Fastfood-Kette Der Inder, der gegen McDonald's rebelliert

McDonald's will sich von seinem indischen Geschäftspartner trennen – und hat deshalb die Schließung von fast 170 Filialen angeordnet. Doch der 62 Jahre alte Unternehmer leistet Widerstand.

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Nach dem Willen von McDonald's dürften hier schon längst keine Burger mehr gebraten werden. Quelle: AP

Bangkok Eigentlich sollten die McDonald's-Filialen in Neu-Delhi längst geschlossen sein – zumindest wenn es nach dem Willen der amerikanischen Fastfood-Kette geht. Dass die indischen Hauptstadtbewohner in den Schnellrestaurants mit dem goldenen „M“ überhaupt noch Hamburger und Fritten serviert bekommen, liegt an einem Mann, der nicht so einfach aufgeben möchte: Er heißt Vikram Bakshi, ist 62 Jahre alt und Anführer des indischen Burger-Revolte gegen den US-Konzern.

Bakshi war einmal der wichtigste Partner von McDonald's auf dem Subkontinent. Nun stehen die Konzernvertreter und er sich wie Feinde gegenüber. Vor mehr als zwei Jahrzehnten gründete er zusammen mit McDonald's ein Gemeinschaftsunternehmen in Indien, das 1996 die erste McDonald's-Filiale nach Neu-Delhi brachte. Ein Machtkampf um das Joint Venture ist nun eskaliert. Gegen Bakshis Aufstand hat McDonald's bisher noch kein Rezept gefunden.

Dass die Geschäfte nicht ganz so laufen wie gewohnt, ist in vielen indischen McDonald's-Niederlassungen derzeit erst auf den zweiten Blick zu sehen. Immer noch gehen die speziell für den indischen Markt entwickelten Burger wie der Maharaja Mac, eine Big-Mac-Variante ohne Rindfleisch, und der McSpicy Paneer, ein vegetarisches Sandwich, über den Tresen.

Nur vereinzelt findet sich an bestimmten Menüpunkten der Hinweis „ausverkauft“ – zum Beispiel neben dem Eis McFlurry. Eine kurze Notiz informiert zudem, dass keine Tomaten verfügbar sind. „Wir bitten um Ihr Verständnis“, heißt es in dem Text.

Dass die Versorgung derzeit nicht ganz perfekt ist, dürften die meisten Kunden wohl tatsächlich nachvollziehen können. Denn der Konzern aus dem amerikanischen Bundesstaat Illinois versucht derzeit mit allen Mitteln, den Burgerverkauf zu stoppen. Im August kündigte er den Vertrag mit dem lokalen Franchisenehmer Connaught Plaza – das Joint Venture zwischen McDonald's und Bakshi, das beiden Partnern je zur Hälfte gehört und den Norden und Osten Indiens abdeckt.

Bis Anfang September hätten alle knapp 170 Filialen, die zu dem Gemeinschaftsunternehmen gehören, schließen sollen, lautete die Anordnung. Fünf Wochen sind seither vergangen – und Bakshi leistet immer noch Widerstand. „Wir machen so weiter wie bisher“, ließ der Unternehmer wissen.

McDonald's wirft ihm vor, sich nicht an vertragliche Vereinbarungen gehalten zu haben. So habe er unter anderem Lizenzzahlungen nicht rechtzeitig geleistet. Bakshi behauptet, McDonald's habe der verspäteten Zahlung zugestimmt. Er sieht die Anschuldigungen als Vorwand des Konzerns, um in einem lange schwelenden Machtkampf die Oberhand zu gewinnen.

Bakshis Darstellung nach wollte ihn McDonald's bereits 2008 loswerden. Sieben Millionen Dollar habe man ihm damals für seinen Joint-Venture-Anteil geboten. Der Unternehmer, der in der indischen Hauptstadt zu den bedeutendsten Immobilientycoons gehört, empfand das als viel zu wenig. Seinen Berechnungen zufolge wären 100 Millionen Dollar ein fairer Preis gewesen.


Der Burger-Streit könnte noch Jahre andauern

Nach langen Streitereien ließ McDonald's ihn 2013 von der Spitze des Joint Ventures absetzen. Er kämpfte sich jedoch zurück: In diesem Sommer setzte die Justizbehörde NCLT Bakshi wieder als Geschäftsführer ein – und ordnete McDonald's an, die Geschäfte des Unternehmens nicht mehr zu stören.

Die daraufhin folgende Kündigung des Franchisevertrags hält Bakshi für unrechtmäßig und klagt dagegen vor Gericht. Er wirft McDonald's vor, eine feindliche Übernahme anzustreben.

Der Fastfood-Konzern bestreitet das und versucht mit juristischen Mitteln, den Inder am weiteren Burgerverkauf zu hindern. „Wir werden weiterhin Maßnahmen treffen, um unsere rechtlichen und vertraglichen Rechte durchzusetzen“, teilt das Unternehmen mit.

Doch eine endgültige Klärung des Streits könnte noch lange dauern. Indiens Justizbehörden sind heillos überlastet. Verträge vor Gericht durchzusetzen dauert auf dem Subkontinent laut einer Studie der Weltbank im Durchschnitt fast vier Jahre.

McDonald's versucht, Bakshis Geschäfte deshalb auch mit anderen Methoden zu stoppen. So wendete sich das Unternehmen an alle Zulieferer und verkündete schriftlich das Ende der Geschäftsbeziehungen mit Bakshi. „Es wird indirekt Druck ausgeübt, die Lieferungen zu stoppen“, klagte der Unternehmer. Bisher ist es ihm aber offenbar gelungen, die Lieferkette im Großen und Ganzen aufrechtzuerhalten.

Über vereinzelt ausverkaufte Produkte und fehlende Zutaten sehen die Kunden noch hinweg. „Kein Zulieferer will die Geschäfte mit uns stoppen“, erklärt Bakshi. Denn sein Unternehmen sei bei den meisten Lieferanten der wichtigste Kunde.

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