Erfinder Elmar Mock "Was die Swatch geworden ist, war nicht mein Traum"

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Innovation ist eine positive Sucht

Woran arbeiten Sie derzeit? 
Wir arbeiten unter anderem daran, wie man mit viel weniger Wasser duschen kann. Wie kann man mehr bekommen mit weniger Verbrauch? 

Eines der üblichen Klischees des Erfinders zeigt ihn als eigenbrötlerischen Tüftler, der im Verborgenen Dinge ausheckt. Das ist es also gar nicht? 
Nein, die Zufriedenheit mit der Arbeit kommt auch daraus, dass wir alles im Team erarbeiten. Wie lässt sich durch Kreativität vieler Menschen ein technisch anderer Weg finden, das ist spannend. Der Prozess ist meine Leidenschaft und mein Leben. 

Welche Uhr passt zu mir?
Aus dem Schwarzwald kommt die Meister Driver mit Handaufzug. Junghans greift historische Uhrenästhetik auf. Dazu zählt zum Beispiel der äußere Rand, der aussieht wie Schienengleise und im französischen Uhrensprech auch so heißt. Eine geradlinige Uhr mit mechanischem Uhrwerk ist für unter 1200 Euro zu haben. Quelle: PR
Das Unternehmen Laco aus Pforzheim interpretiert geschickt Entwürfe, die in der Uhrenwelt den Status des Klassikers erreicht haben - in diesem Fall Bauhaus-Entwürfe, wie sie schon vor vielen Jahrzehnten in Glashütte gefertigt wurden. In der Cottbus 40, die immerhin auch das Datum anzeigt, steckt für 400 Euro ein mechanisches Uhrwerk. Mit einem anderen Armband ändert die Uhr auch immer ihre Wirkung. Ein Modell, das wandelbar ist. Quelle: PR
Die Davosa Ternos ähnelt nicht nur ein wenig einer Rolex Submariner - sie sieht im Grunde exakt so aus. Das mag für Rolex ärgerlich sein, da aber der Schriftzug die Uhr klar als Nicht-Rolex ausweist, ist sie eben auch kein Fake, die gerne unter seltsamen Bedingungen auf den Straßen der Metropolen der Welt verhökert werden. Die Davosa ist auch keine Billiguhr - aber im Vergleich zum optischen Vorbild mit knapp über 1000 Euro um ein vielfaches günstiger. Und aus der Entfernung kaum von der zu unterscheiden. Quelle: PR
Mit Limitierungen versuchen selbst die prestigeträchtigsten Marken, den Markt für Sammler von hochwertigen Uhren zu befeuern. Was rar ist, ist begehrt. Dafür werden die Jahreszahlen von Geburtsjahrgängen des Unternehmensgründer bis zum schlichten Geburtstag des Modelles alle möglichen Begründungen für exakt diese Zahl angegeben. Bei Stowa aus Baden-Württemberg ist es nun das eigene 90-jährige Firmenjubiläum. 90 Stück gibt es deswegen jeweils von den Varianten der Fliegeruhren. Das kostet dann 1120 Euro - samt mechanischem Automatikwerk und Glasboden. Quelle: PR
Das Unternehmen Sinn ist ein Sonderfall unter den Uhrenherstellern, stammt es doch weder aus der Schmuckstadt Pforzheim oder einer der Schweizer Orte wie Le Brassus, deren Ortsnamen schon Uhrenkenner mit der Zunge schnalzen lassen. Aber Sinn hat sich von Frankfurt aus einen Ruf erarbeitet. Das Modell 240C kostet immerhin 2000 Euro, zeigt aber in einem Edelstahlgehäuse mit kratzfestem Saphirglas auch eine zweite Zeitzone an. Quelle: PR

Erkennen Sie bereits beim Anmelden eines Patents, dass es unter Umständen grundlegend Dinge verändert, so wie es die Swatch getan hat? 
Gar nicht, das beurteile ich auch nicht. Ich erkläre Ihnen warum. Eines Tages hatte ich einen Supermechanismus im Uhrenbereich erfunden. Und ich bin dann sehr schnell zur Patentabteilung gegangen und habe gesagt, „Schaut mal, das könnte man so lösen, das ist genial, oder?“ Ich habe mir für ein paar Tage auf die Schultern geklopft. Und dann kamen die Experten aus dem Patentwesen und sagten: „Ja, das ist eine gute Idee, aber das wurde im Jahr 1880 bereits angewendet.“ Ich habe ein Jahrhundert Verspätung gehabt. Aber die Freude war in dem Moment dennoch die gleiche. Es ist wie Ski fahren im unberührten Tiefschnee, diese Freude, das Gefühl zu haben, der erste zu sein, der dort hinunter fährt.  

Ihre Trauer hielt sich also in Grenzen? 
Ja. Der Wert einer Erfindung erschließt sich erst hinterher. Sie können auch nicht beschließen, ein Heiliger zu werden. Das erfolgt post mortem. Aber sie können versuchen, das Bestmögliche zu machen. Es geht also nicht um Ehre oder um Geld, sondern um die Freude, etwas zu entdecken. Deswegen trägt die Firma, die ich gegründet habe auch diesen etwas komischen Namen „Creaholic“. Innovation ist eine positive Sucht. 

Ist das der entscheidende Unterschied zu einem Ingenieurbüro? Ihr Unternehmen sucht schließlich technische Lösungen. 
Ein Ingenieur versucht, ein Ziel zu erreichen. Ein Erfinder versucht nicht, ein Ziel zu erreichen, das man ihm vorgegeben hat. Er sucht einen anderen Weg. Der gute Ingenieur und der gute Projektleiter hält sein Wort. Der gute Erfinder und der gute Innovator bricht sein Wort.

Für Freunde und Querdenker
Seit Oktober 2017 erhältlich ist diese Metro Neomatik von Nomos Glashütte mit einem sogenannten Silver-Cut-Schliff im Zifferblatt. Quelle: PR
An einer Rolex kommt man kaum vorbei: Erfahrene Sammler schätzen ihre robuste Alltagsfähigkeit, Rapper ihr Prestige, spitze Rechner mit der Wertentwicklung. Unter den 10 am häufigsten gesuchten Uhrenmodellen bei der Plattform Chronext landeten neun aus dem Hause Rolex. Die Oyster Submariner ist ein Klassiker. Sie gehört zur Standardausrüstung vieler Berater. Sie ist so erfolgreich, dass zahllose Modelle die Optik aufgreifen. Quelle: PR
Das Unternehmen Wempe ist in erster Linie ein sehr großer Juwelier mit Filialen in aller Welt. Dort bekommt man Uhren fast aller wichtigen Marken. Aber auch welche, die den eigenen Namen auf dem Zifferblatt tragen. Früher war es nicht unüblich, dass sich Juweliere Uhren haben bauen lassen, um sie mit ihrem Namen zu verzieren. Wempe hat in Glashütte aber sogar eine eigene Produktion. Dieses Modell lehnt sich eng an die erfolgreiche Optik der Uhren aus dem Hause Rolex an, ist aber deutlich billiger. Es handelt sich sogar um einen Chronometer. Das bedeutet, dass die Uhr sich einem staatlichen Genauigkeitstest unterziehen muss. Diese Prüfstelle befindet sich ebenfalls in Glashütte, es ist eine Filiale des Eichamts in Sachsen. Quelle: PR
Die Schweizer Marke Baume & Mercier gehört zum großen Luxusreich von Richemont. Clifton Club heißt die neue Serie, mit der ebenfalls das Publikum angesprochen wird, das sich für eine prägnante sportliche Uhr begeistert und etwas sucht, das schmückt, ohne zu auffällig zu wirken. Zwischen 2000 bis 3000 Euro kosten die Modelle je nach Ausführung des Armbands. Quelle: PR

Ihre Auftraggeber möchten doch aber auch Ergebnisse sehen, oder nicht?
Die Frage ist immer die nach dem Warum. Oft kommen Menschen mit einem Ziel auf uns zu. Aber die Frage ist die nach dem Warum. Über diesen Weg können sie zu anderen Wegen, Zielen, gar Lösungen kommen. Die Welt möchte, dass wir wie ein GPS funktionieren. Sie möchte wissen, wo sind die Fortschritte, wie lange dauert das Projekt, was werden die Kosten sein. Innovation ist mehr ein Irrgarten. Sie wissen, wo sie sich ungefähr hinbewegen werden. Entlang der Wege entdecken sie neue Wände. Und das Ziel des Labyrinths ist es, rauszugehen also in eine Richtung, die Sinn ergibt. Und sie wissen am Anfang nicht, wo das hingeht. Sie können das nicht planen. Wenn Sie ein Pflichtenheft und eine Marktanalyse haben – sprechen wir dann wirklich von Innovation? 

Für Kenner und Detailverliebte
Eleganter und feinsinniger kann man seine Kollegen nicht hinters Licht führen. Mechanische Uhren lassen sich von weitem in nahezu allen Fällen daran erkennen, dass der Sekundenzeiger nicht springt, sondern wandert. Je höher die Schwingung im Uhrwerk getaktet ist, desto gleichmäßiger zieht der Sekundenzeiger übers Zifferblatt. Appledesigner Jonathan Ive legte Wert darauf, die analogen Zifferblätter der Applewatch dementsprechend zu programmieren. Die True Seconds Geophysique der Manufaktur Jaeger LeCoultre hat einen springenden Sekundenzeiger. Wie eine Quarzuhr. Die uhrmacherische Finesse, die dafür nötig ist, um das zu realisieren, lässt sich Jaeger LeCoultre mit rund 7000 Euro bezahlen. Quelle: PR
Diese Uhr muss man sich verdienen. Nicht nur das Geld für den Kaufpreis, sondern auch beim Händler. Es ist eine Jubiläumsuhr anlässlich des 40. Geburtstages der Nautilus der Genfer Manufaktur Patek Philippe. Einst ein Wagnis für die Marke, die seit je im obersten Segment Uhren verkauft, wurde sie trotz des vermeintlich unedlen Materials Stahl zum Erfolg. 2016 dann kam mit der 5711/P eine optisch kaum vom Vorgänger zu unterscheidendes Modell auf den Markt. Die Besonderheit: Platingehäuse. Der Kaufpreis liegt bei 90.000 Euro, wenn Sie denn eine bekommen. Quelle: PR
Schlicht. Schön. Unauffällig. Das ist eine Uhr für jeden Tag, trotzdem ist sie ausgesprochen rar. Ein Automatikwerk aus der Manufaktur Parmigiani in einem Gehäuse aus Weißgold, das mit dem bloßen Auge auch für eines aus Stahl durchgehen würde. Die Uhr kostet allerdings knapp 10.000 Euro. Quelle: PR
Sieht aus wie ein hochwertiges Farbdisplay, sind aber mechanische Scheiben in Öl unter Glas. Eine optische Täuschung mit tickendem Herz, die aus dem Hause Ressence kommt. Für den Typ 3 müssen 33.000 Euro bezahlt werden. Quelle: PR

Und darauf lassen sich Unternehmen in dieser Zeit ein?
Unsere Projekte beginnen oft mit einer konkreten Fragestellung. Und das ist auch sehr gut. Das Vertrauen wächst mit der Zeit. Das Kennenlernen gehört dazu. 90 Prozent des Umsatzes von Creaholic ist mit Unternehmen, die seit mehr als 10 Jahren mit verschiedenen Projekten unsere Kunden sind. Sie kommen nicht zurück, weil sie Masochisten sind, sondern weil sie einen Weg suchen, die die traditionelle Mannschaft anders gelöst hätte. Ich bin ein normaler Mensch, aber Zeit meines Lebens war ich auf der Suche nach den richtigen Fragen, nach dem warum und wie es wäre, wenn. Das ist nicht allein auf die Technik bezogen, das ist ganzheitlich zu sehen. Die Sicht des Kunden und des Benutzers ist wichtiger als die des Produzenten. 

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