Ende einer Restaurant-Ikone „Four Seasons“ macht dicht

Seit fast 60 Jahren ist das Restaurant „Four Seasons“ eine New Yorker Institution. Es gilt in den USA als Erfinder des „Power Lunch“, viele Stars sind Stammgäste. Doch jetzt verlängert der Besitzer den Vertrag nicht.

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Das Restaurant „Four Seasons“ in New York muss schließen. Quelle: Jennifer Calais Smith/dpa

New York Immer wieder halten schwarze Limousinen und gelbe Taxis vor dem überdachten Eingang in einer Seitenstraße der New Yorker Park Avenue. Männer in Maßanzügen und Frauen in edlen Kleidern steigen aus und verschwinden hinter der Tür. „The Four Seasons“ steht in Großbuchstaben über dem Eingang. Seit fast 60 Jahren gilt das Edelrestaurant in einem Seitenflügel des Seagram-Hochhauses von Star-Architekt Mies van der Rohe (1868-1969) als Institution, doch am Samstag (16. Juli) wird es zum letzten Mal an diesem Ort seinen berühmten dreigängigen „Poolside Lunch“ für 59 Dollar (etwa 53 Euro) servieren.

„Die Schließung markiert das Ende einer Ära“, jammert die „New York Times“. „Das „Four Seasons“ war wahrscheinlich das wichtigste New Yorker Restaurant des 20. Jahrhunderts, es hat die noble Esskultur amerikanisiert und viele Trends gestartet, die die Restaurantszene in den USA bis heute dominieren.“ Die saisonale Speisekarte beispielsweise, oder das so genannte „farm to table“-Konzept mit frischen Zutaten aus lokaler Quelle, heute allgegenwärtig.

Vor allem aber: Den „Power Lunch“. Im „Four Seasons“ geht es um sehen und gesehen werden. Prominente wie die „Vogue“-Chefin Anna Wintour, die Moderatorin Barbara Walters, der frühere US-Außenminister Henry Kissinger oder das deutsche Model Heidi Klum sind Stammgäste, dazwischen sitzen steinreiche Banker, einflussreiche Journalisten und Verlagsmanager und Politiker. Das „Four Seasons“ meistere die „feine Kunst, New Yorks größte Egos unterzubringen“, schrieb die „New York Times“.

In das Lokal, das 1959 eröffnete, wurden damals stolze 4,5 Millionen Dollar investiert. Für die Inneneinrichtung zeichnete der Star-Designer Philip Johnson (1906-2005) verantwortlich, der auch das Wasserbecken in der Mitte des Raums mit der hohen Decke und den bodentiefen Fenstern erdachte. Zum Vergleich: Das Guggenheim-Museum am Central Park, das im selben Jahr eröffnete, kostete drei Millionen Dollar.


Inventar soll versteigert werden

Das „Four Seasons“ geht nicht freiwillig. Seit 21 Jahren führen Julian Niccolini und Alex von Bidder das Lokal – profitabel, wie es in Medienberichten heißt. Aber 2000 wurde das Seagram-Gebäude an den 1960 in Frankfurt geborenen Immobilien-Mogul Aby Rosen und seine Firma RFR Holding verkauft, und der hat den auslaufenden Mietvertrag des Luxusrestaurants nicht verlängert. „Ich mag die Betreiber sehr gerne“, sagte er der „New York Times“. „Aber ihre Zeit ist vorbei und manchmal müssen auch großartige Dinge wieder verschwinden.“

Einen kleinen Vorgeschmack hatte Rosen schon im vergangenen Jahr geliefert, als er „Le Tricorne“ rausgeschmissen hatte – einen etwa sechs mal sechs Meter großen Wandteppich von Pablo Picasso, das größte Werk des Künstlers in den USA. Mehr als 50 Jahre hatte der Teppich das „Four Seasons“ geschmückt. „Picasso Alley“ wurde der Korridor mit dem Vorhang liebevoll genannt, Kunstexperten schwärmten von der Kombination des Picassos und des lichtdurchfluteten Glasgebäudes. Rosen nicht. „Es ist meine Immobilie. Es ist ein Kunstwerk in meiner Immobilie. Ich sollte das Recht haben, zu verlangen, dass es entfernt wird, aus welchem Grund auch immer.“

Als nächstes muss jetzt also das „Four Seasons“ gehen. Sein Inventar soll bei einer Auktion Ende Juli versteigert werden – Töpfe ab 300 Dollar, Stühle ab 1.000 und ein Kaffeeservice ab 500. In die Räume soll ein neues Restaurant einziehen. Die Betreiber des „Four Seasons“ haben versprochen, in einer Entfernung von fünf Minuten Gehminuten ebenfalls ein neues Lokal zu eröffnen. Aber, so titelte bereits die „New York Times“: „Das Mittagessen wird nie wieder so sein, wie es einmal war.“

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