Familie Schlecker zahlt vier Millionen Euro Es ist noch verdammt viel da

Ex-Drogeriekönig Anton Schlecker steht wegen vorsätzlichem Bankrotts vor Gericht. Dort überrascht die Familie nun mit einer Überweisung. Der Insolvenzverwalter erhält vier Millionen Euro – als „Schadenswiedergutmachung“.

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Anton Schlecker: Familie zahlt vier Millionen Euro Quelle: dpa

Stuttgart Ex-Drogeriemarktkönig Anton Schlecker und seine Kinder haben weitere vier Millionen Euro an den Insolvenzverwalter ihrer 2012 untergegangenen Kette gezahlt. Dies teilten sie am Montag im Bankrottprozess vor dem Landgericht Stuttgart mit.

Die zusammen mit ihrem Vater angeklagten Kinder Lars und Meike steuerten je eine Million Euro bei, Schleckers Frau überwies auf Bitten ihres Mannes zwei Millionen Euro. Er selbst, sagte Anton Schlecker, habe durch die Insolvenz sein gesamtes Vermögen verloren.

Lars Schlecker sprach in einer persönlichen Erklärung von „Schadenswiedergutmachung“ – betonte aber zugleich erneut, noch kurz vor der Insolvenz „nicht im Geringsten“ mit einer Überschuldung gerechnet zu haben. Den beiden Kindern gehörte die Logistikfirma LDG, über die Schlecker nach Meinung der Staatsanwaltschaft Gelder aus der Drogeriekette gezogen hatte.

2013 hatte die Familie schon einmal gut zehn Millionen Euro an den Insolvenzverwalter gezahlt. Das Geld fließt in die Insolvenzmasse, insgesamt haben die Gläubiger inzwischen mehr als eine Milliarde Euro an Forderungen angemeldet. Einen Teil davon will der Verwalter über Schadenersatzklagen gegen einstige Lieferanten eintreiben.

Insgesamt haben die Schleckers damit bereits 14 Millionen Euro an den Insolvenzverwalter überwiesen. Das ist vor allem vor dem Hintergrund interessant, dass Meike Schlecker bei der Verkündung der Insolvent mit tränenerstickter Stimme gesagt hatte: „Es ist nichts mehr da.“ Ihr Vater habe das gesamte Vermögen der Familie in das Unternehmen gesteckt.

Schlecker ging im Januar 2012 insolvent, zehntausende Mitarbeiter verloren ihre Jobs. Anton Schlecker steht seit März unter anderem wegen vorsätzlichen Bankrotts vor Gericht. Unter anderem wird ihm vorgeworfen, im Angesicht der Zahlungsunfähigkeit noch Geld aus dem Unternehmen gezogen zu haben – was Anton Schlecker abstreitet.

Der Firmengründer – so der Vorwurf – soll ab 2009 etwa 25 Millionen Euro an seine Kinder verschoben und somit dem Zugriff der Gläubiger entzogen haben. Als eingetragener Kaufmann haftete er mit seinem Privatvermögen für den Schlecker-Konzern, seine Kinder nicht.

Die Vorwürfe erstrecken sich auch auf weitere Klagepunkte, die teilweise nur bestimmte Zeitabschnitte umfassen. Knackpunkt in dem Prozess ist die Frage, wann dem Konzern die Insolvenz drohte – ab dann hätte der heute 72-Jährige keinen Cent mehr aus der Firma ziehen dürfen.

Zuletzt hatte das Gericht das Verfahren in einigen Punkten eingestellt und damit die Liste der Vorwürfe ein Stück kürzer gemacht. Das Strafverfahren gegen Anton Schleckers Frau Christa war schon im Mai gegen eine Auflage von 60.000 Euro eingestellt worden.

Für den kommenden Montag sind die Plädoyers geplant, das Urteil könnte dann wiederum eine Woche später am 27. November folgen.

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