Im Geschäftsjahr 2010 war der europaweite Umsatz von Schlecker um rund 650 Millionen Euro auf 6,55 Milliarden Euro gesunken. Für 2011 rechnete das Unternehmen erneut mit sinkenden Erlösen. Zahlen zum Gewinn oder Verlust nennt Schlecker traditionell nicht. Die Mitarbeiterzahl lag Ende 2011 bei über 30 000 in Deutschland und weiteren rund 17 000 im Ausland.
Wie schlecht es um Schlecker tatsächlich stand, wollte zuletzt auch die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi wissen. Schlecker sei im Dezember mit der Bitte um Verhandlungen über einen Sanierungstarifvertrag an Verdi herangetreten, teilte die Gewerkschaft am Freitag mit. Nach dem Insolvenzantrag fordert Verdi vom Eigentümer „volles Engagement“. Verdi-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger sagte, gemeinsam mit den Betriebsräten und den Betroffenen werde die Gewerkschaft nun beraten, „welche konkreten Schritte kurzfristig eingeleitet werden müssen“.
Mitarbeiter erst spät informiert
Die Nachricht der Schlecker-Insolvenz erreichte auch die Mitarbeiter des Drogeriekonzerns erst am Freitag. Einem Schlecker-Sprecher zufolge gab es eine hausinterne Mitteilung; mit der schlechten Nachricht wurden jedoch viele über Internet und Radio überrascht. „Ich habe die Nachricht von der Insolvenz aus den Medien“, sagte die Verkäuferin einer Filiale in der Münchner Innenstadt am Freitag der Nachrichtenagentur AP. Selbst die Filialleitung habe bisher keine Informationen von der Geschäftsführung bekommen. Auch in Berlin wussten Mitarbeiter bis zur Veröffentlichung durch die Medien nichts von der Pleite. „Das habe ich nicht gewusst“, sagte eine Verkäuferin im Innenstadtbezirk Mitte. Sie habe nun Angst, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, fügte sie hinzu.
dm und Rossmann übernehmen die Spitze
Die Drogeriebranche in Deutschland ist seit Jahren umkämpft. Die Karlsruher Kette dm ist auf dem besten Weg an die Drogeriemarkt-Spitze. Auch hier gibt es keine Zahlen zum Ergebnis, das ebenfalls in Familieneigentum befindliche Unternehmen gibt sich aber nach eigenen Angaben mit einem Prozent Rendite zufrieden - und steckt das Geld ansonsten in soziale Projekte. Erlöst hat dm im Geschäftsjahr 2010/11 rund 6,17 Milliarden Euro, das war ein Plus von 9,3 Prozent Plus im Vergleich zum Vorjahr. Von den 2.536 Filialen liegen 1256 in Deutschland. Ihre Grundfläche ist grundsätzlich größer als die der Konkurrenz, insbesondere die der Schlecker-Läden. Von den rund 39 100 Beschäftigten arbeiten 25 450 in Deutschland.
Rossmann ist die drittgrößte deutsche Drogeriekette hat 2011 erstmals in ihrer 40-jährigen Firmengeschichte die Fünf-Milliarden-Umsatzmarke geknackt. Das hat das Unternehmen vor zwei Wochen bekanntgegeben. Die Insolvenz von Schlecker kommt aus Sicht des Konkurrenten Rossmann nicht unerwartet. Dirk Roßmann, Gründer der Drogeriekette Rossmann in Burgwedel bei Hannover, sagte der Nachrichtenagentur dpa am Freitag: „Die Insolvenz ist eine Katastrophe für die Mitarbeiter und die Inhaberfamilie, die ich seit über 35 Jahren persönlich kenne.“ Der Umsatz lag bei 5,12 Milliarden Euro, ein Plus von 10,5 Prozent. Zum Ergebnis macht das Unternehmen aus Burgwedel in Niedersachsen keine Angaben. Für das Jahr 2012 wird ein Gesamtumsatz von 5,6 Milliarden Euro erwartet. Rossmann betreibt in sechs europäischen Ländern 2531 Märkte und beschäftigt rund 31 000 Mitarbeiter. In Deutschland will Rossmann in diesem Jahr 110 neue Verkaufsstellen eröffnen. Dabei sollen rund 1000 neue Arbeitsplätze entstehen. (Mit Material von ap, dpa, rtr)