Euler Hermes lässt Kaufhof fallen Was diese Krise so gefährlich macht

Der Kreditversicherer Euler Hermes straft Kaufhof ab und kürzt den Warenhaus-Lieferanten die Kreditlimits. Ein Alarmsignal, das Erinnerungen an die Arcandor-Krise weckt.

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Das Logo von Galeria Kaufhof in Chemnitz Quelle: dpa

Knapp neun Jahre ist es her, dass der Absturz des Handelskonzerns Arcandor so richtig Fahrt aufnahm. Zuvor verlief der Niedergang des Essener Unternehmens eher schleichend. Über Jahre hinweg bröckelten die Umsätze der damaligen Arcandor-Tochter Karstadt, Manager verließen das Unternehmen.

Im September 2008 zeigte sich erstmals deutlich, wie heikel die Lage wirklich war: Der Warenkreditversicherer Euler Hermes schränkte seine Ausfallgarantien für Warensendungen an Arcandor ein – und verschreckte damit Lieferanten und den Kapitalmarkt. Wenige Monate später mussten Arcandor und Karstadt Insolvenzanträge stellen.

Am Dienstag fühlte sich mancher Handelsmanager an den Beginn vom Ende von Arcandor erinnert. Das Fachmagazin „Textilwirtschaft“ und der „Spiegel“ hatten berichtet, dass Euler Hermes seine Ausfallgarantien für Galeria Kaufhof drastisch gesenkt hat.

Auch wenn die Lage bei Kaufhof noch nicht so verfahren scheint wie damals bei Karstadt, ist das Alarmsignal kaum zu überhören: Kaufhof und der kanadische Mutterkonzern Hudson’s Bay Company (HBC) stecken in einer Krise, die sich schnell zuspitzen kann.

Die Risikoeinschätzungen von Kreditversicherern besitzen im Handel eine ähnliche Bedeutung wie die Bewertungen von Ratingagenturen am Kapitalmarkt. Im Normalfall garantiert der Kreditversicherer den Herstellern einen Großteil ihrer Forderungen und schützt sie damit vor Forderungsausfällen. Befürchtet Euler Hermes jedoch drohende Zahlungsprobleme, reduziert der Versicherer diese Garantiehöhe. Für Lieferanten wird es riskanter, ihre Ware an die Handelskette zu liefern.

Das ist die Hudson's Bay Company

Genau das ist jetzt bei Kaufhof passiert. Die Muttergesellschaft HBC mühte sich denn auch nach Kräften, Zweifel an der Bonität ihres deutschen Ablegers zu zerstreuen. „Unsere Lieferanten können beruhigt sein“, teilte das Unternehmen mit. Dem Konzern stünde eine globale Kreditlinie über 2,25 Milliarden Dollar zur Verfügung. „Von Zeit zu Zeit“ würden Kreditversicherer schlicht ihre Risikolage überprüfen „und diese an die Marktgegebenheiten anpassen“, erklärte der Konzern.

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Tatsächlich bleibt zunächst offen, ob Euler Hermes die Reißleine wegen Kaufhofs Geschäftslage in Deutschland gezogen hat, oder aber Turbulenzen bei der amerikanischen Mutter mit entsprechenden Rückwirkungen für die deutschen Warenhäuser befürchtet.

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