Der Onlinehändler Ebay setzt im Kampf um Marktanteile gegen den Konkurrenten Amazon erstmals auf Medieninhalte und baut sein Kundenprogramm Ebay Plus aus. Dazu geht der Konzern aus Kalifornien eine Partnerschaft mit Thalia ein, Deutschlands größtem Buchhändler. Ab diesem Wochenende will Ebay Kunden in Deutschland mit einem Abonnement für elektronische Bücher locken, das von Thalia betrieben wird. Bei Ebay Plus zahlen die Kunden jährlich 19,90 Euro für schnellere Lieferung und unbegrenzte Rücksendungen. Hinzu kommt jetzt Thalias gerade zum Start der Frankfurter Buchmesse gestartetes Abo-Angebot Tolino Select, das zunächst für ein halbes Jahr im Ebay-Plus-Preis enthalten ist.
„Das ist eine Premiere für uns“, sagte Ebay-Deutschland-Chef Eben Sermon der WirtschaftsWoche, „die Partnerschaft mit Thalia hat für uns eine hohe strategische Bedeutung.“ Aus einem wechselnden Angebot von 40 Titeln können Plus-Kunden pro Monat vier Bücher wählen.
Michael Busch, geschäftsführender Gesellschafter von Thalia, sagt: „Bislang herrschte in Deutschland doch bei vielen das ungute Gefühl, da rücken riesige Konzerne aus dem Silicon Valley an, die keinerlei Interesse an fairen Partnerschaften mit lokalen Unternehmen haben und stattdessen die komplette Wertschöpfungskette für sich haben wollen.“ Dieser Ansatz verändere sich gerade, meinte Busch.
Vier Fakten zum deutschen Online-Buchhandel
In Deutschland gibt es rund 4900 Buchhandlungen. Rund 3200 von ihnen bieten gleichzeitig auch einen Online-Shop an.
Stand: Juni 2017
Beherrscht wird das Online-Geschäft zu geschätzten 50 bis 70 Prozent vom Großhändler Amazon. Das Unternehmen gibt aber keine Zahlen bekannt.
Durchschnittlich macht ein normaler Buchhändler rund drei Prozent seines Umsatzes über seinen Online-Shop, manche schaffen bis zu zehn Prozent.
Seit 15 Jahren wächst der Online-Verkauf von Büchern. Nach zwei schwachen Jahren hat er 2015 mit einem Zuwachs von 6,0 Prozent rasant an Fahrt aufgenommen.
Der Thalia-Chef hatte den Deal im März bei einem Besuch im Silicon Valley mit Ebay-Chef Devin Wenig ausgemacht. Wenig habe ihn begrüßt: „Wir haben beide ins Maul des Drachen geschaut.“
Tatsächlich bietet der Konkurrent Amazon Kunden seines Angebots Prime für eine Jahresgebühr von 69 Euro neben einem schnelleren Lieferservice zum Teil selbstproduzierte TV-Serien, Filme, Musik sowie Audio-Reportagen der Fußball-Bundesliga. Soweit ist Ebay noch längst nicht.
Ebay-Manager Sermon will der Konkurrenz nun mit einem ausgebauten Angebot für seine rund 17 Millionen deutschen Käufer begegnen. Wie viele von ihnen bislang für Ebay Plus zahlen, will er nicht sagen: „Die Zahl wächst schnell; jede Woche kommen einige tausend neue Kunden hinzu.“
Um gegen Amazon zu bestehen, dürfte Sermon weitere Partnerschaften für Video und Musik anpeilen. Sermon sagte: „Darüber hinaus bin ich offen dafür, zusätzliche Angebote bei eBay Plus zu integrieren“, darunter auch weiterer Medieninhalte. „Wir wollen eBay Plus so zügig wie möglich weiter ausbauen.“ In einem ersten Schritt sei etwa vorstellbar, den Plus-Kunden über die zu eBay gehörenden Unternehmen StubHub und brands4friends beispielsweise Zugang zu Tickets oder zu Mode- und Lifestyle-Produkten zu bieten.