Drogerieriese dm Wie ein Teenager zum Miteigentümer wurde

Kinder an die Macht: Ein Teenager wird Miteigner des größten deutschen Drogeriekonzerns dm. Beim Wettbewerber Rossmann greift die nächste Generation schon durch.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
dm setzt auf junge Kunden – und Eigentümer.

Käme der neue Miteigentümer der Drogeriekette dm auf die Idee, sich in einer seiner Filialen vorzustellen, er würde wohl allenfalls zweifelnde Blicke kassieren. Garniert mit der Frage: Dir soll der Laden gehören; dir?

Nein, es geht nicht um Götz Werner, der gemeinhin als Schöpfer und Eigentümer des Shampoo- und Spüli-Imperiums gilt, auch wenn er seine Geschäftsanteile schon vor Jahren in eine Stiftung eingebracht hat. Werner würden sie in den Filialen erkennen. Genießt der „Professor“, wie er intern genannt wird, doch längst Prominentenstatus und wird als Vorzeigeunternehmer gefeiert.

Kaum bekannt ist dagegen, dass Werner vor Jahrzehnten den Unternehmer Günther Lehmann als Co-Gesellschafter an Bord holte. Unbemerkt von der Öffentlichkeit hat Lehmann die dm-Anteile vor einigen Monaten auf seinen Sohn übertragen. Die Folge: Die Hälfte des Drogeriereichs mit europaweit mehr als 56.000 Beschäftigten und über 3300 Filialen gehört jetzt einem Teenager.

Umsatz der führenden Drogeriemarktketten in Deutschland 2016

Lehmann ließ eine Anfrage dazu unbeantwortet. Einträge im Handelsregister belegen jedoch den Wachwechsel. Details über den Youngster sollen zu dessen Schutz nicht veröffentlicht werden.

Nur so viel: Schon 1974 beteiligte sich sein Vater an dm. Damals hatte Werner gerade seine ersten zwei Drogeriemärkte eröffnet – und das Potenzial des Konzeptes erkannt. Die Kunden waren begeistert, die Umsätze stiegen. Doch für den großen Wurf fehlten Werner die Mittel. Lehmann, damals Gesellschafter der badischen Supermarktkette Pfannkuch, sprang ein. Im Gegenzug bekam er 50 Prozent der Anteile am Unternehmen.

Was die Kunden über dm und Rossmann denken

Inzwischen taxiert das Magazin „Forbes“ das Vermögen des 76-Jährigen auf 2,8 Milliarden Dollar. Der größte Teil dürfte auf die dm-Beteiligung entfallen. Die liegt nun in den Händen seines Sohnes – auch wenn der damit zunächst wenig anfangen kann.

„Die Geschäftsausrichtung von dm“, werde durch die „Veränderung nicht beeinflusst“, sagt Unternehmenschef Erich Harsch. Im Aufsichtsrat wacht weiter der Senior über den Geschäftsgang. Zudem hat ein Düsseldorfer Wirtschaftsprüfer eine sogenannte Pflegschaft zum Wohle des Jungmilliardärs übernommen und soll dessen Interessen bei einzelnen Rechtsgeschäften wahren. Erst in ein paar Jahren könnte sich der Filius daranmachen, eine eigene Agenda umzusetzen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%