Discounter wollen kooperieren So funktioniert die Aldi-Welt

Aldi Nord und Aldi Süd wollen enger zusammenrücken. Ein Überblick über Eigentümerstruktur, Unternehmensführung und Operationsgebiete.

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Die beiden eigenständigen Unternehmen wollen künftig enger zusammenarbeiten. Quelle: Imago

Düsseldorf Aldi Nord und Aldi Süd wollen ihre Zusammenarbeit in Einkauf und Marketing ausbauen. Die beiden Discounter bestätigten am Donnerstag einen Bericht des „Manager Magazins“ sollen in einem ersten Schritt bestimmte Produkte gemeinsam eingekauft werden. Eine vollständige Fusion sei jedoch nicht geplant, teilten Aldi Nord und Süd mit.

Aber wie funktioniert der Discount-Riese eigentlich? Im Folgenden ein Überblick darüber, wem die Unternehmen gehören, wie sie organisiert sind und wo sie mit Filialen präsent sind.

Eigentümerstruktur

Aldi Nord und Aldi Süd sind jeweils im vollständigen Besitz von Familienstiftungen. Die Siepmann-Stiftung hält 100 Prozent an Aldi Süd. Haupt-Destinatäre, also die wichtigen Begünstigten, sind Familienangehörige von Beate Heister, Tochter von Aldi-Süd-Gründer Karl Albrecht.

Das Vermögen von Aldi Nord hingegen liegt in drei Familienstiftungen: in der Markus-, Lukas- und Jakobus-Stiftung. Begünstigte der Aldi-Nord-Stiftungen sind Mitglieder des Familienstammes von Gründer Theodor Paul Albrecht, darunter sein ältester Sohn Theo Albrecht junior, seine Frau Cäcilie Albrecht und Schwiegertochter Babette Albrecht. Wie hoch die jeweiligen Anteile sind, ist unbekannt.

Mehrere Familienstiftungen als Eigentümer sollen Aldi Nord Freiraum ermöglichen, weil das Unternehmen eben nicht direkt den Erben gehört. Entscheidungen müssen einstimmig durch die jeweiligen Vorstände getroffen werden. Aldi Nord behält so die nötige Finanzkraft für Investitionen, die Familienmitglieder werden materiell versorgt.

Unternehmensführung

Anfang der 1960er-Jahre trennten die Brüder Karl und Theo Albrecht ihre Geschäfte in Aldi Nord und Aldi Süd. Seitdem sind die jeweiligen Unternehmen in dezentralen Regionalgesellschaften organisiert. Ein Verwaltungsrat, der seinen Sitz in Essen hat, hat die operative Konzernführung von Aldi Nord inne, ein Koordinierungsrat steuert Aldi Süd aus Mühlheim an der Ruhr.

Aldi Nord und Süd betonen, freundschaftlich miteinander verbunden zu sein. In einem Ausschuss stimmen sie ihre ihre Geschäftspolitik ab. Beide Konzerne verfügen über Tochtergesellschaften, in die sie einige zentrale Aufgaben auslagern.

Aldi Nord verfügt derzeit über 32 Regionalgesellschaften in Nord-, Ost- und Westdeutschland, die jeweils von einem Geschäftsführer vertreten werden. Den Gesellschaften gehören jeweils im Durchschnitt 70 Filialen an, für die laut dem Discounter über 35.000 Mitarbeiter – darunter circa 2500 Azubis – tätig sind.

Aldi Süd ist mit 30 Gesellschaften und 1890 Filialen in West- und Süddeutschland vertreten. Der Discounter beschäftigt in Deutschland nach eigenen Angaben mehr als 43.000 Mitarbeiter.

Operationsgebiete

Ihre Operationsgebiete teilten die beiden gesellschaftsrechtlich selbstständigen Aldi-Gesellschaften sauber voneinander getrennt auf. Schon Anfang der 60er-Jahre entschieden sie, auf ihrer Deutschlandkarte den Aldi-Äquator mitten durchs Ruhrgebiet laufen zu lassen.

Auch auf dem Globus markierten sie exklusive Zonen. Aldi Nord regiert in den Niederlanden, Belgien, Dänemark, Frankreich, Luxemburg, Spanien, Portugal und Polen. Die Süd-Schiene des Discounters legt den Schwerpunkt auf Osteuropa, den Alpenraum und die englischsprachigen Länder wie die USA, Großbritannien und Irland. In China ist Aldi Nord mit einem Onlinehandel vertreten.

Entwicklung zum Discounter

Vor mehr als 50 Jahren war das von Mutter Anna gegründete Familienunternehmen in Schieflage geraten, weil es den Wandel im Handel verschlafen hatte. Während andere Unternehmen die Republik mit neuen Selbstbedienungs-Supermärkten überzogen, blieben in den Tante-Emma-Läden der Albrechts die Kunden aus. Zunächst versuchte man sich in Neuss und Mülheim erfolglos an großflächigen Cash-&-Carry-Märkten, die unter dem Namen „Alio“ starteten.

Dann aber kam den Brüdern Karl und Theodor ein genialer Einfall: In den viel zu kleinen Läden schafften sie Platz, indem sie kurzerhand Fleisch- und Obsttheken ausräumten. An Stelle einer breiten Produktauswahl boten sie fortan eine karge Auswahl – dafür aber zu günstigen Preisen. Fortan strukturierten sie ihr Geschäft nach dem Discounter-Prinzip.

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