EM-Ausrüster Puma "Schweizer-Käse-Trikots" werden zum PR-Debakel

Der wichtigste Mann bei den Schweizern war der Zeugwart: Im Spiel gegen Frankreich sind bei mehr als der Hälfte der Mannschaft die Trikots zerrissen. Ausrüster Puma muss ordentlich einstecken.

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Puma untersucht Material - und das Netz lacht
Die Schweizer Nationalmannschaft ist am Sonntagsabend ins Achtelfinale der Europameisterschaft eingezogen – durch ein respektables 0:0 gegen Gastgeber Frankreich. Für das kleine Land durchaus eine stramme Leistung. Dennoch war den meisten Schweizer Medien der Sieg nur eine kleine Randnotiz wert. Viel mehr als das Spiel an sich interessierten sich die Schweizer dafür, warum die Trikots ihrer Spieler massenhaft gerissen sind. Gleich sechs Stars mussten ihre Jerseys wechseln, der ehemalige Mönchengladbacher Granit Xhaka sogar zwei Mal.  Quelle: dpa
Den Anfang machte Admir Mehmedi, der bereits nach zehn Minuten ein neues Leibchen benötigte, nachdem ihm Frankreichs Baccary Sagna "an die Wäsche" gegangen war. Quelle: imago images
Rund 30 Minuten später folgte der nächste freie Oberkörper. Diesmal erwischte es den ehemaligen Mönchengladbacher Granit Xhaka. Paul Pogba (Frankreich) zerriss dem Schweizer Kapitän das Trikot. Quelle: imago images
Wenig später mussten auch die Schweizer Fabian Schär, Valon Behrami, Blerim Dzemaili und Breel Embolo zur Bank, um sich neue Trikots zu besorgen. Quelle: dpa
Das Schweizer Nationalteam nahm den Vorfall mit Humor. „Ich hoffe, dass Puma keine Pariser macht, sonst wäre das nicht gut“, sagte Xherdan Shaqiri (24) dem Schweizer Fernsehen SRF. Der Schweizer Torhüter Yann Sommer hatte die zerfetzten Trikots als Zeichen eines intensiven und kampfbetonten Spiels gewertet. Gleichwohl räumte Sommer ein, dass es vielleicht ein bisschen viele kaputte Shirts gab. Puma lobte er dennoch als „großartig“. Quelle: dpa
Der fränkische Ausrüster Puma kündigte eine Überprüfung an. „Unsere Produktexperten untersuchen derzeit das Trikotmaterial. Sobald wir die Ursache wissen, werden wir darüber informieren“, sagte eine Puma-Sprecherin am Montag. Sie betonte außerdem, dass in den zehn EM-Spielen der fünf von Puma ausgerüsteten Teams zuvor „dieses Problem“ nicht aufgetreten sei. Quelle: imago images
Über den Sportartikel-Hersteller hatte sich am Sonntagabend via Twitter unter dem Hashtag #trikotgate Häme und Spott ergossen. Die einen sprachen von „Schweizer-Käse-Trikots“. Andere spekulierten, dass die Einschaltquoten bei der Frauen-EM in die Höhe schießen, wenn Puma die Jerseys liefert. Bedrohlich für Puma hingegen ist, dass einige Twitter-Nutzer ankündigten, die Marke künftig zu meiden. Quelle: dpa

Die Schweizer Nationalmannschaft ist am Sonntagsabend ins Achtelfinale der Europameisterschaft eingezogen – durch ein respektables 0:0 gegen Gastgeber Frankreich. Für das kleine Land durchaus eine stramme Leistung. Für das Schweizer Boulevard-Blatt „Blick“ ist der Erfolg an diesem Montag trotzdem nur eine Randnotiz. „Was ist bloß mit unseren Nati-Shirts los?“, titelt die Zeitung stattdessen in ihrer Online-Ausgabe.

Viel mehr als das Spiel an sich interessiert die Schweizer offenbar, warum die Trikots ihrer Spieler massenhaft gerissen sind. Gleich sechs Stars mussten ihre Jerseys wechseln, der ehemalige Mönchengladbacher Granit Xhaka sogar zwei Mal.

Dem Ausrüster Puma ist das Debakel ein Rätsel. „Unsere fünf Puma-Teams haben zuvor zehn Spiele bei der EM gespielt, ohne dass dieses Problem auftrat“, sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Nun würden die Spezialisten des fränkischen Konzerns das Material untersuchen. „Sobald wir die Ursache wissen, werden wir darüber informieren.“ Puma stattet neben der Schweiz auch Italien, Österreich, die Slowakei und Tschechien aus.

Das Trikot-Debakel nahm seinen Anfang, als der Franzose Bacary Sagna das Leibchen von Leverkusens Admir Mehmedi zerriss. Anschließend war es Paul Pogba, der Xhaka zum Trikotwechsel zwang. Später mussten die Schweizer Fabian Schär, Valon Behrami, Blerim Dzemaili und Breel Embolo zur Bank, um sich neue Jerseys zu besorgen.

Die Spieler nahmen das Trikot-Debakel mit Humor. „Ich hoffe, dass Puma keine Pariser macht“, scherzte Xherdan Shaqiri . Torwart Yann Sommer meinte: „Das zeigt, dass es ein harter Kampf war.“ Den Ausrüster müsse das Team deswegen keinesfalls wechseln, „weil Puma toll ist“. Xhaka sagte: „Uns Schweizer kann man nur so stoppen.“

Puma muss viel Spott über sich ergehen lassen

Tatsache ist, dass viele Spieler inzwischen sehr eng anliegende Trikots tragen. Zudem sind die Jerseys der Spieler wesentlich dünner als die Leibchen, die Fans im Sportgeschäft erwerben. Das sorgt dafür, dass sie leichter reißen. Im Internet und in den sozialen Medien musste Puma trotzdem viel Spott ertragen.

Die einen sprachen von „Schweizer-Käse-Trikots“. Andere spekulierten, dass die Einschaltquoten bei der Frauen-EM in die Höhe schießen, wenn Puma die Jerseys liefert. Bedrohlich für Puma hingegen ist, dass einige Twitter-Nutzer ankündigten, die Marke künftig zu meiden.

Puma ist die Nummer drei im Fußball-Geschäft, mit deutlichem Abstand auf Nike und Adidas. Die zwei größten Sportkonzerne der Welt dominieren das lukrative Geschäft mit Kickstiefeln. Neun von zehn Fußball-Schuhen stammen von den beiden Marken. Bei den Trikots mischen zwar auch kleinere Labels wie Puma oder Umbro mit.

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Doch die ganz großen Teams stehen fast alle bei Nike und Adidas unter Vertrag. Erklärtes Ziel von Puma-Chef Björn Gulden ist es, Boden gut zu machen in der beliebtesten Sportart der Welt. Er war zuletzt auf gutem Weg, zumindest bis Sonntagabend. „Puma macht einen guten Job, wir arbeiten partnerschaftlich zusammen“, betont Jochen Schnell, Vorstand des Sporthändlerverbunds Intersport.

Doch auch Puma-Konkurrent Adidas musste während des Spiels in Lille eine Schlappe hinnehmen. Die Marke mit den drei Streifen stellt die Bälle bei der EM, prompt platzte eines der „Beau Jeu“ genannten Modelle bei einem Zweikampf zwischen Griezmann und Behrami.

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