Mit ihrem Weniger-Zucker-Kurs liegen Lidl und die anderen Ketten auf Linie des Bundesernährungsministeriums - die Behörde hatte kürzlich eine Strategie entwickelt, der zufolge der Zucker- und Salzgehalt in Lebensmitteln mit freiwilligen Vorgaben der Firmen gesenkt werden soll.
Aus Sicht von Foodwatch ist das jedoch der falsche Weg. Fettleibigkeit und Diabetes sind Sicht der Organisation eine enorm hohe Gefahr für die öffentliche Gesundheit. „Da darf der Gesetzgeber nicht allein auf freiwillige Empfehlungen für die Wirtschaft setzen“, sagt Gesundheitsexperte Huizinga. Schon jetzt sei jeder vierte Bundesbürger stark übergewichtig, Tendenz steigend.
Firmen sollten zum Beispiel für die Herstellung besonders zuckriger Lebensmittelprodukte wie Cola extra besteuert werden. „Die meisten Erfrischungsgetränke machen nicht frisch, sondern krank.“ Aus seiner Sicht zeigen Supermärkte und Discounter nun zwar richtige Ansätze, aber das reiche nicht aus, so Huizinga.
Handelsexperte Heinemann wiederum hat Zweifel, dass sich am ungesunden Konsumverhalten in Deutschland alsbald etwas ändert. „Es gibt in Deutschland eine große Diskrepanz zwischen bekundetem und tatsächlichem Konsumverhalten“, sagt der Professor. „Fragt man den Verbraucher, was er kaufe im Supermarkt, nennt er nur gesunde Lebensmittel - doch wenn er vor dem Regal steht, kauft er trotzdem Cola und fettigen Schweinebauch zum Grillen.“
Der Verbraucher müsse dringend besser aufgeklärt werden. Es sei zwar positiv, dass es in der Supermarkt- und Discounterbranche Anzeichen zum langsamen Wandel gebe. „Das Angebot in den Regalen wird etwas besser, aber gut ist das noch lange nicht.“