich damit im Raum bewegen. Einführung: Ende 2015.
Die virtuelle Realität muss nicht teuer sein: Mit Cardboard hat Google eine zusammenfaltbare Pappkonstruktion entwickelt, in die Nutzer ihr Smartphone schieben können. Eine App bereitet die Bilder passend auf. Technisch sind die anderen Systeme überlegen, Cardboard lässt aber erahnen, welche Möglichkeiten es gibt.
Hierfür haben die Entwickler die Kaufda-App, die Kunden online mit dem stationären Handel verbinden soll, mit der VR-Brille gekoppelt. Die App zeigt dem Nutzer auf einer Karte, wo die nächsten Geschäfte sind, bei Interesse kann er sie innerhalb der 3D-Welt betreten, sich die Produkte anschauen, die ihn interessieren und Zusatzinformationen zu ihnen einholen. Im besten Fall packt er sie danach auf seine Einkaufsliste, setzt die VR-Brille ab und kauft die Waren im Geschäft in der Nähe. „In Zukunft werden die Grenzen zwischen dem Instore-Erlebnis und dem eigenen Heim immer mehr verwischen“, ist sich Gaiser sicher.
Neben den VR-Lösungen bieten auch AR-Lösungen dem Handel neue Perspektiven. Spätestens seit dem Hype um Pokémon Go ist Argumented Reality (AR), also die computergestützte Erweiterung der Realität, im Alltag angekommen. „Bei AR-Lösungen geht es nicht nur darum, Produkte zu sehen, sondern sie in meiner heimischen Umgebung zu erleben“, sagt Malte Polzin, E-Commerce-Experte bei Carpathia.
Die größten Probleme bei Lieferungen von Onlinehändlern
14 Prozent der Befragten erhielten in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einmal keine Ware, obwohl Händler oder Zusteller eine erfolgreiche Zustellung meldeten
Die falsche Ware erhielten im vergangenen Jahr 17 Prozent der Befragten
24 Prozent der Befragten ärgerten sich über beschädigte Ware
Mehr als ein Viertel der Befragten (26 Prozent) klagten darüber bestellte Waren gar nicht bekommen zu haben
45 Prozent der Befragten gaben an, dass bei ihnen in den vergangenen zwölf Monaten die Karte mit dem Hinweis auf "verpasste Anlieferung" in den Briefkasten eingeworfen wurde, obwohl sie zu Hause waren
Bei 48 Prozent der Befragten kamen Lieferungen später an als angekündigt
Die Studie entstand im Auftrag für JDA Software, einen führenden Anbieter von Lösungen für die Bereiche Supply Chain, Produktionsplanung. Für die Auswertung wurden 2042 repräsentativ ausgewählte Verbraucher zwischen 16 und 64 Jahren aus Deutschland befragt. Die Erhebung erfolgte online im April 2015 und wurde von dem unabhängigen Meinungsforschungsinstitut YouGov durchgeführt.
Passt das Ledersofa zum Boden, dem Beistelltisch und den Vorhängen in meinem Wohnzimmer? Vorausgesetzt, die Größenverhältnisse sind exakt abgebildet, ließe sich ein Sofa etwa mit der Microsoft-Datenbrille HoloLens ins eigene Wohnzimmer projizieren. „Das kann einem bisher kein Besuch in einem Möbelhaus bieten“, sagt Polzin. „Allerdings stehen wir hier noch am Anfang der Entwicklung.“
Wenn solche Technologien einmal alltagsfähig sind, werden sie den Besuch im Laden aber nicht obsolet machen, denn das haptische Erlebnis, was ja gerade bei Möbeln wesentlich ist, bieten sie nicht. „Dabei geht es vor allem um das hautnahe Erleben der Produkte“, sagt Gaiser von der Bonial.com Group. „In diesem Bereich kann der stationäre Handel punkten, das ist durch nichts zu ersetzen.“
Ebenso wenig glaubt Gaiser daran, dass die persönliche Beratung an Relevanz verliert, das könne auch der beste virtuelle Assistent nicht leisten.