Drei-Gang-Menü für 7,99 Euro So schmeckt es im Aldi Bistro

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Aldi goes Superfood

Jaros wählt das vegetarische Menü. Das heißt: Bandnudeln mit Paprika-Tomatengemüse. Warum nicht das geschnetzelte Rindfleisch mit roter Beete und Champignonreis? „Vegetarisch können sie noch schneller sehen, was die Küche aus den Produkten macht.“ Jaros arbeitete viele Jahre mit Eckart Witzigmann, dessen Mantra ist, dass es vor allem auf die Qualität der Zutaten ankomme – und erst dann auf die Fähigkeiten des Kochs.

Jaros hält die Qualität der Zutaten für einwandfrei. „Es ginge alles besser, keine Frage, aber die Zutaten passen“, sagt Jaros, während er mit der Gabel die Paprikastücke in seiner Pasta aufspießt und betrachtet. Er mutmaßt, dass die Küche als Basis aus dem Aldisortiment den Paprikamix gewählt hat, die gelben in der Suppe verwendet und die roten und grünen für das vegetarische Gericht genutzt hat. Die findet er ansprechend zubereitet, die Sauce umschreibt er mit „informell“ – die Nudel macht ihn hingegen nicht glücklich. „Die sind zu weich“, urteilt Jaros.

Die Discounter mit den zufriedensten Kunden

Das sind auch die auf dem Teller mit dem Geschnetzelten, zu dem eigentlich Reis gehört – der war um 12:22 Uhr kurzzeitig leider aus. Noch ärgerlicher aber: Das Fleisch ist zäh. „Das kann passieren, wenn die Produkte falsch eingesetzt werden“, sagt Jaros. Das verwendete hätte sich besser für ein Schmorgericht geeignet. „Es kommt drauf an, dass sie für ein Geschnetzeltes das Fleisch richtig schneiden, damit die Fasern kurz sind“, sagt Jaros, lupft den Teller und schaut auf den Hersteller des blauen Geschirrs: Ikea.

Zum Abschluss: Chia-Pudding mit Heidelbeeren. Jaros ist positiv überrascht. Die Kokosmilch sei eine schöne Note, die Bindung gut gelungen. „Aldi zeigt da, dass sie innovativ sind.“ Zwar sind Chiasamen als sogenanntes Superfood inzwischen kein seltenes Produkt mehr – aber in einer Gastronomie für eine breite Masse immer noch eine Ausnahme. „Das Dessert ist auch nicht zu süß, das gefällt mir“, sagt Jaros.

Zwei Menüs, drei Getränke – unter 19 Euro. Das Publikum drängelt sich mittlerweile. Die Mitarbeiter aus den umliegenden Büros kommen und immer wieder Neugierige, die sehen wollen, was Aldi da macht. Und fragen, ob man die Nudeln empfehlen könne. „Probieren Sie es selber aus“, sagt Jaros und deutet an, dass er sie zu weich fand. „Besser als in der Kantine“, befindet anschließend ein Gast nachdem er es selbst probiert hat.

Draußen steht zum Abschluss des Menüs ein Espresso-Mobil, Jaros nimmt ihn schwarz. Es ist Aldis eigene Röstung, zubereitet nach allen Regeln der Kunst. Gute Crema, prägnante Säure – „der ist gar nicht schlecht.“ So wie Jaros Gesamturteil des Lunchs. Dass das Logo etwas verfremdet ist, findet er ebenso gelungen wie die Terrasse auf dem Dach des Containers, auf der schon einige tapfere Gäste frieren. Sicherlich würde Aldi auch Erfahrungen sammeln und gar Erkenntnisse über die Lieferanten gewinnen, sagt Jaros, der selber für die Metro als Berater für einige Jahre tätig war. „Es ist als Marketinginstrument für Aldi sicher ein Gewinn und das Ergebnis sicher nicht enttäuschend.“ Wenn doch nur alles so gut, wie der Espresso geschmeckt hätte, dann wäre es sogar mehr als das.

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