Edeka Schicksalswoche für Kaiser’s Tengelmann

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Der Preis für Edeka ist schon jetzt hoch

Doch warum sollte sich Caparros darauf einlassen? Auch Rewe hat im hart umkämpften deutschen Markt nichts zu verschenken - schon gar nicht an den Erzrivalen Edeka.

Was den Deutschen beim Einkauf wirklich wichtig ist

Geht Rewe im Übernahmekampf leer aus, drohen langfristig Nachteile im Wettbewerb mit den Rivalen, die dereinst womöglich ebenfalls Auswirkung haben, auf die Möglichkeit der Kölner neue Jobs zu schaffen. Klar scheint, dass der Rewe-Boss wohl nur gegen weitreichende Zugeständnisse eine Rücknahme der Klage erwägen würde. Filialpakete in München, Berlin und Nordrhein-Westfalen kämen dafür in Betracht. Das Problem: der Preis für Edeka ist schon jetzt hoch.

Die Auflagen für die Ministererlaubnis sind happig. Fallen jetzt noch lukrative Standorte aus dem Filialnetz heraus, könnte schnell die Schmerzgrenze erreicht sein. Vor diesem Hintergrund erscheint es kaum wahrscheinlich, dass sich die Handelsgranden einigen könnten, zumal wohl wiederum das Kartellamt einen solchen Deal absegnen müsste und offen wäre, wie die Konkurrenz reagieren würde.

Die Folge: Auch eine Neuaufteilung von Kaiser's Tengelmann würde sich über Monate hinziehen. Zeit, in der die Kette wohl weitere Verluste anhäufen würde, die Eigentümer Haub offenbar schon jetzt nicht mehr zu tragen gewillt ist.

Das Moratorium

Leichter umzusetzen wäre indes eine kleine Lösung, die den Beschäftigten zumindest Zeit verschafft. Rewe, Edeka und Tengelmann könnten sich dazu bereit erklären, die absehbaren gerichtlichen Entscheidungen zu akzeptieren und juristisch nicht weiter dagegen vorzugehen. Damit hätte Haub Gewissheit, dass - so oder so - ein Ende in Sicht ist und nicht ewig weiter prozessiert wird. 

Bereits am 15. November wird der Bundesgerichtshof (BGH) eine erste Entscheidung treffen. Vorher bei Kaiser’s Tengelmann den Stecker zu ziehen, wäre auch aus Sicht vieler Beschäftigter „ein Schlag ins Gesicht“, wie es ein Arbeitnehmervertreter formuliert. Tatsächlich dürfte Haub durchaus in der Lage sein, die jetzt diskutierten Verluste zu tragen. Dass die Belastungen auf andere Teile seiner Holding wie Kik oder Obi durschlagen würden, ist bislang jedenfalls nicht bekannt.

Zugleich wird seit längerem auch von Mitarbeitern gerügt, dass es für die Übergangszeit kein echtes Fortführungskonzept gibt, mit dem Probleme wie sie jetzt offenbar in der IT auftreten, vermieden worden wären. Dass sich ein derart umstrittenes Verfahren über mehr als zwei Jahre erstrecken würde, sei zumindest absehbar gewesen, heißt es intern.

Die Optionen sind damit überschaubar und die Zeit läuft ab. Für die rund 15.000 Beschäftigten von Kaiser’s Tengelmann dürfte sich in dieser Woche viel entscheiden.

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