dm, Real, Rewe und Kaufhof "Wollen Sie mit Payback zahlen?"

Seite 2/2

Banken sind vorbereitet

Die deutsche Kreditwirtschaft gerät beim Zukunftsgeschäft mit dem mobilen Zahlen dagegen immer weiter in Rückstand – nicht nur wegen der Payback-Offensive. So haben die deutschen Banken zwar im vergangenen Jahr ein digitales Bezahlsystem namens Paydirekt gestartet. Doch das nutzen bislang allenfalls hartgesottene Bankenfans. Die hinter Paydirekt stehenden 1000 deutschen Banken haben erst 33 Internethändler und 200.000 Nutzer gewonnen.

Zudem haben die Banken damit lediglich eine weitere Bezahlmöglichkeit im Internet geschaffen, sind aber vom zweiten Schritt, dem mobilen Zahlen per Handy an der Ladenkasse, noch weit entfernt. „Mobiles Zahlen ist eines der Themen, das wir verfolgen“, sagt eine Sprecherin ohne konkrete Zeitpläne oder Ziele zu nennen.

Dabei wären einzelne Banken zum mobilen Zahlen durchaus in der Lage. Die Münchner HypoVereinsbank etwa hat ihre Technik für den Anschluss von Paydirekt bereits ausgelegt. „Wir könnten bei Bedarf schnell handeln und entsprechende Funktionen für unsere Kunden bereitstellen“, sagt ein Sprecher der Bank.

Beim Bezahlen im Internet hat die Bankenbranche zwar einen breiten Schulterschluss über alle Institutsgruppen vollzogen – im April werden dann auch die über 400 Sparkassen an Paydirekt angeschlossen. Doch beim mobilen Bezahlen fehlt eine gemeinsame Lösung, hier testen die Banken separat vor sich hin. Die HVB hat zunächst die Kreditkarten ihrer Privatkunden mit NFC-Chips ausgestattet. Auch bei den Sparkassen sind Bezahlkarten mit NFC-Funktion verbreitet, die kontaktlos – und damit bequem wie eine Handy-App – Daten mit den elektronischen Kassen von Supermärkten oder Kaufhäusern austauschen können. Beim Bezahlen per Handy haben die Volksbanken- und Raiffeisenbanken etwa in Dortmund, Kassel oder Hamburg Pilotprojekte mit ausgewählten Händlern gestartet, eine flächendeckende Anwendung bleibt aber aus.

Die beliebtesten Mobile-Banking-Apps in Deutschland

Mit solchen Alleingängen können die Banken sich nicht gegen Großanbieter behaupten. Zumal  neben Payback auch weitere Anbieter auf den Markt für das mobile Bezahlen drängen. So hat der US-Technologiekonzern Apple schon vor etwas mehr als einem Jahr ein mobiles Bezahlsystem in den USA gestartet. In diesem Jahr zogen bereits der Internetgigant Google und der südkoreanische Elektronikkonzern Samsung nach. Und in China ist Alipay mit rund 450 Millionen Nutzern auf dem Vormarsch.

Alle Anbieter wollen expandieren und werden über kurz oder lang auch in Deutschland starten. So hat Alipay am Mittwoch den Start auf dem europäischen Markt angekündigt. „Besonderer Fokus liegt hierbei auf Deutschland, Großbritannien und Frankreich“, teilte das Unternehmen mit, bei dem die mobile Bezahlung nach eigenen Angaben mehr als die Hälfte aller Transaktionen ausmacht, die Alipay täglich abwickelt.

Damit kommt in den kommenden Monaten reichlich Bewegung in den Markt für das mobile Bezahlen – ganz ohne die deutschen Banken.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%