Roßmann ist Manager mit Augenmaß. "Andere wären vielleicht schon in 30 Ländern. Das möchte ich gar nicht. Wir sind Marktführer in Polen, wir haben mehr als 3000 Läden in ganz Europa. Da ist genug Power drin.“ Er sei "gar nicht so ambitioniert" sagt er. Das wirkt aus dem Munde des Selfmade-Milliardärs eigenartig, aber authentisch. Im Gegensatz zu Anton Schlecker hat Roßmann die Expansion niemals so stark forciert. Mit Polen, Tschechien, Ungarn, Albanien und der Türkei reicht es erstmal. Weitere Märkte sind nicht geplant. In China käme man sich mit Anteilseigner A.S. Watson die Quere. Die Chinesen halten 40 Prozent an Rossmann und haben eigene Drogeriemärke.
Russland? "Ich würde nie in ein Land gehen, in dem es keine Rechtssicherheit gibt. Auf solche Risiken habe ich keine Lust", sagt er bestimmt, das sei ganz unabhängig von der aktuellen Lage. Mit den Märkten in der Türkei haben die Brüder Roßmann, die das operative Geschäft bereits fest im Griff haben, derzeit genug zu tun. Die 25 Filialen täten sich noch schwer, sagt Vater Roßmann, und der starke Wertverfall der türkischen Lira hat zu einem Verlust im Türkeigeschäft von fünf Millionen Euro geführt.
Die Allzweck-Waffe der Familie
Roßmann erzählt das alles gänzlich unaufgeregt. Hat er sich gedanklich schon aus dem Unternehmensleitung zurückgezogen? Heute wurde bekannt, dass Sohn Raoul 2015 Einkaufschef werden soll. "Meine Söhne sind froh, dass der Papa ihnen den Rücken fürs operative Geschäft frei hält. Ich bin so etwas wie die Allzweckwaffe für meine Familie." Da, wo er gebraucht werde, werde er das gerne noch einige Jahre machen. Er sei nicht der "Firmen-Patriarch", der allein entscheide. Vielmehr habe man eine respektvolle Streitkultur in der Familie. In einem der wenigen Interviews, dass Vater und Söhne Roßmann gemeinsam gaben, sagte Dirk Rossmann: "Ich mache hier nicht auf heile Welt, glauben Sie mir. Wir streiten manchmal ganz schön heftig und kritisieren uns, und da wird es auch mal laut." Er sei ja manchmal etwas emotional, gesteht der Firmengründer. " Wir bellen uns an, tun das aber in herzlicher Verbundenheit."
Wie emotional er werden kann, zeigt Roßmann bei seinen Fernsehauftritten. 2012 trat er bei Maybrit Illner auf. Das Thema "Die Causa Wulff". Roßmann verteidigte das Verhalten des damaligen Bundespräsidenten und machte aus seiner Wut über die Medien keinen Hehl: "Wenn man einen Menschen niedermacht für etwas, dass er überhaupt nicht gemacht hat, ist das eine Sauerei!" Roßmann vermutete damals eine "Kampagne" einiger Medien, die lieber Joachim Gauck als Bundespräsidenten gesehen hätten: "Da war eine Intention da, dem Wulff was ans Zeug zu flicken!". An der Kreditaffäre sei nichts dran. "Das Ausland, die "Neue Zürcher Zeitung", die lachen doch schon über uns", ärgerte er sich lautstark und schob hinterher. "Ich taktiere hier nicht, sondern sage einfach, was ich denke, meine Mitarbeiter kennen das.“ Seine Emotionalität mache ihn berechenbar, sagt er, "Es ist nichts Verstecktes dahinter".
Roßmann verbirgt sich nicht hinter getönten Scheiben von Luxusautos, scheint sich auf sein Milliardenvermögen nichts einzubilden. In erster Linie ist er Mensch und Unternehmer, nicht Milliardär.