Ebay Wir haben was, das du nicht hast

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"Deutschland ist das Retourenland Nummer eins"

Obwohl Wenig sich offiziell aus dem Wettrennen verabschiedet hat, kopiert er die besten Funktionen von Amazon. Das gilt etwa für Tests und Nutzererfahrungen. Zwölf Millionen Berichte hat Ebay auf den Seiten, viel weniger als Amazon. Deshalb will Ebay mit Qualität punkten: Nicht nur das vom Kunden gewünschte Produkt soll besprochen werden, sondern gleich auch konkurrierende Angebote. Entwickler Patt liefert ein Beispiel: „Wir haben Hunderte von Akku-Ladegeräten. Wie lange ist die Ladezeit, was sind die Vorteile des Markenprodukts?“

Onlinehandel: So kauft der Durchschnittsdeutsche ein

Ein Team von Experten arbeitet zudem daran, Vorlieben der Nutzer mittels künstlicher Intelligenz besser zu ergründen. Dazu werten sie Aktivitäten bei sozialen Medien wie Facebook und Twitter aus. Die maschinelle Intelligenz schlägt dann aktiv Produkte vor: Fürs Familienfest empfiehlt sie den Kauf neuen Geschirrs, für die Unwetterfront einen neuen Regenmantel. Allzu tiefes Eintauchen in die Privatsphäre dürfte die Nutzer jedoch eher verprellen als beglücken.

Auch den Service für Verkäufer will Ebay verbessern. So ermittelt das Unternehmen künftig, welchen Preis ein Produkt erzielen kann und wie die Angebotslage gerade ist. Früher mussten sich die Händler diese Informationen mühsam selbst beschaffen. Zudem will Ebay Käufer verstärkt zu Verkäufern machen. Wer etwa nach einem neuen Kühlschrank sucht, dem wird angeboten, sein altes Modell auf Ebay zu offerieren und den Verkauf bei Bedarf von erfahrenen Händlern organisieren zu lassen.

Die beliebtesten Händler der Deutschen
Das Logo des Parfümerie- und Handelskette "Douglas" Quelle: dpa
Das Aldi-Logo Quelle: REUTERS
Eine Kaffeetasse in einer Tchibo-Filiale vor einem Produktregal. Quelle: dpa
Ansicht des Logos und des Schriftzugs der Drogeriemarktkette Müller Quelle: dpa
Eine Kundin schiebt in einer Rossmann-Filiale einen Einkaufswagen. Quelle: dpa
Ein Kugelschreiber mit der Aufschrift "Otto...find ich gut." Quelle: dpa
Eine Verkäuferin ordnet die Buchauslagen in einer Thalia Filiale Quelle: dpa

Wie erfolgreich die neue Strategie ist, entscheidet sich auch in Deutschland, mit aktuell 140 Millionen gelisteten Artikeln der nach Großbritannien zweitwichtigste Auslandsmarkt. „Damit ist Ebay in Deutschland relevant genug, dass es sich lohnt, spezielle lokale Angebote zu entwickeln“, sagt Stefan Wenzel, seit April Chef der hiesigen Landesgesellschaft. Versand auf Rechnung etwa gibt es in dieser Form nur in Deutschland.

Ein weiteres Beispiel ist die Versand-Flatrate Ebay Plus, die Wenzels Vorgänger Stephan Zoll im Oktober 2015 gestartet hat. Für jährlich 19,90 Euro ist der Versand aller Artikel mit dem entsprechenden Label kostenlos. Zudem können Kunden Produkte gebührenfrei an teilnehmende Händler zurückschicken, wenn sie ihnen nicht gefallen oder passen. „Deutschland ist weltweit das Retourenland Nummer eins“, sagt Wenzel. „Das war für uns ein Hauptmotiv, Ebay Plus als gesondertes Angebot zu konzipieren.“ Dass es Ebay Plus in absehbarer Zeit auch in anderen Ländern gibt, ist durchaus denkbar.

Nach gut einem Jahr hat das Unternehmen in Deutschland rund 185.000 Abonnenten gewonnen, bis Jahresende sollen es 200.000 Mitglieder sein, sagt Wenzel. Damit ist Ebay im Plan – und hinkt doch einmal mehr hinterher. Amazon hat sein vergleichbares Angebot Prime in Deutschland bereits 2007 gestartet und kommt in Deutschland mittlerweile geschätzt auf 17 Millionen Nutzer. Der Konkurrent scheint uneinholbar enteilt – wieder einmal.

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