Die Schweizer Nationalmannschaft ist am Sonntagsabend ins Achtelfinale der Europameisterschaft eingezogen – durch ein respektables 0:0 gegen Gastgeber Frankreich. Für das kleine Land durchaus eine stramme Leistung. Für das Schweizer Boulevard-Blatt „Blick“ ist der Erfolg an diesem Montag trotzdem nur eine Randnotiz. „Was ist bloß mit unseren Nati-Shirts los?“, titelt die Zeitung stattdessen in ihrer Online-Ausgabe.
Viel mehr als das Spiel an sich interessiert die Schweizer offenbar, warum die Trikots ihrer Spieler massenhaft gerissen sind. Gleich sechs Stars mussten ihre Jerseys wechseln, der ehemalige Mönchengladbacher Granit Xhaka sogar zwei Mal.
Dem Ausrüster Puma ist das Debakel ein Rätsel. „Unsere fünf Puma-Teams haben zuvor zehn Spiele bei der EM gespielt, ohne dass dieses Problem auftrat“, sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Nun würden die Spezialisten des fränkischen Konzerns das Material untersuchen. „Sobald wir die Ursache wissen, werden wir darüber informieren.“ Puma stattet neben der Schweiz auch Italien, Österreich, die Slowakei und Tschechien aus.
Das Trikot-Debakel nahm seinen Anfang, als der Franzose Bacary Sagna das Leibchen von Leverkusens Admir Mehmedi zerriss. Anschließend war es Paul Pogba, der Xhaka zum Trikotwechsel zwang. Später mussten die Schweizer Fabian Schär, Valon Behrami, Blerim Dzemaili und Breel Embolo zur Bank, um sich neue Jerseys zu besorgen.
Die Spieler nahmen das Trikot-Debakel mit Humor. „Ich hoffe, dass Puma keine Pariser macht“, scherzte Xherdan Shaqiri . Torwart Yann Sommer meinte: „Das zeigt, dass es ein harter Kampf war.“ Den Ausrüster müsse das Team deswegen keinesfalls wechseln, „weil Puma toll ist“. Xhaka sagte: „Uns Schweizer kann man nur so stoppen.“
Puma muss viel Spott über sich ergehen lassen
Tatsache ist, dass viele Spieler inzwischen sehr eng anliegende Trikots tragen. Zudem sind die Jerseys der Spieler wesentlich dünner als die Leibchen, die Fans im Sportgeschäft erwerben. Das sorgt dafür, dass sie leichter reißen. Im Internet und in den sozialen Medien musste Puma trotzdem viel Spott ertragen.
Die einen sprachen von „Schweizer-Käse-Trikots“. Andere spekulierten, dass die Einschaltquoten bei der Frauen-EM in die Höhe schießen, wenn Puma die Jerseys liefert. Bedrohlich für Puma hingegen ist, dass einige Twitter-Nutzer ankündigten, die Marke künftig zu meiden.
Puma ist die Nummer drei im Fußball-Geschäft, mit deutlichem Abstand auf Nike und Adidas. Die zwei größten Sportkonzerne der Welt dominieren das lukrative Geschäft mit Kickstiefeln. Neun von zehn Fußball-Schuhen stammen von den beiden Marken. Bei den Trikots mischen zwar auch kleinere Labels wie Puma oder Umbro mit.
Doch die ganz großen Teams stehen fast alle bei Nike und Adidas unter Vertrag. Erklärtes Ziel von Puma-Chef Björn Gulden ist es, Boden gut zu machen in der beliebtesten Sportart der Welt. Er war zuletzt auf gutem Weg, zumindest bis Sonntagabend. „Puma macht einen guten Job, wir arbeiten partnerschaftlich zusammen“, betont Jochen Schnell, Vorstand des Sporthändlerverbunds Intersport.
Doch auch Puma-Konkurrent Adidas musste während des Spiels in Lille eine Schlappe hinnehmen. Die Marke mit den drei Streifen stellt die Bälle bei der EM, prompt platzte eines der „Beau Jeu“ genannten Modelle bei einem Zweikampf zwischen Griezmann und Behrami.