Dirk Roßmann wird 70 Was wir vom Drogeriekönig lernen können

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Konzentriere dich auf das Wesentliche

Waghalsig war auch das Vorgehen zur Finanzierung der Expansion. Roßmann stieß auf den Kapitalgeber Hannover Finanz und damit auf Hertz-Eichenrode. Roßmann verkaufte dem Kapitalgeber über Jahre hinweg fast 40 Prozent seines Unternehmens – ein außerordentlich großer Anteil für ein junges Familienunternehmen. Ausgezahlt hat sich das am Ende ebenfalls.  

Ohne das Geld hätte er in den Achtzigern niemals den Preiskampf überstanden, denen viele Drogeriemärkte wie Drospa, Idea, kd zum Opfer fielen. Die Expansion ins Ausland, ein weiteres Risiko, wäre ohne das Geld ebenfalls kaum zu realisieren gewesen.

Heute steuert das Auslandsgeschäft mit 1,85 Milliarden Euro ein Viertel des Konzernumsatzes bei – Tendenz steigend. Vom Unternehmenssitz in Burgwedel aus hat Roßmann eigenständige Ableger in Albanien, Ungarn und Tschechien aus der Taufe gehoben. Von den aktuell rund 1500 Rossmann-Filialen im Ausland stehen allein 1150 in Polen, seinem wichtigsten Auslandsmarkt.

Deutsche Drogeristen in Europa



Die Karte zeigt die Vebreitung der Drogeristen dm, Rossmann und Müller in Europa

Daten: Unternehmen // Stand: Anfang 2015



Doch nicht überall läuft es so glatt. 2010 wagte Rossmann den Sprung in die Türkei. Bislang bleibt der wirtschaftliche Erfolg aus, der Kundenstrom ebenso. Die gut 30 Märkte in der Region haben der Drogerie-Kette im vergangenen Geschäftsjahr ein Minus von 5,5 Millionen Euro eingebrockt. Wer wagt, kann eben nicht immer gewinnen.

Konzentriere dich auf das Wesentliche

Roßmann ist Manager mit Augenmaß und verliert nie den Blick für das Wesentliche. „Andere wären vielleicht schon in 30 Ländern. Das möchte ich gar nicht. Wir sind Marktführer in Polen, wir haben mehr als 3000 Läden in ganz Europa. Da ist genug Power drin“, sagt er. Im Gegensatz zu Anton Schlecker hat Roßmann die Expansion niemals so stark forciert. Mit seinem jetzigen Auslandsgeschäft reicht es ihm. Weitere Expansionen sind nicht geplant. Vom „Neuland“ E-Commerce einmal abgesehen.

Hier ist ihm, nach mehr als zehn Jahren, die er nun seinen Online-Shop betreibt, wenig Erfolg beschieden: „Wir machen im Internet rund 23 Millionen Euro Umsatz im Jahr, schreiben aber keine Gewinne“, sagt er. Die Margen bei Drogerieartikeln im Netz seien viel niedriger als im Textil- oder Elektronikhandel. „Daher bin ich persönlich vorsichtig. Aber die Experten im Haus und meine Söhne sehen das anders.“

Überhaupt: Das Internet ist seine Sache nicht, lenke es doch nur ab: „Wann kommen junge Menschen denn heute noch dazu, eigene Fantasien zu entwickeln, über Sachverhalte länger als eine Minute nachzudenken, wenn ständig ihr Smartphone klingelt?“, fragt Roßmann in einem Interview.

Der WirtschaftsWoche sagte er: „In der digitalen Welt bin ich nicht zu Hause, und meine Söhne haben mir schon verboten, über den Online-Handel zu sprechen, weil ich davon keine Ahnung hätte.“ So findet sich auch in seinem Büro weder ein Laptop noch ein Tablet oder ein Smartphone. Und sein Handy ist meist ausgeschaltet. Keine Ablenkung.

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