Drogerie-Rivalen Rossmann und dm buhlen um die Chinesen

Chinesische Touristen geben viel Geld aus – und das nicht nur für Luxuswaren, sondern auch für Kosmetik oder Milchpulver. Die Drogerie-Erzrivalen Rossmann und dm erweitern nun die Kampfzone – in Deutschland und in China.

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Künftig soll das Bezahlen mit Alipay in den Filialen möglich sein. Quelle: dpa

Hamburg Die Drogerieketten dm und Rossmann eröffnen ein neues Schlachtfeld. Nachdem sie bereits um die deutschen Kunden mit Billigpreisen und neuen Eigenmarken-Sortimenten wetteifern, nehmen sie jetzt die chinesischen Käufer ins Visier.

Seit März legt dm bei seinem im Dezember gestarteten Online-Shop auf dem chinesischen Web-Marktplatz TMall richtig los. Eine Online-Kampagne soll die Marke in China bekannter machen. Das richtet sich auch gegen Rossmann. Der Händler ist schon länger bei TMall. Raoul Rossmann, Sohn des Unternehmensgründers Dirk Rossmann, kündigt nun seinerseits verstärkte Social-Media-Aktivitäten beim chinesischen Online-Netz WeChat an.

Denn der Weg in den stationären chinesischen Handel ist Rossmann versperrt. Anteilseigner Hutchinson würde sich sonst selbst Konkurrenz machen. Schließlich betreibt das Unternehmen eine große Kette in dem Land. Stattdessen will Rossmann zumindest seinen TMall-Shop, der über einen Dienstleister vor Ort Ware aus Deutschland ausliefert, stärken. Zudem soll eine Agentur über WeChat etwa Rabattaktionen und Gewinnspiele anbieten. Noch macht Rossmann bei TMall unter fünf Millionen Euro Umsatz.

Obwohl weder dm noch Rossmann eigene Filialen in China haben, sind beide Händler dort nicht gänzlich unbekannt. Über Internet-Marktplätze wie Alibaba kaufen Menschen schon seit einem großen chinesischen Milchpulver-Skandal häufig Ware aus deutschen Drogeriemärkten. Die privaten Versender zeigen dabei häufig Fotos etwa aus dm-Filialen, um zu belegen, dass es sich um deutsche Originalware handelt.

In einigen Filialen war daher zwischenzeitlich Milchpulver von Milupa und Hipp knapp. Rossmann verzeichnet zudem eine große Nachfrage an Nahrungsergänzungsmitteln und an spezieller Kosmetik. Offenbar vermuten etliche Kunden höhere Qualität und besseren Verbraucherschutz bei Artikeln aus Deutschland.

Nicht nur in China will Rossmann wachsen – auch chinesische Touristen und Geschäftsreisende in Deutschland rücken in den Fokus. Schwerpunkt soll zunächst sein, den Händler bei Reisenden stärker als Begriff zu verankern. So wird die Drogeriekette an den Ladenkassen bundesweit das Bezahlen mit dem Smartphone-Bezahlsystem Alipay ermöglichen, sagte Raoul Rossmann dem Handelsblatt.

Der Schritt ist konsequent, schließlich ist Alipay in China weit verbreitet. Das Investment für das neue Bezahlverfahren sei überschaubar und liege unter 100.000 Euro, sagte Raoul Roßmann. Schließlich habe Rossmann seine Kassen bereits mit Handscannern ausgerüstet, um die eigene Gutschein-App umsetzen zu können. Diese seien Alipay-tauglich.


Kontaktloses Bezahlen statt Apple Pay

Das Umwerben von chinesischen Reisenden könnte sich auszahlen: Laut einer Studie des Handelsverbands Bayern geben chinesische Touristen in München 513 Euro aus – pro Tag. Das ist deutlich mehr, als etwa Touristen aus dem arabischen Raum ausgeben. Dabei suchen die meisten Chinesen eher nach mittelpreisigen Angeboten, weniger nach Luxusartikeln.

Deutschen Kunden will Rossmann kein neues Zahlverfahren anbieten, allerdings werde ab Sommer – wie bei vielen anderen Händlern bereits üblich – kontaktloses Bezahlen angeboten. Nachfrage nach den in Deutschland noch nicht offiziell gestarteten Handy-Bezahlsystemen Apple Pay und Android Pay gebe es hingegen von Reisenden etwa aus den USA kaum.

Im E-Commerce mit Drogerieartikeln wie Milchpulver nutzt bislang Windeln.de das China-Geschäft am stärksten für sich. 46 Prozent des Konzernumsatzes von knapp 195 Millionen Euro kommen laut Geschäftsbericht aus China. Allerdings ist das Geschäft nicht ohne Risiken: Unsicherheiten wegen neuer Zollvorschriften hatten die Bestellfreude der chinesischen Kunden zwischenzeitlich gedämpft. Die vor knapp zwei Jahren bei 15,75 Euro aufs Parkett gegangene Aktie dümpelt heute bei gut drei Euro dahin.

Auch die Hersteller selbst gehen direkt in den elektronischen Handel. Dr. Wolff ist mit seinem Alpecin-Shampoo nicht nur in 2000 Filialen der Kette Watsons, sondern auch bei TMall und auf anderen Plattformen vertreten.

Der Drogerie-Handel ist gewissermaßen der Gegentrend zum Elektronik-Geschäft. Deutsche Käufer suchen im Internet bei spezialisierten Versendern beispielsweise Handys und Tablets, die eigentlich für die chinesischen Markt gedacht sind und häufig ein deutlich besseres Preis-Leistungs-Verhältnis bieten als Ware für den europäischen Markt. Im Verhältnis zum Gesamtmarkt sind beide Handelsströme jedoch Randphänomene – auch weil etwa der Zoll solche Geschäfte verkompliziert.

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