EXKLUSIV: Tönnies gegen Tönnies Mitgesellschafter lehnt Wirtschaftsprüfer ab

Deutschlands größter Schweineschlachtbetrieb steht ohne Wirtschaftsprüfer da. Das renommierte Prüf- und Beratungsunternehmen PWC wurde vom Mitgesellschafter Robert Tönnies abgelehnt.

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Das internationale Prüf- und Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers (PWC), das die Holdingsbilanz des 4,3 Milliarden Euro schweren Fleischkonzerns erstmals im Jahr 2010 geprüft hatte, wurde von Mitgesellschafter Robert Tönnies als Prüfer für die 2011er-Bilanz wegen Befangenheit abgelehnt. Laut Robert Tönnies‘ Stuttgarter Anwalt Mark Binz sei PWC auch beim Wursthersteller zur Mühlen (Redlefsen, Böklunder) beratend tätig, der wiederum mehrheitlich Roberts Onkel und Tönnies-Gesellschafter Clemens Tönnies gehört.

PWC und die Anwälte von Clemens Tönnies weisen die Vorwürfe der Befangenheit zurück. PWC sei nach einem langwierigen Verfahren erst im vergangenen Jahr ausgesucht worden – unter uneingeschränkter Zustimmung aller Gesellschafter, so die Experten der Kanzlei Hengeler Mueller in Düsseldorf, die die Interessen von Clemens Tönnies vertreten. Fakt ist jedoch: der Wirtschaftsprüfer wird jetzt vom Amtsgericht in Gütersloh von Amtswegen bestellt.

Langanhaltender Streit

Um die privaten Beteiligungen von Clemens Tönnies, der nebenbei auch noch Aufsichtsratschef des Fußballbundesligisten Schalke 04 ist, ist seit Monaten ein unappetitlicher Streit entbrannt. Robert Tönnies, laut Aussagen seines Anwalts mittlerweile mit 50 Prozent am Unternehmen beteiligt, verlangt die Einbringung der Privatbeteiligungen seines Onkels in das gemeinsame Familienunternehmen. Clemens Tönnies hält ebenfalls 50 Prozent der Anteile an Deutschlands größtem Schweineschlachtbetrieb.

Darüber hinaus streiten Onkel und Neffe seit Jahresbeginn darum, wer im Unternehmen künftig das Sagen hat. Beim Streit um den Abschlussprüfer gehe es nicht um den Wirtschaftsprüfer und dessen Objektivität, sagt ein Vertrauter von Clemens Tönnies.

Es gehe einzig und allein darum, die Gegenseite zu ärgern und mit Nadelstichen mürbe zu machen. Mark Binz, Anwalt von Robert Tönnies, macht aus diese Vorgehensweise allerdings auch keinen Hehl. In einem Beitrag für die Fachzeitschrift „Unternehmermagazin“ vom Herbst vergangenen Jahres schreibt er unter der Überschrift „Opfer und Täter – Lästige Gesellschafter in Familienunternehmen“: „Ein aus Verärgerung besonders motivierter Minderheitsgesellschafter wird […] die Feststellung der Bilanz blockieren."

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